Motivation und Akzeptanz
- Erstellt: 16. August 2016

Die Exponate des Wettbewerbs »Phantasiewelten – die Suche nach dem Machbaren« zählten zu den großen Attraktionen auf der diesjährigen Fachmesse. Mit diesem Gestaltungs- und Realisierungswettbewerb verfolgt der Bundesverband Ausbau und Fassade das Ziel, das Verständnis zwischen Planern und Ausfü̈hrenden zu fördern. Wir sprachen mit dem Architekten und Stadtplaner Benjamin Simon von der Hochschule Bochum ü̈ber seine Erfahrungen bei dem Wettbewerb.
Herr Simon, Sie waren mit der Hochschule Bochum nicht nur Teilnehmer im Wettbewerb um die Gestaltung der Pavillons, Sie waren auch mit dem Gesamtkonzept betraut. Worin bestand Ihre Aufgabe dabei?
Als Gewinner eines hochschulübergreifenden Wettbewerbes bekam die Hochschule Bochum die Aufgabe, ein Gesamtkonzept für den Stand zu erstellen. An der Planung wirkten insgesamt fü̈nf Studierende aus fünf verschiedenen Semestern mit. Sie brachten dabei
unterschiedliche Fähigkeiten und Ideen mit in die Planung ein, meine Aufgabe bestand dann in der Koordination und Anleitung der Studierenden.
Mit welcher Motivation nahmen Sie am Wettbewerb teil?
Schon das Motto des Wettbewerbs war für uns motivierend: Auf der Suche nach dem Machbaren! Ein weiterer Ansporn lag für uns darin, unsere Ideen in der Zusammenarbeit mit angehenden Meistern aus dem BZB Dü̈sseldorf umzusetzen. Wir haben in unserem Pavillon schräge Wände eingeplant und wollten darin Drehelemente einbauen. Wie sich aber herausstellte, war das fü̈r die Stuckateure überhaupt kein Problem. In der Zusammenarbeit stellte sich heraus, dass die Stuckateure auch eigene Ideen für die Umsetzung entwickelten, so haben sich bei der Planung und Umsetzung die Kompetenzen gut ergänzt.
Wie lief denn die Kommunikation unter den Architekten und den Stuckateuren?
Es gibt bereits eine lang gewachsene Verbindung zwischen der Hochschule Bochum und dem BZB Dü̈sseldorf. Insbesondere mit Ausbildungsmeister Manfred Stempel und dem Leiter des BZB Düsseldorf Rene Knöfel haben wir schon häufiger erfolgreich an Messeprojekten zusammengearbeitet. Die Meisterschü̈ler kannten wir noch nicht, aber Herr Stempel hatte bereits vor dem Wettbewerb sehr positiv von ihnen gesprochen. Da wussten wir, dass wir auch anspruchsvollere Ideen umsetzen konnten.
Wie gestaltete sich denn das Verhältnis von Architekturstudium und Stuckateurhandwerk?
Im Architekturstudium an der Hochschule Bochum wird neben der Theorie auch Wert auf einen direkten Praxisbezug gelegt. Konzepte werden meist auf dem Papier oder im Computer entwickelt und dann über Modelle in die dritte Dimension gebracht. Der Stuckateur kommt mehr aus der Praxis und kann mit Kniffen und seiner Erfahrung von der Baustelle direkt Verbesserungsvorschläge zur Planung geben. Dieses Zusammenspiel ist meiner Meinung nach sehr wertvoll.
Wie kann die Zusammenarbeit von Planern und Fachunternehmern optimiert werden? Gibt es dafü̈r eine Maxime, also praktische Grundsätze?
Die Zusammenarbeit sollte auf gegenseitigem Respekt beruhen. Man muss sich auf Augenhöhe begegnen und bereit sein, die Ideen des anderen aufzunehmen. Auf dem Bau gibt es noch viele Vorurteile, und oft sind Handwerker und Architekten jeweils dem anderen gegenü̈ber voreingenommen. Der Wettbewerb ist eine gute Gelegenheit, diese Fronten abzubauen. Wichtig ist für mich der regelmäßige fachliche Austausch und die gegenseitige Akzeptanz der Positionen.
Haben Sie durch den Wettbewerb Neues erfahren?
In fachlicher Hinsicht gab es für mich einige wenige Neuigkeiten. Den Einsatz von faserverstärktem Gips im Pavillon der TU Wien kannte ich zum Beispiel
in dieser Form noch nicht. Es ist aber immer wieder interessant zu erfahren, wie die angehenden Stuckateurmeister mit aus Architektensicht komplizierten
Details umgehen. Durch ihre umfangreiche Erfahrung und die eher praktische Veranlagung kommen sie oft schnell zu sichtbaren Ergebnissen, wo man sich als Architekt lange Gedanken hätte machen müssen. Dies ist ein großer Vorteil des Handwerks. Im Rahmen des Studiums pflegen wir daher unsere enge Kooperation mit der Firma Knauf, speziell mit der Knauf-Akademie. Durch Workshops und Fachvorträge werden wir über den Trockenbau stets sehr gut informiert.
Wie bewerten Sie abschließend den Wettbewerb?
Der Austausch zwischen Studierenden und Stuckateuren hat allen Beteiligten sicherlich wertvolle Erfahrungen gebracht. Eine Fachmesse wie die Ausbau und Fassade bietet darüber hinaus eine gute Plattform, um Hochschule, Handwerk und Fachpublikum zusammenzubringen.
Die Studenten und die Stuckateure konnten im Rahmen des hochschulübergreifenden Wettbewerbes so die Erfahrung machen, sich in einem Projekt zu verwirklichen.
Während des Studiums gibt es für die Studierenden ja eher selten eine Gelegenheit, ihre Ideen vor einem so großen Publikum zu präsentieren. Deshalb war die große Motivation auch über den langen Planungszeitraum immer zu spü̈ren. Ich persönlich habe ebenfalls sehr viel Freude an dem Wettbewerb gehabt und wü̈nsche mir, dass er auch in den kommenden Jahren weitergefü̈hrt wird.
Interview: Paul Dolt
Abbildungen: Kristof Lemp Ausgabe: 5/2013