01. Januar 2016

WDVS mit Glasoberfläche

Glasfassaden gehören üblicherweise nicht zum Leistungsbild von Stuckateurbetrieben. Doch jetzt gibt es ein System, das eine einfache Verklebung von Glaselementen auf einem klassischen WDVS-Aufbau ermöglicht. Thomas Haider von der Stuck & Akustik Weck GmbH in Köln stellte eines der ersten Objekte fertig.

Verklebte Glasflächen sind im Innen­bereich als dekorative Gestaltungs­elemente sowie als Alternative zu Wand­fliesen in Bädern und Küchen häufig zu finden. Doch an gedämmten Außen­fassaden konnten die bauphysikalischen Herausforderungen bisher nicht befriedigend gelöst werden. Das Feuchtigkeitsmanagement innerhalb der Konstruktion sowie ein starkes Temperaturgefälle im System stellten anspruchsvolle Aufgaben an die Entwicklung. Nach intensiver Forschungsarbeit ist es Saint-Gobain Weber gemeinsam mit ­einem Unternehmen für Glasbeschichtungen gelungen, ein System zu entwickeln, das diesen Anforderungen ­gerecht wird. Mit »weber.therm style Glas« können nun großformatige Glaselemente auf einem mineralischen WDVS-Aufbau sicher und dauerhaft verklebt werden.

Robuste Oberfläche, zeitgemäßes Design
Das neue Fassadensystem bietet gegen­über herkömmlichen, vorgehängten Glasfassaden entscheidende Vorteile: Es ist wärmebrückenarm und einfacher in der Verarbeitung, da auf eine aufwendige Unterkonstruktion verzichtet werden kann. Darüber hinaus eignen sich die leicht zu reinigenden Glasoberflächen auch zum langfristigen Schutz von stark beanspruchten Flächen. Vor allem eröffnen die in zahlreichen Farben verfügbaren Glaselemente neue Spiel­räume für das Fassadendesign. Die Vorteile einer effizienten Wärmedämmung mit WDVS lassen sich so noch besser mit einer hochwertigen Gestaltung verbinden.

Die Versuchsbaustelle belegt die Praxistauglichkeit
Als einer der ersten Anwender entschied sich Thomas Haider, Geschäftsführer der Stuck & Akustik Weck GmbH, für das neue System. Das Unternehmen sanierte ein Wohnhaus in Köln-Junkersdorf. Neben der Verbesserung des energetischen Standards stand vor allem der Wunsch nach ­einem frischeren Erscheinungsbild des Gebäudes im Fokus. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Kräftig rote Putzflächen kontrastieren nun mit hellgrau abgesetzten Balkonbrüstungen. Als ­besonderes Highlight wurden zirka 50 Quadratmeter Fassadenfläche des Staffelgeschosses mit »weber.therm ­style Glas« gestaltet.

Systemaufbau mit hoher Präzision
Die Ausführung des Systems erfordert eine exakte Planung. Abmessungen und die Lage von Durchdringungen mussten vor Ort genau aufgenommen werden. Denn ein nachträglicher Zuschnitt der werksseitig vorkonfektionierten emaillierten Einscheibensicherheitsgläser ist nicht möglich. Darüber hinaus stellt die spezielle Verklebung erhöhte Anfor­derungen an die Ebenheit des Untergrundes.

Geschosshohe Paneele möglich
Als Finish wählte der Bauherr hellgrau emaillierte, geschosshohe Glaspaneele. Das Handling dieser Großformate erforderte zum Teil spezielle Werkzeuge. Glassauger sowie entsprechende Halte- und Tragevorrichtungen erleichterten die Arbeit und vermieden Bruch­schäden. Ein hölzernes Lehrgerüst und Keile verhinderten das Abrutschen der frisch geklebten Paneele. Die Verklebung selbst erfolgte mit einem Systemkleber, der vollflächig auf die Rückseite sowie auf den Untergrund aufgekämmt wurde. Für den optimalen Verbund ­zwischen Glasoberfläche und minera­lischen Baustoffen sorgt dabei ein ­Polytransmitter, mit dem die Glas­elemente rückwärtig beschichtet sind. Die 6-8 mm breiten Stoßfugen ­wurden ab­schließend noch mit Spezial-Silikon verfugt.

Georg J. Kolbe
Leiter Produktmarketing Fassade/Wand Saint-Gobain Weber

Abbildungen: 3,5-7: Saint-Gobain Weber; 1,2,8-10: Haider; 4: Dolt                                                           Ausgabe: 9/2103