01. Januar 2016

Abweichendes Schutzkonzept

In einem Hamburger Vorort wurde durch Aufstockung von Siedlungshäusern der Wohnraum beinahe verdoppelt. Aus statischen Gründen wurde die Baumaß­nahme in Holztafelbauweise ausgeführt. Mit Gipsfaser-Platten wurde ein von der HBauO abweichendes Brandschutzkonzept realisiert.

Ein Mix aus alter und neuer Architektur prägt das Bild im Hamburger Stadtteil Alsterdorf. Grünflächen zwischen den Häusern und ein alter Baumbestand sorgen für ein parkähnliches Ambiente. Die Nachfrage nach Wohnraum ist hier – wie in der gesamten Hafen­metropole – kaum zu befriedigen. Vor diesem Hintergrund entschloss sich die Robert Vogel GmbH und Co. KG, ein international agierendes Hamburger Immobilienunternehmen, zur Nachverdichtung seines Wohnungsbestandes an der Bebelallee in Alsterdorf.

Das planerische Konzept
Realisiert wurde ein Entwurf des Hamburger Büros »Blauraum Architekten Partnerschaft Ebel, Halbach, Venus«, das im Vorfeld der Planung verschiedene Konzepte zur Nachverdichtung untersucht hat. Entgegen den ursprünglichen Vorstellungen des Bauherrn fiel die Entscheidung schließlich zugunsten einer Aufstockung der Bestandsbauten um zwei Geschosse. Die Fassade wurde als hinterlüftete Fassade mit 10000 m² aus weißen Alaska-Zedernholzschindeln und somit als konsequente Fortsetzung der Holzbauweise ausgeführt.

Brandschutzkonzept
Entsprechend der HBauO ist das Objekt nach § 2 (3) bauordnungsrechtlich der Gebäudeklasse 4 zuzuordnen. Es sind in dieser Klasse Holztragkonstruktionen zulässig, sofern ausschließlich nicht brennbare Dämmstoffe verwendet und tragende, aussteifende und raumab­schließende Bauteile hochfeuerhemmend ausgeführt werden. Dabei muss die Brandschutzbekleidung alleine ­einen Feuerwiderstand von 60 Minuten aufweisen und als K60 nach DIN EN 13501-2 klassifiziert sein.
Für die Aufstockung der Häuser in der Hamburger Bebelallee wurde ein Brandschutzkonzept erarbeitet, das vorsah, die Konstruktion feuerbeständig in F90-BA in Kombination mit einer brandschutztechnisch wirksamen Bekleidung K45 auszuführen. Damit bleibt ein potenzieller Brand mindes­tens 90 Minuten sicher auf eine Wohneinheit begrenzt. Über einen Zeitraum von 45 Minuten ist gewährleistet, dass kein Brandeintrag in die Konstruktion erfolgt.

Brandschutztechnisch wirksame Bekleidung
Ausgeführt wurde die brandschutztechnisch wirksame Bekleidung der Holzkonstruktion mit Fermacell-Gipsfaser-Platten. Die Platten gewährleisten je nach Konstruktion Brandschutz bis zur Feuerschutzklasse F120 und sind gemäß der EN 13501 als nicht brennbarer Baustoff der Baustoffklasse A2 klassifiziert. Sie wurden sowohl für die Innen- wie auch für die Außenwandkonstruktion  eingesetzt. Sämtliche Wände wurden beidseitig mit einer doppelten Lage aus 15 mm dicken Fermacell-Platten beplankt und mit einer Dämmung aus Steinwolle WLG 035 im Hohlraum versehen.

Fußböden
Neben rund 32000 m² Gipsfaser-Platten in 15 mm Dicke für die Decken- und Wandkonstruktionen wurden bei der Aufstockung der Siedlung an der Hamburger Bebelallee auch rund 5000m² Estrich-Elemente 2 E22 verarbeitet. Sie bestehen aus zwei werkseitig verklebten 12,5 mm dicken Fermacell-Platten im Format 150 x 50 cm. Ein umlaufender 5 cm breiter Stufenfalz gewährleistet in Kombination mit dem handlichen Format und geringem Gewicht eine schnelle und einfache Verarbeitung ohne Zeitverzug für nachfolgende Gewerke.
Unter den Estrich-Elementen wurde eine 20 mm starke Mineralfaserdämmung gemäß Freigabeliste des Herstellers auf Ausgleichschüttung 20 mm eingebaut. Der Einbau der 20-mm-Dämmung erfolgte entsprechend der Mus­terrichtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an hoch feuer­hemmende Bauteile in Holzbauweise. Die spezielle Dämmung kann ohne eine ­weitere Abdeckplatte beziehungsweise Lastenverteilplatte direkt auf der Ausgleichsschüttung verlegt werden. Mit einer zulässigen Punktlast von 1,0 kN ist dieser Aufbau für den Anwendungsbereich 1 (Wohnbereich) zugelassen.

Abbildungen: Fermacell                                                                                                         Ausgabe: 1/2013