01. Januar 2016

Die Feuchte kontrollieren

Die Optik spielt bei Fassaden eine große Rolle. Aber manchmal trübt ein unschöner Schleier den Anblick. Dann haben sich Algen und Pilze auf
der Oberfläche angesiedelt. Teilhydrophobe Putze zeigen einen neuen Lösungsweg, um mikrobiellen Bewuchs zu verhindern.

Fassaden sind das Aushängeschild eines jeden Gebäudes. Daher sind die Bestrebungen der Architekten und Planer sowie Bauherren folgerichtig, dass sie ausgefallene, imposante und bemerkens­werte Fassaden planen und wünschen. Die Industrie ist gefordert, Produkte und Systeme anzubieten, die einen größtmöglichen Schutz bieten und zudem dem Fachhandwerker eine einfache Verarbeitung ermöglichen. Dabei sind zwei Ausführungen im Hinblick auf Algen- und Pilzbildung zu unterscheiden: Zum einen steht die Prävention eines mög­lichen Algen- und Pilzbefalls im Vordergrund und zum anderen geht es um eine möglichst dauerhafte Sanierung ­eines bereits befallenen Gebäudes.
Um es gleich vorwegzunehmen: einen dauerhaften und langlebigen Schutz gegen Algen- und Pilzbefall gibt es nicht oder nur bedingt. Die Definition von »langlebig« und »dauerhaft« gilt es zu diskutieren. Sicher ist, dass sich ein Befall von Algen oder Pilzen auf Fassaden zeitlich nicht eindeutig voraussagen lässt. Insofern sind zeitliche Versprechungen oftmals ein Schuss ins Blaue und müssen kritisch betrachtet werden.
Allerdings lässt sich bei der Planung durch grundsätzliche Vorgaben im Mauer­werksbau und konstruktiven Details sowie durch die Verwendung von geeigneten Produktsystemen das Risiko eines schnellen Befalls weitreichend ­reduzieren. Dazu ist es erforderlich zu wissen, was das Wachstum von Algen und Pilzen auf Fassaden antreibt.
Hier muss zunächst zwischen Algen und Pilzen unterschieden werden: Algen sind dabei ganz einfach gestrickt. Sie benötigen zum Wachstum lediglich Feuchtigkeit und Licht. Das reicht, um sich auf allen Untergründen wohl zu fühlen und zu gedeihen. Algen finden sich auf Blech­untergründen wie Verkehrsschildern, auf Holzzäunen, auf Pflastersteinen sowie auf Kunststoff- oder Glasoberflächen. Leider auch an Gebäuden. Pilze dagegen benötigen zum Wachstum zusätzlich organische Nährstoffe. In Kombination mit Wasser ist hier eine Lebensgrund­lage geschaffen. Bei Pilzen ist zum Wachstum nicht unbedingt Licht erforderlich. Eines ist aber beiden Mikro­organismen gemein: sie wachsen und gedeihen auf Oberflächen, auf denen möglichst lange Feuchtigkeit vorhanden ist.

Prävention
Um das Algen- und Pilzwachstum weitestgehend zu verhindern beziehungsweise das Risiko zu minimieren, sind wie gesagt viele Einflüsse zu berücksichtigen.
Zum einen spielt natürlich die Lage des Gebäudes eine Rolle. Liegt das Gebäude alleine in einem Wald nahe an Seen oder Bächen oder ist es in Tälern oder auf Bergen angesiedelt. Darüber hinaus ist die Art und Menge an Luftverunreinigungen in der näheren Umgebung entscheidend. Freilich sind dies Randbedingungen, die nur schwer beeinflussbar sind, jedoch können auch hierbei bei der Ausrichtung des Gebäudes einige grundlegende Dinge beachtet werden. So sollte das Gebäude nicht zu stark verschattet oder isoliert sein. Außerdem begünstigt Wind und Sonne das Abtrocknen von Oberflächenfeuchte. Darüber hinaus sollten Bepflanzungen und nahe angrenzende Tümpel oder Biotope bei der Gestaltung des Gartens beziehungsweise der Landschaft vermieden werden. Die Ausrichtung nach optimalen klimatischen Faktoren wie Himmels- und Windrichtung sind ebenso zu berücksichtigen.
Viel wichtiger für eine ausgezeichnete Prävention gegenüber Algen und Pilzbefall ist es, auf konstruktive Details bei der Planung und Erstellung von Gebäuden zu achten. In erster Linie ist ein ausreichender Dachüberstand bei allen Bauwerken vorzusehen. Darüber hinaus sollten die Gebäude vor dem Verputzen ausreichend Zeit haben, »trocken« zu werden. Außerdem sind waagerechte oder sehr flach geneigte Flächen zu vermeiden. Der besonders durch Spritzwasser gefährdete Sockelbereich sollte nicht vorstehen und zur Abführung von Regenwasser ist eine kapillarbrechende Schicht aus Kies oder Ähnliches vorzusehen. Weiterhin sollten alle überstehenden Profile wie zum Beispiel Fens­terbänke oder Verblechungen mit Tropfnasen ausgeführt sein, die ausreichend Abstand zur Fassade aufweisen. Zu guter Letzt ist ein besonderes ­Augenmerk auf Wärmebrücken zu ­legen. Diese sind auf bauphysikalischen und letztlich energetischen Gründen zu vermeiden, um keinen erhöhten Tauwasseranfall zuzulassen.
Für den Fachhandwerker entscheidend ist die richtige Auswahl an Beschichtungsstoffen für die Fassade. Hier stellt sich in der letzten Zeit die Frage, ob eher hydrophobe, also wasserabweisende, oder hydrophile, wasserliebende, Putz- und Beschichtungssysteme angewendet werden sollten.
Fakt ist, die Oberfläche der Fassade muss nach einem Regenguss oder nach einem Tauwasserbefall am frühen Morgen, der zeitlich im Übrigen viel häufiger die Fassade belastet als Regen, möglichst schnell wieder trocken werden. Um einen optimalen Fassadenschutz bieten zu können, bedarf es demnach der Steuerung und Kontrolle von Wasser beziehungsweise Feuchtigkeit, sonst drohen Schäden und optische Beeinträchtigungen wie zum Beispiel Algen und Pilze.
Hydrocon, der mineralische Edelputz von Quick-mix, bietet einen Schutz vor diesen Beeinträchtigungen. Er vereint die Argumente der mineralischen Edelputze mit dem neuartigen Hydrocontrol-Effekt: Durch die teilhydrophobe Einstellung des Putzes wird die sich bildende Taufeuchte vorübergehend aufgenommen und durch die Dampfdiffusionsfähigkeit des Putzes kontinuierlich wieder abgegeben. Im Zusammenspiel mit einer innovativen Bindemittelkombination ist ein erhöhter Schutz vor Ausblühungen und Bewuchs mit Algen und Pilzen das Ergebnis.

Sanierung
Bei der Sanierung befallener Stellen sollte zunächst Ursachenforschung betrieben werden. Dazu gehört selbstverständlich eine Analyse des vorgefundenen Befalls. Außerdem sollte erörtert werden, ob bauphysikalische, architektonische und/oder klimatische Bedingungen für den Befall ursächlich verantwortlich sind. Sofern konstruktive oder bauliche Mängel, zum Beispiel schadhafte Fallrohre oder Regenrinnen, undichte Flachdächer etc. als Ursache erkannt werden, müssen diese vor einer Reinigung und Neubeschichtung der Fassade zwingend behoben werden.
Die Reinigung befallener Flächen erfolgt zunächst mit einem Hochdruckgerät, wobei hierbei sehr umsichtig agiert werden muss. Bei WDVS-Flächen darf diese Reinigung nur drucklos erfolgen. Anschließend werden mit einem algiziden und fungiziden Mittel die Algen und Pilze entfernt. Hierzu wird mit einer Nylon- oder Perlon-Streichbürste direkt auf die Fassade aufgetragen. Zur weiteren Vorbeugung wird mit einem Schutzanstrich zwei- bis dreimal die Fassade behandelt und zum Abschluss mit einer Fassadenfarbe, zum Beispiel Silikonharzfarbe, der gewünschte Farbton wiederhergestellt. Auch hierbei können selbstverständlich zusätzliche algizide und fungizide Wirkstoffe verwendet werden. Diese Sanierung ist sicher die einfachste und günstigste, ist aber aufgrund der verwendeten Wirkstoffe in den Materialien nicht ganz unkritisch und sollte daher genauestens überlegt werden.
Eine Neubeschichtung mit Auftrag eines neuen Edelputzes ohne Biozide bietet unter Umständen den gleichen Erfolg und ist umweltfreundlich und ebenso zielführend.

Zusammenfassung
Der Befall von Algen und Pilzen an Fassaden ist ein Problem unserer Zeit. Er lässt sich nicht in Gänze vermeiden und es kann nicht eindeutig vorhergesagt werden, ob oder wann ein Befall eintritt. Daher gilt es sowohl bei der Planung, Sanierung und Anwendung darauf zu achten, dass alle Parameter er-
füllt werden. Im Hinblick einer umweltgerechten und ökologischen Lösung sollte dabei den bauphysikalischen ­Gesichtspunkten eine höhere Wertigkeit eingeräumt werden als den Systemen mit Bioziden. Bei sachgerechter Anwendung von entsprechenden Produkten und Beachtung baulicher Gegebenheiten steht einer strahlenden und optisch ansprechenden Fassade nichts im Wege.

Martin Sassning
Leiter Technische Beratung der Quick-mix Gruppe

Abbildungen: Quick-mix                                                                                                              Ausgabe: 3/2012