01. Januar 2016

Trockenbau in Topform

Ein Kommunikationszentrum ist das unumstrittene Siegerobjekt beim Wett­bewerb »Phantasiewelten« 2013. Das Team der Hochschule Karlsruhe und des Kompetenzzentrums Elementiertes Bauen in Bühl zeigten damit »Trockenbau vom Feinsten«.

»Dieser Wettbewerb präsentiert Lösungsansätze, die man sich merken sollte« – so die Worte des Jury-Vorsitzenden Volker Bastian, Architekt und leitender Mitarbeiter im Baumanagement der Architekten gmp, von Gerkan, Marg und Partner in Hamburg. Das gilt insbesondere für den Wettbewerbsbeitrag, den die Architekturstudenten aus Karlsruhe und die jungen Handwerker aus Bühl präsentierten.
Der Wettbewerb »Phantasiewelten – die Suche nach dem Machbaren« wurde in diesem Jahr zum dritten Mal vom Bundesverband Ausbau und Fassade zur Messe »Farbe – Ausbau und Fassade« (BAF) durchgeführt und richtet sich an Studierende der Fachrichtung Architektur und Innenarchitektur sowie an Meis­terschüler im Stuckateurhandwerk. Die Aufgabe war, zu einem bestimmten Thema einen Messestand zu entwerfen und zu bauen.
Auch dieses Mal waren, so die Jury, alle Arbeiten durch hervorragende Ideen und einer außergewöhnlich guten handwerklichen Ausführung sowie durch den vorhandenen Teamgeist der einzelnen Gruppen gekennzeichnet.
Besonders der Gewinnerbeitrag war ein gelungenes Vorbild für das, was im Trockenbau möglich ist: Kreative Lösungen, Vorfertigung sowie Nachhaltigkeit. Beim Pavillon für das Kommunikationszentrum wurde dieses Potenzial ausgeschöpft. Der Pavillon ist nicht nur funktionell und ansprechend, sondern erfüllt auch die Aufgabe eines Messestandes: schnell auf- und abbaubar sowie wiederverwendbar zu sein.
Damit das preisgekrönte Ergebnis entstehen konnte, musste aber eine lange Wegstrecke von der Entwurfsplanung über die Detailentwicklung bis zur Ausführung zurückgelegt werden. Zwischen dem ersten Treffen des Studententeams in Bühl bis zum Aufbau in Köln lagen knapp 18 Monate. Dabei war das Kompetenzzentrum Bau Bühl (Komzet) ein wichtiger Impulsgeber. Im Komzet erhielten die Studenten gleich zu Beginn eine Einführung in den Trockenbau, hier wurde ein Workshop für alle Beteiligten am Wettbewerb »Phantasiewelten« durchgeführt und im weiteren Fortgang fanden hier immer wieder Besprechungen zur »integrativen Planung« statt, mit der die Entwürfe auf Praxistauglichkeit überprüft wurden.
In einem internen Wettbewerb an der Hochschule Karlsruhe wurde zunächst über den Entwurf entschieden. Die Studenten Frank Schepers, Martin Neuberdt, Jochen Schneider und Benjamin Weiß waren hier die Gewinner. Sie wurden von Professor Armin Günster betreut. Es folgte die erste Besprechung am 3. April 2012. Dabei musste die Gesamtkubatur an die Höhe und Breite der Halle im Komzet angeglichen werden.

Das Know-how bleibt im Haus
Bei den folgenden Detailentwicklungen wurde Wert darauf gelegt, das Know-how im Hause zu nutzen und weiterzuentwickeln. »Damit fließt es nachhaltig in die Aus- und Weiterbildung ein«, so Komzet-Leiter Norbert Kuri. Das betrifft zunächst die Unterkonstruktion. Sie wurde aus Furnierschichtholz gefertigt. Die Alternative aus Metall wäre wegen der anspruchsvollen Konstruktion nur schwierig zu realisieren gewesen. Mit der Fremdvergabe aber wäre das technische Wissen verloren gegangen. Entsprechende Kompetenz in Sachen Holz ist im Hause vorhanden, da in Bühl
neben den Stuckateuren im ersten Lehrjahr auch Zimmerer im zweiten und dritten Lehrjahr ausgebildet werden. Damit war auch eine Gewerke übergreifende Detailplanung möglich. Zur Verfügung stand auch eine 3D-CAD Software für den Holzbau, mit dem auch ein direkter Datenaustausch und eine permanente Abstimmung mit den Studenten möglich war.
Der Bau der Unterkonstruktion mit hohen Anforderungen an die Präzision und mit der anspruchsvollen Geometrie der unterschiedlichsten Schrägschnitte überstieg die üblichen Aufgaben der überbetrieblichen Ausbildung. Der Zusammenbau der filigranen Hölzer mit ihren schrägen Kanten zu tragenden Elementen auf den Montagetischen war für die Auszubildenden eine Herausforderung, auch hier wurde wichtiges Know-how gewonnen.

Elementiertes Bauen und die Kunst der Fuge
Grundlegend für das Konzept des Messe­standes war die elementierte Bauweise. Dafür musste schon zu Beginn die Entwicklung von Eckverbindungen von Boden und Wand sowie von Decke und Wand vorangetrieben werden. »Die Studenten entwickelten Detail-Vorschläge, die wir mit 1:1-Modellen auf ihre Praxistauglichkeit prüften«, so Kuri. »Die Rahmen wurden stetig unter Berücksichtigung der Durchbiegung, von Transport, Logistik, Montage, Auflagerung und möglichen Elektro-lnstallationen weiterentwickelt.«
Auch die Fräs- und Falttechnik wurde verbessert. Die speziellen Lichtvouten und das Abweichen vom rechten Winkel machte die Anschaffung eines neuen Fräsaggregates notwendig. Stuckateur-Ausbilder Hans Doninger stellte die Klebetechnik auf den Prüfstand und führte Versuchsreihen mit unterschiedlichen Klebern durch.
»Die Elementierung bedingt das bewuss­te Zeigen von Fugen«, weiß Norbert Kuri und kann sich dabei der Zustimmung von Armin Günster sicher sein. Der Professor machte in den Besprechungen deutlich, dass Fugen auch gestalterische Elemente sind und konsequent geplant werden müssen.
Eine besondere Wirkung üben die Lichtfugen aus. Hier konnte das Team die Entwicklungen im LED-Sektor nutzen. Noch vor drei Jahren wurde der Wettbewerbsbeitrag des Komzet mit Leuchtstoffröhren und Spots ins rechte Licht gesetzt. Seit damals sind die LED viel kleiner geworden und können somit auch in schmalen Lichtvouten zum Einsatz kommen. Allerdings war auch hier die Umsetzung nicht einfach. Die Schnittstellen mussten genau abgestimmt werden.

Zwei 38-Tonner und ein kleiner Lkw
Eine der Herausforderungen zum Schluss war der Transport nach Köln. Dafür wurden zwei 38-Tonner und ein kleiner Lkw gemietet. Detailliert wurde vorgeplant, was in welcher Reihenfolge verstaut werden muss, damit der Aufbau auf der Messe reibungslos klappt. Zur Vorsicht wurde der Auf- und Abbau probeweise in Bühl durchgespielt – mit dem Ergebnis, dass es nach dem Aufbau in Köln sogar ein Lob für eine besonders gute Koordination vom Staplerfahrer gab.
Die Studenten halfen beim Standaufbau in Köln und hielten auch während der Messe Stellung. Schließlich wurden sie für ihren Einsatz mit dem ersten Preis belohnt. Aber noch wichtiger als die Ehrung war der Gewinn an Erfahrung. Dies gilt insbesondere auch für das Komzet Bühl. Mit dem Wettbewerbsbeitrag wurde grundlegendes Know-how für die Aus- und Weiterbildung
erarbeitet.

pd

Abbildungen: 1: Lemp; 2-8: Bleich                                                                                   Ausgabe: 6/2013