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2. November 2022
Redaktion

Kellenwurfputz

Im alten Gebäudebestand trifft man traditionelle Kellenwurfputze regelmäßig an. In dem Beitrag stellen wir vor, wie man diesen Putz verarbeiten kann – zur Ausbesserung wie zur Neuherstellung.


Fotos: Bernd Ducke, Knauf. Quelle: Heck Wall Systems

Den ersten Eindruck eines Hauses hinterlässt immer die Fassade. Die Gliederung, die Oberflächen, aber auch die Details und die Farbgebung prägen das Erscheinungsbild. Bei näherer Betrachtung rückt die Struktur der verwendeten Putze in den Fokus. Gerade bei älteren Gebäuden, manchmal sogar unter Denkmalschutz stehend, festigt ihre individuelle Struktur in Kombination mit den verwendeten Farben das Bild für den Betrachter. Alte Gebäude haben dabei ihren eigenen Charme, den es im Zuge von Renovierungen und Sanierungen zu erhalten gilt. Das erfordert zwar meist mehr Aufwand für Eigentümer wie auch Handwerker sowie einen höheren finanziellen Einsatz, aber es lohnt sich auf lange Sicht.
Dazu passt die Verwendung historischer Fassadenputze. Damit lassen sich alte Häuser stilgerecht restaurieren, aber auch bei Neubauten setzen solche Fassaden reizvolle Akzente. Verwendet man moderne bzw. neue Materialien, liegt die Herausforderung für Hersteller darin, die Zusammensetzung so weiterzuentwickeln, dass der Putz den aktuellen baulichen wie energetischen Standards entspricht und sich für jeden Untergrund eignet. Das Risiko ist, dass das Material seinen traditionellen Charakter ungewollt verliert und eine Gleichförmigkeit eintritt.

Putz mit Handschrift

Traditionelle Techniken punkten vor allem damit, dass sie eine individuelle Handschrift erkennen lassen. Das liegt einerseits an der handwerklichen Verarbeitungstechnik, andererseits aber auch an häufig individuell gemischten Werkstoffen. Gängig war früher vor allem der Kellenwurfputz. Er hat sich über Jahrhunderte als robuster Geselle an vielen Gebäuden bewährt und zählt in Deutschland mit zu den am weitesten verbreiteten Oberflächenstrukturen. Er ist immer noch an vielen Gebäudesockeln, aber auch in der großflächigen Anwendung an großen Fassadenflächen zu finden.

Nachweisbar ist die Kellenwurfstruktur bereits seit dem 14. Jahrhundert, sie war besonders in der Jugendstil-Epoche weit verbreitet. Seit dem 20. Jahrhundert variieren die Strukturen aufgrund der Handhabung der Kellenform und Verarbeitungsweise des Putzes. Traditionsbewusste Verarbeiter schwören auf die klassische Verarbeitung mit der Dreieckskelle. Nur mit ihr sei die gewünschte klassische Struktur zu erzielen, was immer auch eine Herausforderung bei der partiellen Instandsetzung ist.

{pborder}In der Vergangenheit wurde der Putz als einlagiger Oberputz – oft als Eigenmischung mit rundem Korn gemischt – angeworfen, so dass eine geschlossene, lebendige Struktur entstand. Die Verwendung von gebrochenem Korn bei den Werksmischungen anstatt dem traditionellen Rundkorn wirkt sich auf die Struktur und damit auf die Optik aus. Unabhängig vom Material bestimmt die Fähigkeit des Handwerkers zum gleichmäßigen Anwerfen die Putzstruktur. Das Ergebnis ist dauerhaft an der Fassade sichtbar.

Werner Knöller

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Foto: kuraphoto/AdobeStock_428914080
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