01. Januar 2016

Denken, Handeln, Innovation

In Niederhall-Waldzimmern (Hohenlohekreis) trägt ein außergewöhnliches Bauwerk den ­Namen »GEMÜ Dome«. Es ist eine Version anspruchsvoller Industriekultur. Als Innovationszentrum kreiert, ist die imposante Wellendecke im Innenbereich ein echtes Highlight.

Das siebengeschossige Gebäude am Fritz-Müller-Platz 1 in Niederhall-Waldzimmern wird von einer Art »Leuchtturm« akzentuiert. Vom oberen Geschoss hat man einen schönen Blick auf die Landschaft. Zwei Edelstahl-­Säulen, für die Zu- und Abluft, die sich links und rechts an die Treppe schmiegen, weisen den Weg zum Eingang.
Der GEMÜ Dome ist ein Bauwerk, ­welches widerspiegelt, wie sich Indus­trie und Kunst zu einer Einheit ver­knüpfen: moderne Optik, viel Glas und Holz. Der Betrachter nimmt zuerst den roten und grauen Schriftzug wahr. Erst später wandert sein Blick zu der sich auffächernden Fassade.
Der Begriff »Dome« ist eine andere ­Bezeichnung für Kuppel, deren Turmspitze sich dreht. Diese Kunstfassade mit ihren fließenden Übergängen stilisiert mit Grafiken und Plastiken den technischen Fortschritt. Der Turm, der sich aus dem Mittelpunkt des halbierten Gebäudekreises emporhebt, zieht Blicke an. An der rechten Front der Fassade nimmt das »größte Ventil der Welt« seinen Platz ein. Der Eindruck, der sich von außen darstellt, findet sich auch im Inneren als offene Holzkonstruktion wieder. Die ­Gebrüder Müller Apparatebau sind seit über 45 Jahren in der Ventilbranche tätig. Der Bauherr des Gebäudes ist Fritz Müller.

Des Rätsels Lösung liegt im Innern
Die Planung des »GEMÜ Doms« führte Susanne Vogelsang vom Schweizer ­Unternehmen Max Vogelsang AG aus Wohlen aus, das für die Verarbeitung Stahlbeton und Holz wählte. »Der Neubau entstand in der Zeit von 2008 bis 2009, wobei für das gesamte Objekt 13 Monate inklusive Ideenfindung benötigt wurden. Die Ausführung des dritten und vierten Obergeschosses wurde von IP21 aus Aalen geplant und umgesetzt. Den Innenausbau übernahmen Christina Deinet und August Schmid. Allein für das drehende Obergeschoss wurde ein Jahr beansprucht«, erklärt Bauprojektleiterin Karin Fein­auer. Es wurde von den GEMÜ-Mitarbeitern konstruiert und ausgeführt. So sei der gebäude­überragende Turm eine architektonische Besonderheit: Das Dach­geschoss dreht sich und ist als leichte Stahl-Holz­konstruktion erbaut. Um die Sonneneinstrahlung optimal zu nutzen, wurde auf dem um zirka 20 Grad ­geneigten Dach eine Photovoltaik-­Anlage installiert. So folgt die Turm­spitze dem Lauf der ­Sonne.

Akustik und Lärmminderung
Eine weitere Besonderheit in dem Bauwerk sind die raumabschließenden ­Elemente unterhalb des Chefbüros. In diesem wurde die Vogl Adsorperplatte auf 175 Quadratmetern von dem Trockenbaufachunternehmen Drazenko Ilibasic aus Heilbronn-Biberach verbaut. »Dieses Produkt empfiehlt sich besonders für große Räume, in denen eine vorteilhafte Akustik und eine Lärm­minderung benötigt wird«, so Benedikt Roos, Produktmanager bei Vogl Decken­systeme. Zusätzlich zu diesen erforder­lichen ­Eigenschaften nimmt das Produkt auch noch die »dicke Luft« auf! Der Emskirchner Deckenhersteller bietet eine große Auswahl an unterschied­lichen Akustikdesignplatten an. Die ­Absorberklassen gliedern sich von A bis E: E beginnt bei 0,15, D bei 0,55, C bei 0,60, D bei 0,80 und A bei 0,90.

Aufwendige Spachtelarbeiten
Die Akustikplatten in den Maßen 1200 x 2000 x 12,5 mm haben ein Lochbild 8/15/20 rund und sind mit einem rückseitig kaschierten weißen Akustikvlies versehen. Ihr Lochflächenanteil liegt bei 9,5 Prozent. Roos: »Unsere Akustik-platten liefern wir ohne Aufpreis als Adsorperplatte mit Luftreinigungs­effekt aus.« Als Erstes befestigt der Trockenbaufachmann die Gipskartonplatten an einer drucksteifen, planebenen Unterkonstruktion. Anschließend ­werden nach der Plattenmontage noch even­tuell auftretende Höhenversätze korrigiert. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten zur Ausführung einer ­Fuge, wie beispielsweise die »Vogl Fuge« und die Klebe­fuge. In diesem Fall ­wandte der Handwerker die herkömm­liche Technik der Spachtelfuge an. ­Zuerst rührte er das Spachtelmaterial an. Anschließend ­befüllte er eine Kar­tusche, um damit die Fugen satt auszuspritzen. »Um eine ­hohe Fugenfestigkeit zu erreichen, muss sich ein ›Pilz‹ auf der Rückseite der ­beiden Platten bilden«, erklärt der ­Produktmanager.

Vollständige Trocknung wichtig
Vor der Aushärtung der Masse und dem Einsetzen der Trocknung wird mit dem Spachtel alles Überstehende entfernt. Nun können Fugen und Schraubköpfe mit Spachtel- oder Finishmaterial nachgespachtelt werden. Vor diesem ­Arbeitsvorgang sollten an der Fuge ­liegende Lochreihen abgeklebt sein. Sind aufgrund der Spachtelmasse Löcher verschlossen, werden diese ­mittels Lochplattenrad wieder geöffnet. Der Handschleifer, mit dem der Bereich der Fugenverspachtelung verschliffen wird, kommt erst nach vollständiger Trocknung zum Einsatz.

Wellendecke mit Zylinder
Schmuckstück im Dachgeschoss der Kuppel ist das Chefbüro. Im Kontrast zur silberfarbenen Akustikwandver­schalung stehen der Eichenparkett­-sowie der dunkle Teppichboden.  Vogl Deckensysteme bietet nicht nur unterschiedlichste Gewölbearten, Kuppeln oder gebogene Segmente, sondern auch konvexe oder konkave Formen. Diese Konstruktion wurde mit einem hohen Vorfertigungsgrad ab Werk ausgeliefert und in Einzelteilen zur Endmontage auf die Baustelle gebracht. Vor dem Anbringen der Wellendecke aus Gipskarton, inklusive der Aufkantungen, Lichtvouten und vorgefertigten Endstücke, ­wurde an der Rohdecke eine Unterkonstruktion mit gebogenen CD-Profilen befestigt. Denn nur so lassen sich die Einzelteile passgenau zusammenfügen. Krönung dieser anspruchsvollen Deckenkonstruktion ist ein zylinderförmiges Gipskarton-Formteil mit runden Lamellen. Sowohl in die Wellendecke als auch in den Zylinder sind Lichtelemente eingebaut, die dem Raum eine angenehme Atmosphäre verleihen.

Abbildungen: Vogl                                                                                                                                   Ausgabe: 11/2013