Lehm im Fokus der Wissenschaft
- Erstellt: 02. November 2017

Ende 2016 fand die 7. Internationale Fachtagung Lehm 2016 statt. Auf der europaweit einzigartigen Tagung in Weimar trafen sich 140 Lehmexperten und Interessierte aus 20 Ländern, von vier Kontinenten. Themen waren auch die gesundheitlichen Vorteile des natürlichen Materials.
In ganz Europa wird Lehm wieder vermehrt eingesetzt und ist dadurch auch ein Thema für die Wissenschaft. Der Dachverband Lehm veranstaltet alle vier Jahre eine große Tagung, auf der nachhaltige Gebäude und innovative Forschungsprojekte vorgestellt werden. Wie die letzten Male fand sie auch diesmal in Weimar statt. Wieder wurde belegt, dass hygroskopische Materialien wie Lehm aber auch Holz und Kalk auf passive Weise die Luftfeuchte im Innenraum regulieren können. Die Nutzung solcher Materialien verbessert den Wohlkomfort, den Energiebedarf, die Gesundheitsförderung und das Wohlergehen der Bewohner.
Adsorptions- und Desorptionstests führten J. Ružička, J. Divis, K. Stanek und J. Richter von der CVUT Faculty of Civil Engineering in Tschechien durch. In ihrem Vortrag »Der Einfluss natürlicher Lehmbaustoffe und Lehmbauweisen auf die relative Luftfeuchtigkeit im Innenraum-Mikroklima« belegten sie, dass vor allem Lehm Feuchtigkeit dynamisch puffert.
Naturbaustoffe puffern Schadstoffe
Dass Lehm und Naturbaustoffe nicht nur Feuchtigkeit, sondern auch Schadstoffe puffern können, belegten P. Fontana, J. Hoppe und M. Richter von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin; A. Klinge und E. Roswag-Klinge von Ziegert, Roswag, Seiler Architekten Ingenieure (ZRS) sowie C. Sjöström von Svenska Aerogel AB in Schweden. Sie stellten »Ergebnisse aus dem EU-Forschungsvorhaben H-house und der Baupraxis – Reduktion von Lüftungstechnik durch den Einsatz klimasteuernder Naturbaustoffe« vor.
Im Rahmen des EU-Forschungsvorhabens H-house untersuchten sie Lehm, Holz und Naturfasern und verglichen sie mit konventionellen Materialien. In einem ersten Schritt wurden die Materialien einzeln gemessen. Gipskarton liegt nach zwölf Stunden mit zirka 20g/m2 weit unter der niedrigsten Klasse der Lehm-Norm (siehe Tabelle Seite 14). Mineralwolle hat keine nennenswerte Sorptionsfähigkeit. Die untersuchten Lehmputze liegen in der besten Sorptionsgruppe WS III. Die Naturfaserdämmstoffe liegen noch weit darüber und erreichen je nach Dicke und Material bis zu 120 g/m2.
Luftfeuchtigkeit wird gespeichert
In einem zweiten Schritt wurden Naturmaterialien zu gängigen Wandaufbauten kombiniert und mit einer konventionellen Gipskartonwand verglichen (siehe Grafik Seite 16). Wichtiges Ergebnis: Die Sorptionswerte einer kompletten Wand liegen immer in der Nähe der Oberflächenmaterialien. Alle Wandaufbauten aus Naturbaustoffen liegen in der guten WS III. Neu ist das Ergebnis der Wandaufbauten bei mehreren Sorption- und Desorptionzyklen über mehrere Tage: Naturbaustoffe nutzen auch die tieferen Schichten des Wandaufbaus, um Luftfeuchte zu speichern. Die Gipskartonwand weist auch in Zyklen keine Erhöhung der Feuchtesorption auf. Es wird nur ihre erste Schicht aktiviert. Auch die Mineralwolle nimmt praktisch keine Feuchte auf.
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