01. Januar 2016

Schallschutz für die Kita

In der luxemburgischen Gemeinde Clervaux wurde im Januar 2012 eine Kindertagesstätte fertiggestellt. Bis zu 200 Kinder werden dort an fünf Tagen in der ­Woche ­betreut. Schallharte Oberflächen wie Betonwände und -decken machten akustische Maßnahmen erforderlich. Bauherr und Architekt setzten auf ein Akus­tiksystem, ­welches das Optimum in akustischer und gestalterischer Hinsicht herausholte.

In der rund 4700 Einwohner zählenden Gemeinde Clervaux im Norden von ­Luxemburg wurde im Januar 2012 im Ort Reuler eine »Maison Relais« fertiggestellt. In dieser flexiblen Kindertagesstätte werden bis zu 200 Kinder im ­Alter von sechs Monaten bis zu zwölf Jahren an fünf Tagen in der Woche von 7 Uhr bis 19 Uhr rundum betreut. Schallharte Oberflächen wie Beton­wände und -decken sowie Parkettböden machten akustische Maßnahmen in dem modernen 2780 Quadratmeter großen Neubau unbedingt erforderlich.
Bauherr und Architekt setzten auf ein bewährtes Akustiksystem des Herstellers Caparol. Dank der Formenvielfalt der Akustikelemente und der Möglichkeit der individuellen ­Beschichtung konnte der Architektenwunsch nach ­einer großen Formen- und Farbenvielfalt in der Kita erfüllt werden.

Gedämpfte Atmosphäre
Betritt man die Flure und Räume der Kindertagesstätte in Clervaux, fällt ­einem die angenehm gedämpfte ­Atmosphäre auf, auch dort, wo Kinder toben oder im großen Speisesaal beim gemeinschaftlichen Essen. Auffallend ist auch die Deckengestaltung: Wie ein wogendes Meer muten die im Wechsel aufgehängten, konkav und konvex ­geformten, farbigen Deckensegel (Maße: 1020 x 1020 mm und zirka
30 mm Dicke) an. Das Gesamtbild der ­abgehängten Decke ergibt eine ­geschwungene, weiche Wellenform. Echte Hingucker sind auch die zylinderförmigen, walzenartigen Baffles (Länge 1200 mm, Durchmesser 150 mm) mit ihren Farbverläufen, die an Edelstahl­seilen waagerecht in langen Reihen frei schwebend unter der Decke aufgehängt wurden.

Akustikmaßnahmen erforderlich
Dekorative Deckenobjekte sorgen für gedämpfte Raumatmosphäre: Es sind »Capa Coustic Melapor« Akustikele­mente aus einem Melaminharz-Schaumstoff, die den Raumschall in ihren Poren aufnehmen und schlucken. Lärmschutzmaßnahmen waren in dem Neubau mit insgesamt 12300 Kubikmeter Bauvolumen dringend geboten, der in zwei miteinander verbundene Gebäudeteile untergliedert ist und insgesamt neun Aufenthaltsräume, zwei Ruheräume, eine Bibliothek, ein Atelier, einen Musiksaal, einen Bewegungsraum, eine Küche sowie die pädago­gische Küche umfasst.
Im kleineren Gebäudeteil, dem Haus »Loukleppelcher« befindet sich die Créche (Kinderkrippe) mit zirka 70 Ganztagesplätzen für Kinder bis drei beziehungsweise vier Jahre. In dem größeren Gebäude, dem Haus »Packatuffi« ist die Kindertagesstätte untergebracht. Dort werden Kinder ab vier Jahren sowie Schulkinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren betreut. In den Spiel- und Aufenthaltsräumen ist die Lärmentwicklung naturgemäß hoch – für Erzieherinnen und Kinder ­eine große Belastung, die es zu minimieren galt.

Formenvielfalt statt Lochdecke
Ein auf Akustik spezialisiertes Ingenieurbüro kam bei seinen Berechnungen zu dem Ergebnis, dass in allen Aufenthaltsräumen und Fluren Akustikmaßnahmen erforderlich sind. An den ­Wänden wurden Akustikplatten aus Holz angebracht, doch das reichte nicht aus, denn der Schallschutz ist an den Decken am effektivsten. »Da die Decken der Aufenthaltsräume durch die Lüftungsanlage über Nacht ausgekühlt werden, waren geschlossene Akustik­maßnahmen wie abgehängte Decken hier nicht möglich. Diese konnten wir nur im Flurbereich realisieren«, erläutert Architekt Pierre Kelecom vom Architekturbüro »Architecture et Environnement« (Luxemburg).
Die Gemeinde Clervaux beauftragte das Architekturbüro zu prüfen, ob sich das Caparol Akustiksystem auch für die ­Kindertagesstätte eignen würde, denn sie hatte damit in anderen öffentlichen Einrichtungen wie dem Kulturzentrum gute Erfahrungen gemacht. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Capa Coustic ­Einzelelemente dafür geeignet sind.
Außer den Baffles und Deckensegeln ­kamen in der Maison Relais in Reuler auch weniger auffallende, akustisch aber wirksame Elemente zum Einsatz. Dazu gehört der feinkörnige Akus­tikglattputz »Capa Coustic Fine«, der auf eine 40 oder 60 Millimeter dicke, schallabsorbierende Putzträgerplatte aufgebracht wird. Diese wird mit einem Kleber flächig verklebt und verfugt. Bauseitig verklebt wurden auch die 50 Millimeter dicken »Capa Coustic Melapor Panele« (62,5 x 62,5 und 125 x 62,5), zum Beispiel am Spitzgiebel in der Bibliothek.
Alle Melapor Elemente in der Kita sind in Weiß und den Farbtönen Apricot und Pinie aus dem »Capa Trend Farbsystem 3D« beschichtet. Deckensegel, Baffles und Panels wurden jeweils eine Farbnuance heller beschichtet, wodurch ein interessanter Farbverlauf im Raumbild entstand. Die Farben der Akustikelemente passen ins Gesamtfarbkonzept der Architekten, die die einzelnen ­Räume in den beiden Hauptfarbtönen Orange und Grün konzipierten.

Beste technische Eigenschaften
Welche Produkte aus dem aufeinander abgestimmten Akustikprogramm an ­einer Decke verwendet werden, ist eine Frage der Raumgestaltung, von der akustischen Wirkung her sind alle ähnlich. Die ­Melapor-Elemente ­bestehen aus einem schwer entflammbaren, leichten und offenporigen High­tech-Weichschaumstoff auf Melaminharz­basis. Sie vergilben nicht und laden sich nicht statisch auf. Daher ziehen sie ­keinen Staub an. Dank ihrer porösen Struktur können sie bis zu 90 Prozent der auftreffenden Schallenergie aufnehmen und in Wärmeenergie umwandeln. Raumschall wird abgebaut, Lärm gedämpft. Die Elemente sind in der Schallabsorberklasse A eingestuft. ­Dasselbe gilt für den Akustikputz »Fine«. In der Regel genügt es, ­zirka 40 Prozent eines Raumes mit ­dem Akustikmaterial Melapor zu belegen. Auch das in Teil­bereichen eingesetzte System »Cap Coustic Fine« ist in seiner Schallabsorptionsleistung ­effektiv. In der Maison ­Relais sind es zusammen mit der Lochplatten-Wand­akustik meist mehr als
40 Prozent der Fläche, was an der ­gedämpften Atmosphäre deutlich wahrnehmbar ist.

Arbeitsfeld für Trockenbauer
Die Baukosten der Maison Relais beliefen sich auf 7,5 Millionen Euro; 75 Prozent davon übernahm das Familien­ministerium, den Rest musste die ­Gemeinde aufbringen. Allein in die Akus­tikmaßnahmen investierten die Bauherrn zirka 300000 Euro: ein großer Auftrag für den Trockenbau- und ­Malerbetrieb von Yann Doruch. Er und seine Mitarbeiter arbeiteten dort das erste Mal mit Capa Coustic. Der luxemburgische Betriebsinhaber der Firma Plafotech mit 43 Mitarbeitern zeigte sich zufrieden: »Das Material war für unsere Trockenbauer und Maler prob­lemlos zu verarbeiten. Am zeitaufwendigsten war das Austüfteln der Aufhängung bei den Baffles und das Airless-Beschichten der exakten Farbverläufe. Wir mussten zirka 1700 Baffles sowie zirka 200 Panels und Deckensegel ­jeweils zwei bis drei Mal bei uns in der Werkstatt beschichten.« Insgesamt ­waren zwei Mitarbeiter drei Wochen lang mit dem Spritzen und der Montage im ­Objekt beschäftigt.
Bei der Aufhängung der Baffles konnte Yann Doruch kreativ ­werden: Auf Wunsch des Architekten, der die zylinderförmigen Elemente nicht wie von Caparol angeboten an T-Querschienen aufgehängt haben wollte, entwarf er eine Eigenkonstruktion aus Edelstahlseilen. So aufgehängt wirken die Baffles wie frei schwebend, leicht und elegant.

Für alle ein Gewinn
In der Maison Relais kamen nahezu alle unterschiedlichen Elemente aus dem Capa Coustic-System zum Einsatz. Insgesamt fast 2000 Teile: Die Melapor-Panel (80 Stück), Melapor-Baffles (zirka  1700 Stück, überwiegend in rund und einige wenige rechteckige), Melapor Deckensegel (106 Stück) sowie der Akus­tikputz Fine auf Putzträgerplatten (38 Quadratmeter).
Die Maßnahme war für den Handwerksbetrieb ein einmaliges Referenzobjekt, das sich bereits doppelt gelohnt hat: Kurz nach der Fertigstellung seiner Arbeiten in der Maison Relais bekam die Firma Plafotech den Auftrag für Akustikmaßnahmen in einem Restaurant in Luxemburg, wo sie mit Capa Coustic Melapor-Panels die Decke ­gestalten durften.

Abbildungen: Carapol/Duckek                                                                                                                   Ausgabe: 10/2013