01. Januar 2016

Schützende Inseln im Raum

Ein neuartiges Raum-im Raum-System ermöglicht eigenständige Raumeinheiten in Trockenbauweise. Es verfügt über eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung, was eine ­Vereinfachung für die brandschutztechnische Planung und Ausführung bedeutet.

Ob im Zuge von Umnutzungen oder in Neubauten – in größeren Raumein­heiten besteht oft der Bedarf, kleinere zu integrieren. So werden beispiels­weise bei der Umwandlung ehemaliger Produktionsstätten zu großzügigen Loft-Wohnungen oder Bürolandschaften künftig Sanitärzellen oder Rück­zugs­räume frei in den Raum ­gestellt.
Oder offene Fabrikhallen, Verkaufs­räume oder Foyers erhalten nachträglich Büro-, ­Besprechungs- oder ­Serviceräume, weil sich der Bedarf geändert hat. Oder es müssen aus Brandschutzgründen in ­öffentlichen Gebäuden Fluchttunnel eingezogen werden. Mit dem Raum-in-Raum-­System Knauf »Cubo« können solche ­eigenständigen Raumeinheiten ohne großen Aufwand in Trockenbauweise auch in bestehende Räume integriert werden.

Zweifache Beplankung
Basis des Raum-in-Raum-Systems ist eine rahmenförmige Konstruktion. Sie besteht aus mindestens vier Teleskopstützen, die umlaufend mit Standard UA-Profilen verbunden sind. Dieser UA-Profil-Rahmen dient als Montagestabi­lisierung und wird zugleich zur Befestigung der freitragenden Decke sowie der Wandkonstruktion genutzt. Die Aussteifung des Gesamtsystems erfolgt über die zweifache Beplankung mit der Hartgipsplatte Knauf »Diamant« (12,5 oder 18 mm) oder mit der Feuerschutzplatte Knauf »Fireboard«-Platten (20 oder 25 mm) von innen und außen. Mit einer lichten Raumhöhe, stufenlos von 2,50m bis 3,20 m justierbar, und einer maximalen Breite von 7,50 m kann das Knauf Raum-in-Raum System sowohl frei stehen als auch im Anschluss an ­eine bestehende Wand oder Wandecke. Die Länge ist unbegrenzt. Bei größeren Raumlängen werden jedoch Queraussteifungen notwendig. Öffnungen sind bis zu einer Breite von 1,50 Meter ohne weitere Maßnahmen möglich. Innerhalb dieser Eckdaten kann sich das Design einer Raumzelle frei bewegen. Selbst runde oder polygonale Grundrisse und schräg gestellte Wandkonstruktionen sind möglich und wurden bereits vielfach realisiert. Die Systemvariante Knauf »Cubo Empore« erlaubt außerdem die bedingte Begehbarkeit und die ­Nutzung für ruhende Auflasten bis ­0,5 kN/m² und für Verkehrslasten bis 2,0 kN/m² und erweitert somit ein noch breiteres Nutzungsspektrum.
Sollen neue Raumeinheiten in bestehende Räume integriert werden, unterliegen sie in vielen Fällen den Anforderungen des Brandschutzes. Über die zweifache Beplankung mit 20 oder 25 mm dicken Knauf Fireboard-Platten erfüllt das System Cubo die Brandschutz-Anforderung F90.
Eine Spezialanwendung, die explizit an den Anforderungen des Brandschutzes ausgerichtet ist, ist das System Knauf »Cubo Fluchttunnel«. Dieser bietet als selbsttragendes Raum-in-Raum System einen Feuerwiderstand F90 sowie eine Widerstandsfähigkeit gegen Stoßbeanspruchung von 3000 Nm (entsprechend der Anforderungen an eine Brandwand). Diese Widerstandsfähigkeit wird durch eine Lage Stahlblech zwischen den ­Be­plankungslagen der Wände sowie ­un­ter­halb oder zwischen der Beplankung der Deckenoberseite erreicht. Das Sys­tem verfügt über eine Allge­meine bauaufsichtliche Zulassung (Z-19.13-2032).

Dokumentierte Zuverlässigkeit
Die ABZ dokumentiert die ­Eignung des Systems Knauf Cubo Fluchttunnel als feuerwiderstandsfähige Wand- und Deckenkonstruktion für ­Flure als ­Begrenzung von Rettungs­wegen der Feuerwiderstandsklassen F30 oder F90 nach DIN 4102-2. Diese Zulassung hat Knauf auch für die konstruktive und brandschutztechnische Ausführung der Varianten Knauf »Cubo ­Basis« und Knauf »Cubo Empore« übernommen, da ein selbstständiges, frei­stehendes Raum-in-Raum-System bauaufsichtlich nicht ­geregelt ist. Dokumentiert wird die ­Zulassung am Objekt über ein Blechschild, das nach Erstellung des Cubos im Innenraum ­unterhalb der Decke an der Wand ­dauerhaft und sichtbar zu befes­tigen ist. Das Schild umfasst das Knauf Logo, die Brandschutzqualität (F30 oder F90), das Herstellungsjahr, die Zulassungsnummer und die Kennziffer des ausführenden und geschulten Fach­betriebs.

Beispiel I: Einhausung im Amtsgericht
Im Amtsgericht in Offenbach, einem ­Gebäude von 1878, erhielten im Zuge einer Sanierung alle Sitzungssäle eine Lüftungsanlage. Deren Zentrale wurde im Dachgeschoss untergebracht. Die mit der Planung beauftragte K + S ­Management GmbH aus Darmstadt konzipierte für diese Lüftungszentrale unter dem Walmdach des Amtsgerichtes eine Einhausung aus dem Raum-in-Raum­-System Cubo. Die Lagerung der 16 cm dicken Bodenplatte aus Beton erfolgt schallentkoppelt über Einzelfunda­mente, angeordnet auf tragfähigen Mauerwerkswänden.
Die 31 Meter ­lange, 3,65 Meter breite und 2,60 Meter hohe Cubo-Konstruk­tion, in der Lüftungskanäle und ­Lüftungstechnik untergebracht sind, ist im Abstand von sechs Metern mit UA 100 Profilen ausgesteift. Durch die F90-­Beplankung mit Fire­board entstehen dreieckförmige Elemente mit einer Höhe von 2,70 Meter und einer Breite von 60 Zentimeter. Die Aussteifung ist am ­tragenden Holzdeckenbalken verschraubt. Durch den innovativen Einsatz des Systems konnte der Aufwand zum nachträglichen Einbau der Lüftungstechnik zeitlich optimiert und wirtschaftlich realisiert ­werden.

Beispiel II: Schule in der Panzerhalle
Die ehemalige Pommernkaserne in Wolfhagen, einst Bundeswehrstandort, wurde vor einigen Jahren für die Herwig-Blankertz-Berufsschule zu einem offenen Campus umgestaltet (Planung: HHS Planer + Architekten AG). Eingestellte Raummodule aus dem Knauf ­Cubo Raum-in-Raum System gliedern jetzt den rund 160 Meter langen, 29 Meter breiten und fünf bis sechs Meter hohen Hallenraum.
Die für den Schulbetrieb erforderlichen Unterrichtsräume und Lehrerzimmer sind mit jeweils großzügigem Abstand entlang der Fassade aufgereiht. Die zur Halle gelegenen Wände sind schräg ­gestellt und leicht zueinander versetzt, um Flatterechos in der riesigen Halle zu vermeiden. Nebenräume wie Toiletten oder Technik sind ebenfalls in lockerer Reihe zwischen den Stahlstützen in der Mittelachse angeordnet. Zudem unterstützen die 2,90 Meter hohen Raum­zellen die Akustik in der Halle, da die Deckflächen mit Mineralfaser belegt sind und der Schalldämpfung dienen.

Modulare Bauweise
»Ein Vorteil des Cubo-Systems ist die ­individuell einstellbare Höhenjustierung. Der Boden der Halle hat ein Sattel­gefälle von zwei Prozent. Schließlich sollte das von den untergestellten ­Panzern und Lastwagen abtropfende Wasser nach außen abfließen. Jede Stütze wurde einzeln ausgerichtet«, ­beschreibt Burkhard Okel, Geschäfts­führer des gleichnamigen Unternehmens, die Trockenbauarbeiten. Der Vorteil der modularen Bauweise des ­Systems zeigte sich auch bei der Umsetzung differenzierter Brandschutz­anforderungen. »Bei manchen Raum­zellen trafen unterschiedliche Brandschutzanforderungen aufeinander. So galt es den Anschluss einer F30- an ­eine F90-Wand zu lösen, aber auch den Anschluss einer F90-Wand an eine F30-Decke«, weist Okel auf die Anforderungen in der Praxis hin.
Realisiert sind ­Cubo-Konstruktionen mit beidseitig zweilagiger Beplankung: F30-Qualität wird mit der Hartgipsplatte Diamant ­erreicht. Die Kombination der Brandschutzplatte Fireboard mit einer Lage Knauf Diamant garantiert F90-Qualität. Dabei bildet Knauf Diamant stets die äußere Lage - mit der für ­einen Schulbetrieb erforderlichen robus­ten Oberfläche.

Petra Stöcklein,
Marktmanagement Trockenbau,
Knauf Gips KG

Abbildungen: Knauf/Albert                                                                                                               Ausgabe: 1/2013