01. Januar 2016

Nachschlag beim Schallschutz

Baulicher Schallschutz gilt inzwischen als wichtiges Qualitätskriterium, dem sich Bauherren, Investoren und Entscheider bei der Neukonzeption bestehender Gebäude stellen müssen. Geprüfte Systemlösungen sorgen bei leichten Ständerwänden und Massivwänden mit vergleichsweise geringem Aufwand für erhebliche Verbesserungen.

»Tolle Lage, aber Schallschutz im Hotel mangelhaft! Total hellhörig!« – wer im Internet so bewertet wird, bekommt schnell ein Imageproblem. Der Schallschutz ist daher nicht nur ein wichtiges Kriterium für die Qualitätseinstufung eines Hotels, sondern auch für dessen wirtschaftlichen Erfolg. Aber auch im Wohnungsbau führt Unzufriedenheit mit dem Schallschutz häufig zu Konflikten. Nicht selten gerät ein ambitioniertes Vorhaben in Misskredit, weil der bauliche Schallschutz dem subjektiven Ruhebedürfnis der Nutzer nicht entspricht.

Gedrosselte Leistung: DIN 4109 beschreibt nur Minimalniveau
Weder im Wohnungsbau noch im Hotelbau stellt die DIN 4109 (11/1989) »Schallschutz im Hochbau« noch das Maß der Dinge dar. Grundsätzlich
bilden die Normen die anerkannten Regeln der Technik ab, nach denen der Fachunternehmer verpflichtet ist, eine mangelfreie Leistung zu erbringen. Doch werden mit dieser Norm nicht mehr die heute üblichen Standards und Komfortansprüche erfüllt. Lebensgewohnheiten und akustische Ansprüche haben sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verändert. Während im Wohnungsbau die Richtlinie 4100 (2012-10) »Schallschutz im Hochbau; Wohnungen – Beurteilung und Vorschläge für erhöhten Schallschutz« wie auch der DEGA-Schallschutzausweis als wichtige Orientierungshilfen dienen, gibt im Hotelsektor die DIN 4109 noch den »Ton« an: Mit der Anforderung R’W von 47 dB (bewertetes Schalldämmmaß mit Berücksichtigung aller Nebenwege) will sich so mancher Gast nicht zufrieden geben. Insbesondere in Hotels mit erhöhten Komfortansprüchen gelten daher höhere Schallschutzanforderungen als ein verlässliches Qualitätskriterium.
Mit Blick auf praktische Umsetzungsmöglichkeiten im Bestand hat Knauf geprüfte Systemlösungen entwickelt, mit denen der Schallschutz von Wänden und Decken nachträglich verbessert werden kann. Diese basieren bei Wänden auf drei Grundprinzipien:
1. Zusätzliche Direktbeplankung von bestehenden Metallständerwänden mit Knauf Silentboard
2. Aufrüstung von Metallständerwänden mit Knauf Vorsatzschalen
3. Verbesserung von Massivbauwänden mit Knauf Vorsatzschalen

Metallständerwände: direkt zu mehr Ruhe
Die spezielle Schallschutzplatte Knauf Silentboard liefert beste Ausgangswerte für den baulichen Schallschutz, auch im tieffrequenten Bereich. Neue Messergebnisse zeigen, dass durch unterschiedliche Anordnung einer 12,5 mm dicken Silentboard das Schalldämm-Maß einer bestehenden Metallständerwand um 5 dB bis 9 dB verbessert werden kann. Der Messung zugrunde liegt eine Wandkonstruktion als Einfachständerwerk mit CW 75 ausgeführt, inklusive einer Dämmschicht von 60 mm sowie beidseitig zweifacher GK Beplankung (W112). Diese Ausgangskonstruktion erreicht ein bewertetes Schalldämm-Maß Rw,R von 52 dB. Wird diese Konstruktion einseitig direkt mit Knauf Silentboard beplankt, erhöht sich der Rw,R auf 57 dB. Werden hingegen einseitig zwei Lagen Silentboard montiert, erreicht die Wand 59 dB. Die besten Werte mit 61 dB erreicht hingegen die Metallständerwand, die beidseitig mit einer Lage Silentboard bekleidet wird. Die Direktbeplankung gilt als besonders wirtschaftliche Lösung – für Planung und Ausführung.

Differenzierte Komfortstufen durch Vorsatzschalen
Schrittweise kann die beschriebene Grundkonstruktion W112 weiter schalltechnisch verbessert werden. Der Quantensprung wird mit freistehenden Vorsatzschalen erreicht, einlagig oder zweilagig mit Knauf Silentboard beplankt (Knauf System W625 und W626). Nachweislich gelingt das Tuning einer vorhandenen Metallständerwand (Aufbau analog W112) auf einen Rw,R-Wert von 65 dB beziehungsweise 70 dB. Absolute Spitzenklasse in den Ausgangswerten für eine schallschutztechnische Verbesserung eines Gebäudes liefert die Kombination einer doppelbeplankten Vorsatzschale auf der einen Wandseite mit einer einfach beplankten Vorsatzschale auf der anderen. Knauf weist nach, dass das bewertete Schallschutzmaß der Wandkonstruktion 76 dB erreicht.

Massivwände: Schalldämm-Maß gezielt verbessern
Auch massive Wände erreichen oftmals nicht die erforderliche Schalldämm-Qualität. Durch Anordnung einer biegeweichen Vorsatzschale wie Knauf W623 oder W626 kann eine wesentliche Verbesserung gelingen. Dabei ist das Verbesserungsmaß abhängig von der Ausbildung der Vorsatzschale und der flächenbezogenen Masse der Massiv­wand. Knauf hat mit dem sogenannten Prognoseverfahren eine sichere Grundlage geschaffen, um das mögliche Verbesserungsmaß für Massivwände in vier Schritten bestimmen zu können. So kann über die Masse der Wand eindeutig das zu erreichende bewertete Schalldämm-Maß der Gesamtkonstruktion bestimmt werden. Eine Massiv­wand mit einer flächenbezogenen Masse von 100 kg/m² mit einem bewerteten Schalldämm-Maß von zirka 38 dB kann mit einer Vorsatzschale, einlagig mit Knauf Diamant beplankt, auf 59 dB verbessert werden.

Fazit
Die Planung differenzierter Schallverbesserungen im Bestand ist mit Knauf System-Lösungen auf eine neue Basis gestellt, mit der die gestiegenen Komfortansprüche in der Gesellschaft auch im Bestand effektiv und ressourcen­bewusst erfüllt werden können. Inves­toren, Bauherren und Planer im Bereich des Wohnungs- und Hotelbaus können so differenzierte Schalldämm-Qualitäten festlegen und umsetzen. Wie vor
jeder sorgfältig geplanten Sanierung ist natürlich bei einer schalltechnischen Verbesserungsmaßnahme eine Analyse der Bestandsituation, zum Beispiel der Schallnebenwege, zu berücksichtigen.

Petra Stöcklein
Marktmanagement Trockenbau,
Knauf Gips KG

Weitere Informationen: Konstruktionen – als Direktbeplankung oder Vorsatzschale – halten das Technische Detailblatt W11 und die Broschüre »Knauf ­Silentboard-Systeme – Konstruktionen und Eigenschaften« bereit.

Abbildungen: Knauf                                                                                                                                   Ausgabe: 10/2013