Erste RAL-zertifizierte Baustelle
- Erstellt: 07. Dezember 2016

Stuckateur Harald Amann aus dem Schwarzwald hat nach erfolgreicher Schulung die erste RAL-zertifizierte Innendämm-Baustelle in Deutschland ausgeführt.
Harald Amann gehörte zu den ersten Teilnehmern an der FVID-Schulung zum Einbau RAL-zertifizierter Innendämmungen, die im Juni 2016 stattfand. Nach erfolgreicher Prüfung ist der Gipser- und Stuckateurmeister aus Grafenhausen einer unter sechs Fachunternehmern in der offiziellen Liste der RAL GG »Innendämmung«. Das Zertifikat weist seinen Betrieb als ein Fachunternehmen aus, das den fachmännischen Einbau einer Innendämmung nach den RAL Güte- und Prüfbestimmungen beherrscht. Nun konnte er seine erworbenen Kompetenzen in die Praxis umsetzen – und zwar in der ersten RAL-zertifizierten Baustelle für eine Innendämmung in Deutschland in Ühlingen-Birkendorf im südlichen Schwarzwald. Dabei mussten folgende Voraussetzungen erfüllt sein: Es wird ein RAL-zertifiziertes Innendämmsystem eingebaut und das gelistete Unternehmen bestätigt mittels einer Übereinstimmungserklärung den fachgerechten Einbau nach den RAL-Güte- und Prüfbestimmungen.
Qualitätsoffensive Innendämmung
Die GG-Cert »Gütegemeinschaft Naturstein, Kalk und Mörtel« hat mit fachlicher Unterstützung unter anderem durch den Fachverband Innendämmung (FVID) ein Zertifizierungs- und Qualifizierungssystem auf der Basis des RAL-Gütezeichens 964 entwickelt, das zusammen mit dem Bundesverband Innenausbau, Element- und Fertigbau (Bief) in einer »Qualitätsoffensive Innendämmung« umgesetzt wurde, um die fachliche Leistung des ausführenden Fachunternehmens zum Einbau RAL-zertifizierter Innendämmsysteme über mehrere Ebenen nach außen hin zu dokumentieren.
Im ersten Schritt der Initiative »Qualitätsoffensive Innendämmung« wurden die Systemkomponenten zertifiziert. Als erste erhielten die beiden Systemhersteller Gutex und Saint Gobain Weber das RAL-Zertifikat und zwar für die Kombination von Gutex Thermoroom und Webertherm-Baustoffsystem. Die Zertifikatsübergabe fand während der Messe »Farbe, Ausbau und Fassade« (FAF) im März 2016 in München statt. Weitere Produkte anderer Hersteller sollen demnächst zertifiziert werden. Im nächten Schritt erfolgte die dreitägige Schulung von Fachunternehmern mit abschließender Prüfung – wie sie Harald Amann absolvierte. Die nächsten Schulungen sind vom 12. bis 14. Dezember 2016 beim FVID in Frankfurt und am 13. bis 15. März 2017 bei Gutex in Gutenburg geplant. Erst wenn diese Voraussetzungen geschaffen sind, kann eine Baustelle zertifiziert werden. Das Zertifikat ist Anerkennung für Produkt- und Verarbeitungsqualität und soll dem Bauherrn bestmögliche Sicherheit einer dauerhaft hochwertigen Sanierung mit hohem winterlichen/sommerlichen Wärmeschutz und Schallschutz bieten.
Die Zertifizierung soll Sicherheit geben
»Die Qualifizierung im Bereich Innendämmung ist deshalb so wichtig, weil die Unsicherheit, mit der Innendämmung etwas falsch zu machen, bei vielen sonst in ihrem Fach kompetenten Fachunternehmern sehr hoch ist. Diese Unsicherheit überträgt sich auch auf die Bauherrn«, so Walter L. Meyer vom Ingenieurbüro für Holzsystembau und vom Verein Bief. Oft werden bei Innendämmbaustellen Fehler gemacht, weil Gebäudezustand oder Einbausituation nicht beachtet werden, ein ausreichender Schlagregenschutz fehlt oder die raumseitige Oberfläche der Außenwand für eine Innendämmung ungeeignet ist. So machen dann Negativbeispiele die Runde. Schulungen geben Sicherheit. Harald Amann ist von der Schulung und deren Entwicklungspotenzial überzeugt: »Sie bringt den Fachmann auf den neuesten Stand der bauphysikalischen Beurteilungsmöglichkeiten und lehrt Grenzfälle richtig einzuschätzen, ein enormer Gewinn an Sicherheit für den Fachunternehmer und damit auch für die hochwertige Ausführung der Maßnahmen.« Außerdem eröffnet sie neue Möglichkeiten«, wie Amann bemerkt: »Die Vermittlung der Kompetenz in der Bestandsbeurteilung ermöglicht das Angebot und die Ausführung von Projekten, an die man sich vorher nicht herangetraut hat.«
Ein anspruchsvolles Objekt
Amann konnte sein frisch erworbenes Know-how in Witznau, einem Ortsteil von Ühlingen-Birkendorf, anwenden. Aus der ersten RAL-zertifizierten Baustelle wird später das Haus »Witvital« entstehen, in dem »Gesundheit, Bewegung und ein gutes Gefühl« im Mittelpunkt stehen soll, so der Bauherr. Im großen Saal im Dach sind Ausstellungen, Konzerte und weitere kulturelle Veranstaltungen in angenehmer Wohlfühlatmosphäre geplant. Die Baustelle in Witznau hatte viele Ecken und Verwinkelungen, die, trotz verschiedener Untergründe, durch die Verwendung verschiedener Dämmstoffdicken im Rahmen der einzuhaltenden bauphysikalischen Nachweisgrenzen angeglichen und angepasst werden konnten. »Gerade wenn man die Baustelle vor und nach den Dämmarbeiten besieht, kann man den Erfolg der Innendämmung ermessen«, sagt Harald Amann stolz. Der große, offene Dachraum mit sichtbaren alten Sparren bis in den Giebel ist vom Raumklima hervorragend geeignet, sowohl akustisch als auch vom Wohlfühlklima, bei den hier geplanten kulturellen Veranstaltungen in dem zukünftigen »Witvital« einen passenden, behaglichen Rahmen zu schaffen. Die naturnahen, offenporigen Platten, hergestellt aus Holzhackschnitzeln, sind angenehm und leicht verarbeitbar. Sie werden auf die Innenseiten der Außenwände mit mineralischem Werktrockenmörtel aufgeklebt. Bei der Anbringung auf Holzkonstruktionen werden die Platten zusätzlich mechanisch befestigt, auf bestehendem Mauerwerk ist der Klebe- und Spachtelmörtel ausreichend. Die innenseitige Anbringung der Holzfaserdämmung hat bauphysikalische Vorteile. Die Dämmung kann mithelfen, erhöhte Raumluftfeuchtigkeit auszugleichen und hält die Außenwände von innen warm. Die Holzfaserdämmung leistet einen hohen Schallschutz, da sich die Schallwellen in der Faserstruktur brechen. Durch die hohe Wärmespeicherkapazität der Platten ist die Innenwandoberfläche angenehm und schafft ein behagliches Raumklima.
Sabine Euler,
Marketing- und Kommunikationsberatung für Gutex
Walter L. Meyer, Ingenieurbüro für Holzsystembau, Projektmanagement in der
Unit Technik und Umwelt von Bief
Ausgabe 12/2016
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