Ab durch die Decke
- Erstellt: 13. Juni 2016

Mit einer energetischen Sanierung wurden im Bürgerhaus in Vetschau die Energiekosten um 55 Prozent gesenkt. Das Schlüsselprodukt für die Effizienz der Wärmepumpe war die Deckenheizung beziehungsweise die Deckenkühlung.
Im vergangenen Jahr weihte die sächsische Stadt Vetschau ihr neues Bürgerhaus ein, ein zirka 100 Jahre altes, denkmalgeschütztes Backstein-Gebäude, das ehemals als Gymnasium genutzt worden war. Das Energiekonzept war bei diesem Objekt beispielhaft, auch ohne Fassadendämmung wurden die Vorgaben der EnEV übererfüllt.
Energieeinsparung
Das Energiekonzept zeigt eine beispielhafte erfolgreiche energetische Sanierung mit einer Energieeinsparung um zirka 55 Prozent. Der Planwert von 185,2 kWh pro Quadratmeter und Jahr liegt sogar unter dem Anforderungswert eines Neubaus nach EnEV.
Speziell im Denkmalschutz, aber auch bei allen anderen historischen Gebäuden, die nachhaltig zu sanieren sind, ist die Fassadendämmung nicht möglich oder nicht attraktiv. Trotzdem soll der Energieverbrauch gesenkt werden.
Wie ist das möglich, wenn in der Sanierung aufwändige Denkmalschutzauflagen enthalten sind?
Die Antwort beziehungsweise der Schlüssel sind in diesem Fall Deckenheizungen. Es handelt sich um Flächenheizsysteme mit besonders niedriger Vorlauftemperatur für die jeweils gewünschte Heizleistung. Sie geben ihre Wärme als Strahlungswärme ab, also nicht über Konvektion und senken dadurch den Transmissionswärmeverlust an den Außenwänden.
Behagliche Deckenstrahlungsheizung
Infrarotstrahlung ist behaglicher als bewegte heiße Luft. Bei der Strahlungsheizung wird die Wärme fast vollständig als langwellige Infrarotstrahlung abgegeben, entfaltet sich also beim Auftreffen auf alle Flächen, Objekte und Personen. Das ist vergleichbar mit dem Auftreffen von Sonnenstrahlen auf die Haut. Die Decke hat dabei eine Oberflächentemperatur von nur zirka 26 Grad Celsius, so auch im Bürgerzentrum Vetschau, nicht heiß also, sondern nur wenige Grad über der gewünschten Raumluft. Der angestrahlte Fußboden ist stets wärmer als die Luft. Die Deckenheizung ist also eine indirekte Fußbodenheizung und Wandheizung zugleich. Bei der Heizkörperheizung hingegen wird die Luft stark erhitzt. Aufgrund der geringeren Dichte der heißen Luft steigt sie auf in Richtung Decke, ehe sie abgekühlt auf der gegenüberliegenden Zimmerseite und am Boden entlang zurückströmt. Der Fußboden ist immer kühl und zügig, die Außenwand zu heiß und die Decke zu warm. Also prinzipiell unbehaglich.
Strahlungsheizung senkt
Wärmeverlust an der Außenwand
Mit der Deckenheizung wird die Außenwand weniger stark erhitzt als durch einen Heizkörper. Sie ist angestrahlt und fühlt sich nicht mehr kalt an. Jedoch bleibt der Temperaturunterschied zwischen Innen- und Außenseite der Wand klein und entsprechend gering ist der Transmissionswärmeverlust. Darin liegt das Hauptpotenzial für die Senkung des Energieverbrauchs. Ein weiterer Vorteil ist die Einsparung durch Strahlungswärmeeffekt: In wissen-schaftlichen Behaglichkeitsstudien ist nachgewiesen, dass bei der Deckenstrahlungsheizung die gefühlte Raumtemperatur um zirka zwei Grad höher ist als mit Heizkörpern, das heißt 21 Grad Celsius bei Strahlungsheizung fühlt sich an wie 23 Grad bei Heizkörperheizung. Das entspricht einer weiteren Einsparung um zirka sechs Prozent pro Grad Celsius.
Kapillarrohrsystem
Das leistungsstärkste und behaglichste unter den Flächenheizsystemen ist das Kapillarrohr-System.
Es ist leichter als Dickrohrmäander, auch flacher und hat für die gleiche Heizleistung nochmal eine zirka sieben Grad niedrigere Vorlauftemperatur – was wichtig für die Energiebilanz der Wärmepumpe ist. Das Gewicht der Kapillarrohrmatten von nur zirka 0,5 Kilo pro Quadratmeter stellt neben dem energetischen auch einen wichtigen bautechnischen Vorteil dar: Die Aufbauhöhe ist gering. Es ist die erste Wahl für die Verlegung im Altbau.
Bautechnische Vorteile -
beliebt beim Trockenbauer
Im Bürgerhaus Vetschau wurden die Kapillarrohrmatten der Firma Geo Clima Design AG in der Decke verlegt. Die Trockenbaudecke eignet sich ideal für die Kombination mit einem Kapillarrohrsystem, denn die Kapillarrohrmatten werden passgenau gemäß Deckenspiegel geliefert und sind einfach und schnell einzubauen. Das ganze System ist ein Bausatz, sodass ein Trockenbaufachunternehmen es einfach, sicher und ohne großen Aufwand im Rahmen seines Trockenbauauftrages installieren kann. Die Planungszeichnungen sind Bestandteil des Bausatzes. Der Einbau des Kapillarrohr-Systems erfolgte durch die ATB GmbH aus Dresden. Das sächsische Unternehmen ist Spezialist für Trockenbau und kann mit dem Geo Clima Design-Bausatz zwei Gewerke in einer Hand vereinen. Somit ist der Einbau einer Klimadecke eine besondere Chance im Markt der energetischen Gebäudesanierung wie auch im Neubau.
Einfache Montage
Die Verbindung der Polypropylen-Matten und Zuleitungen erfolgt komplett durch Muffenschweißen. Das Muffenschweißgerät wird bei Geo Clima Design mitgeliefert. Die Integration der Kapillarrohrmatten in die abgehängte Gipskartondecke ist die in Deutschland am meisten angewandte Verlegevariante, sowohl im Neubau als auch im Altbau. Alternativen zu der Verlegung, die in Vetschau zur Anwendung kam, sind unter anderem die Einbettung im Deckenputz oder auch abgehängte Deckensegel, die den Bestandsstuck unangetastet lassen und dem Bauherrn trotzdem die Vorzüge der Deckenheizung und –kühlung eröffnen.
Vorteil geringe Aufbauhöhe
Im Bürgerhaus Vetschau wird die Wärme mit einer Wärmepumpe erzeugt. Die Wärmepumpe kann stets beides – Heizen und Kühlen, so wie das Geo Clima Design-System auch. Somit hat der Bauherr, die Stadt Vetschau, mit ihrer Heizung auch gleichzeitig eine Kühlung erworben.
Einige Räume im Bürgerhaus erhielten alternativ zur Decke eine Fußbodenheizung. Auch hier gilt: Je flacher die Aufbauhöhe, desto besser. Eine geringe Aufbauhöhe bedeutet geringe Baukosten, geringe statische Lasten und eine schnelle Reaktion der Heizung.
Antje Vargas
Geo Clima Design AG