01. Januar 2016

Fassade mit Schwung

Die Automarke mit den vier Ringen ist weltweit für moderne Technik und Design bekannt. Bei der ­Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt sorgte der futuristisch ­geformte Audi-Messepavillon aus Zementbauplatten für ­Aufsehen unter den Besuchern.

Auf der IAA in Frankfurt hat die ­deutsche Audi AG im vergangenen Jahr für ­Furore gesorgt: Mit einem eigens für diese Ausstellung gebauten Messe­pavillon, der eine 400 Meter lange, im Inneren gelegene Fahrbahn umschließt. Diese erstreckt sich über beide Gebäude­etagen, ist bereits von außen durch großflächige, in die Fassade ­integrierte Sichtfenster/Öffnungen einzusehen und ermöglicht den ­Besuchern ausgewählte Fahrzeuge live zu erleben.
Das Raumkonzept und die Inszenierung vermitteln Dynamik, Innovation und Hochwertigkeit: Bewegung und ­Progression sind an jeder Stelle des ­Gebäudes ablesbar. Die von fließenden Formen, gekurvten Linien und über­raschenden Übergängen geprägte Architektur bindet Fassadenkonturen, Ein- und Durchgänge in ein übergreifendes Konzept ein, das zusammen mit der multimedialen Bespielung und den ­interaktiven Exponaten den Markenkern »Vorsprung durch Technik« und die ­zukunftsorientierte Positionierung von Audi erlebbar macht.
Entworfen wurde das Gebäude von den Münchener ­Markenarchitekten Schmidhuber und Partner, die in langjähriger Zusammenarbeit die Messeauftritte für die Audi AG in konsequenter Evolution ent­werfen und umsetzen. Sein ­modernes Gebäudeverständnis konnte das ­Planungsbüro in den vergangenen ­Jahren durch unterschiedliche Auszeichnungen und Preise unter Beweis stellen. So wurde auch der Entwurf des ­Deutschen Pavillon zur Expo 2010 in Schanghai prämiert, bei dessen Um­setzung ebenfalls der Baustoff Aquapanel Cement Board Outdoor zum Einsatz kam.

Robuste, witterungsbeständige Putzfassade mit Form
Auf Grund der Entwurfsplanung musste für den Bau des Audipavillon ein Baustoff gefunden werden, der sich nicht nur als Putzuntergrund eignet, sondern bauseits auch den komplexen zwei- und dreifach gekrümmten Fassadenrundungen angepasst werden kann. Darüber hinaus war es erforderlich, den Anschluss mehrfach geformter Sonderbauteile sicherzustellen und nach dem ­kurzen Nutzungszeitraum einen ­umweltverträglichen Rückbau zu ­ermöglichen.
Die Umsetzung des Projektes im Trockenbauverfahren mit Aquapanel ­Cement Board Outdoor war deshalb ­eine optimale Lösung. Die in zwei ­Formaten erhältliche Zementbauplatte wurde je nach Biegeradius in der langen oder kurzen Version eingesetzt.
Die langen Platten kamen zum Beispiel bei den großen Radien zum Einsatz. ­Dadurch erreichte man zusätzlich zur großen Flexibilität noch einen beträchtlichen Zeitgewinn in der Bauphase, da mehr Fläche pro Tag verkleidet werden konnte.

Leichtbaukonstruktion mit Stahl, Holz und Zementbauplatten
Grundlage der Gebäudeaußenwand sind Stahlrahmenelemente, die auf ihrer Außenseite bereits die spätere Fassadenform des Audi-Rings erahnen lassen. Diese Elemente wurden in der ovalen Grundform des Gebäudes nebenein­ander aufgestellt, im Sockelbereich verankert und über eine Holzkonstruktion bestehend aus Rand- und Querspanten-Elementen miteinander verbunden.
Die Befestigung der Spantenkonstruktionen erfolgte über Fassaden-Adaptionselemente, die an die Stahlrahmen angeschraubt wurden und Toleranzen des Stahlbaus von bis zu zehn Zentimeter aufnehmen konnten. Hier hinein wurden die Randspanten der Konstruktionen eingelegt und wiederum verschraubt.
Die Holzkassettenkonstruktion wurde anschließend mit OSB-Spanplatten stückweise und grobkantig verkleidet und dann in Form einer Direktbeplankung mit Aquapanel Cement Board ­Outdoor ummantelt. Dazu wurden die Platten bei der Montage direkt vor Ort entsprechend geformt und mit einer speziellen Klammertechnik fest fixiert. Hierbei kam das für die Montage auf OSB-Spanplatten zugelassene Stahldrahtklammerverfahren der Firma ­Haubold zum Einsatz, wobei alle 20 Zentimeter in einem Reihenabstand von 40 Zentimeter Klammern gesetzt ­wurden.
Die entstandenen Fugen wurden mit Aquapanel Fugenspachtel grau verspachtelt und mit dem 33 Zentimeter breiten, zum System gehörenden Aquapanel Armierungsband geschlossen. ­Zuletzt wurde die gesamte Oberfläche mit Klebe- und Armiermörtel mit vollflächigem Gewebeeinsatz verputzt. Zur vollflächigen Armierung wurde Aquapanel Gewebe in den Putz ein­gebettet, der in den Farbtönen Grau und Weiß gestrichen wurde.

Kombination unterschiedlicher Materialien
Die Gebäudehülle des Audipavillon sieht aus unterschiedlichen Gründen ­optisch sehr interessant und spektakulär aus: sie ist mehrfarbig, zeigt die großen Sicht­öffnungen und kombiniert unterschied­liche Materialien.
So umläuft ein durchgehender Streifen aus silberfolien­kaschierten Alublechen die Fassade. Diese Bleche bringen durch ihre gleich­artige schmale Grundform (maximal 100 x 600 Zentimeter) gezielt Struktur in die Fassade und setzen durch die Aufnahme eines edel spiegelnden Materials ­weitere Aufsehen erregende optische Akzente.
Die Installa­tion der Bleche erfolgte über eine ­weitere Holzkassetten-Konstruktion aus Siebdruckplatten, die auf die OSB-Decklage aufgesetzt wurde.
Als zusätzliche Abdichtung wurde hier ­zwischen Decklage und dem Rost aus Siebdruckplatten eine 2-K Pur Spritz­abdichtung montiert.
Für die mehrfach gekrümmten Fassadenteile am ­unteren Abschluss der ­Blech-Installation kamen vorgefertigte Formbauteile aus EPS zum Einsatz, die mit entsprechenden Silberflächen verkleidet wurden.
Die komplette Installa­tion ist etwas nach ­innen versetzt, so dass sich an den ­Rändern zu den farblich abgesetzten Putzoberflächen ­optisch interessante Schattenfugen ­bilden.
 
3D-Planung und Klammertechnik
Der Audipavillon ist in vielerlei Hinsicht ein gutes Beispiel für ein technologisch modernes, höchsten Ansprüchen ­gerecht werdendes und nachhaltig sehr ansprechendes Bauvorhaben, das dank der kompletten Planung über 3D-Software und damit verbundener Vor­fertigung innerhalb kürzester Zeit umgesetzt werden konnte.
Entscheidend hierbei war auch der ­Einsatz der Putzträgerplatte Aquapanel ­Cement Board Outdoor, die trotz ihrer robusten und witterungsbeständigen Materialeigenschaften flexibel an die geschwungenen Grundformen des ­Gebäudes angepasst werden konnte.
Die innovative Klammertechnik garantierte darüber hinaus kurze Installa­tionszeiten, die – kombiniert mit der computergestützten Vorfertigung der entsprechenden Deckplatten und Formbauteile – zu einer schnellen Um­setzung des Bauvorhabens führten. ­Betrachtet man noch die mögliche Trennung und Wiederverwertbarkeit der Baustoffe beim Rückbau des Messe­hauses, so kann man definitiv von einer Ressourcen einsparenden und somit nachhaltigen Lösung sprechen, die ­zukunftsweisend dem Anspruch des Auftraggebers gerecht wird: Vorsprung durch Technik.

Abbildungen: 1, 2: Schmidhuber + Partner/Andreas Keller; 3-8: Knauf Perlite/Hofmann                                   Ausgabe: 2/2012