Chance für den Trockenbau
- Erstellt: 13. Juni 2016

Als gelungenes Beispiel für energieeffiziente Flächentemperierung gilt, wenn moderne und nachhaltige Gebäudekonzepte die Decke als multifunktionale Ebene nutzen. Der Trockenbau profitiert hier von einer optimierten Modulbauweise.
Ausreichende Kühlleistung im Sommer, angenehme Strahlungswärme im Winter – die Flächentemperierung gilt als die für den Menschen angenehmste Art der Raumtemperierung. Energieeffiziente und nachhaltige Gebäudekonzepte nutzen zunehmend die Decke als multifunktionale Ebene für innovative Flächenheiz- und Flächenkühlsysteme. Der Trockenbau kann von diesem Trend profitieren. Vorgefertigte Heiz- beziehungsweise Kühlregister aus Gips ermöglichen optimierte Montageabläufe ohne gewerkübergreifende Reibungsverluste. Während im Büro- und Verwaltungsbau Heiz- und Kühldecken bereits etabliert sind, finden diese nun zunehmend im Wohnungsbau ihren Einsatz.
Sanfte Raumtemperierung
Viele Aspekte sprechen für Flächentemperierung: Der Mensch empfindet die sanfte, geräuschlose und zugluftfreie Raumtemperierung als besonders angenehm. Eine Strahlungsheizung an der Decke wärmt nach dem Prinzip der Sonne. Im Gegensatz zur klassischen Beheizung wird daher nicht direkt die Luft im Raum erwärmt.
Vielmehr werden durch die Strahlungswärme Bauteile und Gegenstände im Raum erwärmt. Diese wiederum strahlen dann Wärme wieder ab, so dass überall im Raum annähernd gleiche Oberflächentemperaturen entstehen. Das Prinzip gilt auch für eine Flächenkühlung zum Ausgleich von Wärmelasten.
Unter wirtschaftlichen Aspekten überzeugt vor allem die Kombination von Flächenheiz- und Flächenkühlsystemen an der Decke: durch Wegfall von Heizkörpern und Klimageräten entsteht ein neues Raumgefühl, zugleich wird die Nutzbarkeit der Flächen optimiert. Das in der EnEV vorgeschriebene hohe bauliche Dämmniveau bei Neubau und Sanierung sowie das Erneuerbare-Energien-Gesetz begünstigen zudem den Einsatz von energieeffizienten
Heiz- und Kühlkonzepten.
Denn optimal gedämmte Gebäude können aufgrund ihres geringen Heizwärmebedarfs heute komfortabel über eine Flächenheizung im Deckenbereich beheizt werden.
Aktive Raumklimagestaltung
Flächenheiz- und Flächenkühlsysteme sind ideale Module für eine aktive Raumtemperierung. In den vergangenen Jahren hat sich im deutschen Woh-nungsbau die Flächenheizung als bewährtes Heizsystem durchgesetzt, zumeist im Fußbodenbereich. Es zeigt sich jedoch, dass wachsende Komfortansprüche sowie zunehmend extreme Temperaturspitzen im Sommer dazu führen, dass der Bedarf nach tempe-rierten Räumen nicht nur im gewerb-lichen Bereich steigt, sondern zunehmend auch im privaten Umfeld. Angesichts stetig steigender Energiepreise stehen beim Thema Flächentempe-rierung für Architekten und Planer ebenso wie für Bauherrn und Entscheider zwangsläufig energieeffiziente und nachhaltige Konzepte im Fokus.
Überzeugendes Leistungsprofil
Mit einer Nenn-Kühlleistung nach DIN EN 14240 (Temperaturdifferenz 10 K, bezogen auf die aktive Fläche) von bis zu 85 W/m² und einer Heizleistung nach EN 14037 bis 90 W/m² (Temperaturdifferenz 15K bezogen auf die aktive Fläche) zeigen Strahlungsdecken in Kombination mit Trockenbautechnologie ein überzeugendes Leistungsprofil. Die genannten Werte sind jedoch auf die so genannte aktive Fläche bezogen, die bei der Prüfung mit 100 Prozent angenommen wird. In der Praxis hingegen ist die aktive Fläche abhängig vom jeweils eingesetzten System und schwankt von annähernd 100 Prozent bis 70 Prozent. Deshalb gilt es je nach System einen Minderungsfaktor zu berücksichtigen. Strahlungsdecken sind beispielsweise über Wärmepumpen energieeffizient zu betreiben, weisen eine schnelle Reaktionsfähigkeit auf und unterstützen ein ganzjährig behagliches Raumklima. Zugleich ermöglichen vorgefertigte Gipssystem-Module, die vom Trockenbauer komplett montiert werden, eine sinnvolle wirtschaftliche Lösung, um übliche Anforderungen wie gestalterische Ideen individuell erfüllen zu können – sei es im Bürobau, in Praxen oder Verwaltungen, vor allem aber auch im Wohnbereich.
Optimales Zusammenspiel
Im Fokus der Effizienz-Verbesserung von Kühl-/Heizdecken steht auch die Gipsplatte selbst. Die Knauf Gips KG bietet beispielsweise mit Thermoboard Plus eine für den thermischen Einsatz optimierte Gipsplatte mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,45 W/mK, die einen Montageabstand von 500 Millimeter aufweist. Die gelochte Version Knauf Cleaneo Thermoboard Plus mit schallabsorbierenden Eigenschaften ist serienmäßig mit Luftreinigungseffekt ausgestattet. Im Bereich der Decke erleichtern vorgefertigte Gipssystem-Module beispielsweise vom Hersteller »Climadomo« Planung und Ausführung. Dabei werden Knauf-Platten als Trägerplatten für integrierte Kapillarrohrsysteme eingesetzt, wobei vielfältige gestalterische und funktionale Möglichkeiten gewährleistet sind. Von ungelochten Oberflächen bis hin zu fugenlosen Akustikdecken in gelochter Ausführung reicht das Angebot, so dass schallreflektierende wie auch schallabsorbierende Anforderungen erfüllt werden können. Der enge Abstand der Kapillarrohre von 18 Millimeter und die optimale Lage der Heiz-/Kühlmatten aus Polypropylen garantieren hervorragende Leistungswerte bei homogenen Oberflächentemperaturen.
Funktionsweise von Heizdecken
Es sind die moderaten Temperaturen, die den minimalen Energieverbrauch und damit eine optimale Nutzung von Umweltenergie garantieren. Heizdecken werden mit Vorlauftemperaturen bis zu 35 Grad Celsius betrieben, Kühldecken mit Vorlauftemperaturen schon ab zirka 16 Grad. Im Gegensatz zum Heizen kann nämlich beim Kühlen die Wassertemperatur nicht beliebig tief gefahren werden, da ansonsten die Gefahr der Taupunktunterschreitung besteht.
Die Funktionsweise einer Kühldecke ist einfach: Durch ein geschlossenes Rohrsystem fließt »kaltes« Wasser mit einer Temperatur von zirka 16 Grad Celsius, so dass die Oberflächentemperatur der Decke um wenige Grad unter der Raumlufttemperatur gesenkt wird.
An der kühleren Decke findet ein Wärmeaustausch statt. Diese Wärme wird vom Wasser, das durch das Rohrsystem fließt, aufgenommen und abgeführt.
Fast geräuschloser Betrieb
Der Vorteil gegenüber herkömmlichen Klimaanlagen ist folglich die zugluftfreie Funktionsweise (keine Raumluftströmung), aber auch der nahezu geräuschfreie Betrieb. Zudem ist der erforderliche Leitungsquerschnitt für den Energietransport beim Medium Wasser zirka 300 Mal kleiner als bei der Luft. Je nach Hersteller und Leistungsfähigkeit der Heiz-/Kühlsysteme liegt daher die erforderliche Mindestkonstruktionshöhe bei lediglich 65 Millimeter.
Auch für die Anlagentechnik werden erheblich geringer dimensionierte Zentralen und Schächte benötigt. Kühldecken können idealerweise mit reversiblen Wärmepumpen betrieben werden. Reversible Wärmepumpen unterscheiden sich von rein wärmeerzeugenden Wärmepumpen vor allem darin, dass sie – je nach Zustand – entweder das Wärmen oder das Kühlen verbessern. Wärmepumpenkühlung ist mit verschiedenen Wärmepumpen-Typen möglich.
Ausführungssicherheit durch Vorfertigung
Hinsichtlich der Schnittstelle zwischen den Gewerken Trockenbau und Installation werden praxisgerechte Lösungen mit Einzelraumregelung angeboten, um die Montage zu vereinfachen. Die vorgefertigten Gipssystem-Module bieten Planungs- und Verarbeitungssicherheit. Beispielsweise kann das Modul-System von Climadomo komplett vom Trockenbauer montiert werden.
Auf Grundlage des endgültigen Deckenspiegels, in dem alle Leuchten und Deckenöffnungen definiert sind, erstellt die Herstellerfirma eine optimierte Belegungsplanung und fertigt Module werkseitig mit den entsprechenden Ausschnitten sowie vorgebohrten Befestigungspunkten. Zum »Rund-um-Paket« zählen flexible Anschluss-Schläuche zur Verbindung der Module untereinander beziehungsweise zum Anschluss an die Zuleitung.
Ein wesentlicher Teil des Gesamtsystems ist die Zu- und Sammelleitung, an die die Module angeschlossen werden. Diese sind ebenfalls werkseitig vorgerichtet, so dass eine schnelle und einfache Montage der Verrohrung im Raum sichergestellt ist. Lediglich der Anschluss und die Druckprüfung erfolgen durch den Installateur.
Effiziente Anlagentechnik mit Zukunft
Energiesparende Heiz- und Kühlsysteme, die neben der Komfortsteigerung für den Bauherrn beziehungsweise Nutzer auch unter den Aspekten Investition-, Verbrauchs- und Betriebskosten überzeugen, werden sich zunehmend am Markt durchsetzen. Die Nutzung fossiler Brennstoffe für Heizung und Warmwasser wird zunehmend unattraktiv und abgelöst durch eine effizientere Anlagentechnik, beispielsweise durch eine elektrisch betriebene Wärmepumpenheizung und/oder Warmwasseraufbereitung. Der Energieeintrag in das Gebäude erfolgt über Flächenheiz- beziehungsweise Flächenkühlsysteme.
Dass die Entwicklung nicht nur den Büro- und Gewerbesektor betrifft, sondern vermehrt auch den hochwertigen Wohnungsbau, wissen Marktkenner. Eine aktuelle Studie zur Flächenkühlung in Deutschland zeigt zudem, dass im Bereich der Flächenkühlung der Anforderungskatalog wächst. Gefordert werden Reaktionsschnelligkeit und dynamische, dezentrale Regelbarkeit, Leistungsfähigkeit mit einem variablen Leistungsspektrum sowie günstige Betriebskosten, wobei wasserführende Systeme im Trend liegen. Die gleiche Studie weist zudem aus, dass es immer wichtiger wird, dass Kühldecken auch heizend funktionieren. Ebenso werden vermehrt Funktionalitäten gefordert, die durch eine Deckentemperierung mit abgedeckt werden sollen, wie Brandschutz und Akustik, aber auch individuelle Lichtlösungen.
Gestaltungsfreiheit und Funktionalität
Heiz-/Kühldecken kombiniert mit Knauf Trockenbautechnologie ermöglichen ästhetisch-funktionale Raumklimatisierung im Sinne der Nachhaltigkeit, sowohl im Neubau, als auch bei der Sanierung. Anforderungen an den Brandschutz und die Raumakustik können differenziert realisiert werden. Geprüfte Modul-Systeme geben Architekten und Bauherren die gewünschte Gestaltungsfreiheit für die Integration von Leuchten, Sprinkler- oder Lautsprecheranlagen sowie in der Detailausbildung und ermöglichen eine sichere und wirtschaftliche Montage am Bau.
Sebastian Mittnacht
Knauf Gips KG