01. Januar 2016

Planen statt improvisieren

 Im vergangenen Oktober fand im Kompetenzzentrum in Bühl des Seminar »Trockenbau mit vorelementierten Bauteilen« statt. Die Teilnehmer konnten praktische Vorführungen erleben und Formteile selbst herstellen.

Das Komzet Bühl in Baden hatte im vergangenen Oktober zu einem Workshop eingeladen, um die neuesten Entwicklungen des Kompetenzzentrums für ­Elementiertes Bauen zu präsen­tieren. Rationelles Bauen findet man in dieser Ausbildungsstätte für die ­Gewerke Mauer- und Betonbau, Holzbau sowie das Stuckateurhandwerk. Im Komzet Bühl hat man sich das ver­netzte, gewerkeüber­greifende Bauen auf die Fahnen ­geschrieben. Auch andere Handwerksbereiche wie Fliesenlegen, Estrichbau und Oberflächendesign ­werden berücksichtigt und in die Ausbildung mit ein­bezogen, so dass die Lehrlinge sowohl Grundkenntnisse in den benachbarten Gewerken als auch ein Verständnis für die Schnittstellen erhalten.
Elementierter Trockenbau hat nicht nur das Ziel Kosten einzusparen, sondern Kundenwünsche zu erfüllen, unmög-­liches machbar zu machen sowie vor gewagten Konstruktionen nicht zurückzuschrecken. »Die Qualität und tech­nische Ausführung dürfen darunter nicht ­leiden«, so die Einführungsworte von Thomas Danner, der als Projekt­ingenieur im Kompetenzzentrum Bühl tätig ist. Die Moderation der einzelnen praktischen Workshops wie »Kleben«, »Formen« und »Fräsen« übernahmen Hans Donninger und Michael Bleich.  

Handwerkliche Fertigung
Das Thema des ersten Vortrags war die »Handwerkliche Fertigung und Ausführung«. Michael Bleich (Bleich GmbH), beleuchtete dieses ­interessante Thema aus der Sicht eines Handwerkers und Produzenten von vorgefertigten Bau­teilen. Jedes vorgestellte Projekt hatte ­eine ­Geschichte, wie Bleich anhand von ­Bildern demonstrierte. Über Einbaumöbel aus Gipskarton, Messebau aus ver­schiedenen Produkten bis hin zum Groß­projekt reichten die Beispiele. Auch kleine, aber feine Projekte kamen bei den Workshop-Teilnehmern gut an. In seiner Funktion als Sachverständiger ­erläuterte Bleich, warum die exakte ­Planung für das Gelingen von Trockenbauarbeiten wichtig ist und zeigte ­gelungene sowie verwirklichte Zeichnungen, Pläne und Konstruktionen. Auch auf das Thema »Herstellung von Bau­teilen«, die »Montage« und »Endbehandlung« ging er ein und gab hilf­reiche Tipps und Ratschläge.
Auf die Maschinentechnik kommt es bei der präzisen Fertigung von Formkörpern aus Gipskarton-, Alu­minium-, Holz-, und Kunststoffplatten an. Franz Holzner von der Flextos GmbH widmete sich diesem Thema. Mit Expertenwissen ging er auf die ­Kalkulation von Formkörpern ein und berichtete über Versuche mit der ­Kantenstabilität von Elementen aus Gipskartonplatten. Verschiedene ­Kantenvariationen wurden vorgestellt und die Versuchsanordnung ­beschrieben. So wurden Eckausbildungen aus gefalteten Gipskartonplatten solchen mit aufgespachtelten Eck­schienen ­gegenübergestellt. Ergebnis: Eckaus­bildungen mit der Falttechnik sind ­stabiler, maßgenauer und insgesamt deutlich wirtschaftlicher. Wand­konstruktionen und Unterkonstruktion sind mit Gipskartonplatten beplankbar.
Ballistische Verbindungsmittel haben im elementierten Bauen einen hohen ­Stellenwert, im Holzbau haben sie einen Anteil von bis zu 80 Prozent erreicht. Die Einsatzmöglichkeiten im elementierten Trockenbau inklusive der erforderlichen Geräte stellte Michael Polworth von der Firma ITW Befestigungstechnik vor.

Frästechnik in der Praxis
Anhand von Beispielen aus dem Trockenbaualltag wurde den Teilnehmern des Workshops die »Frästechnik in der Praxis« näher gebracht. Jeder Teilnehmer durfte selbst Hand anlegen und sich von der nahezu staubfreien ­Be­arbeitung der Fräsanlage überzeugen. Die hergestellten Formkörper wurden für das Verkleben vorbereitet und anschließend ­zusammengefügt. In ­diesem Zusammenhang wurden auch entsprechende Hilfsmittel und Schab­lonen vorgestellt.
Dass die Nassverformung von Gips­kartonplatten einfach sein kann, wenn man den Anweisungen von erfahrenen Technikern folgt, bewiesen die Experten Herrmann und Wiesner von der Firma Knauf. So wurde ein ­gebogenes Element nach dem anderen produziert, das alles mit einer sehr ­geringen Ausschussquote. Die Unterkonstruktion für das Gewölbe, in welche die nassverformten Platten eingebaut wurden, wurden ebenfalls nach Plänen und Anweisungen der Knauf-Techniker montiert.

Interessante Preisgestaltung
Fabrikmäßig hergestellte Bauteile ­sollten bei der Kalkulation von Trockenbauarbeiten immer als Alternative in ­Erwägung gezogen werden. Jens ­Franchois (Knauf) berich­tete über die Durchführung von Trockenbauprojekten. Besonders interessant war seine Exkursion in die Preisgestaltung ­dieser ­Projekte. Den Teilnehmern wurde vor Augen geführt, dass bei der Preis­ermittlung eine exakte und detaillierte Kalkulation ­unumgänglich ist. Kühl- und Heizdecken haben eine neue Renaissance im Trockenbau durch die veränderten technischen Möglichkeiten im Bereich der Energiegewinnung er­halten. Die Einführung in die Technik und Montage von Klimatop Decken ­erfolgte durch den Referenten Wilhelm Schmelzer. ­Im Anschluss folgte die praktische Einführung in die Montage der Deckenelemente und der Rohr­leitungen.

Rundgang in der Werkhalle
Die Montage der hergestellten Elemente  zu einem Ganzen durch die Teilnehmer bildete den krönenden Abschluss des Seminars »Trockenbau mit vorelementierten Bauteilen«. Die hergestellten Bauteile und Formkörper wurden am Ende zu einem Gewölbe mit Lichtvoute zusammengefügt. Zu diesem Zeitpunkt zeigte sich, dass die vorgefertigten Formkörper passten, die eine oder andere Optimierung aber möglich war. Dem Workshop schloss sich ein Rundgang durch die Werkhalle des Kompetenzzentrums an. Auf besonderes Interesse stieß dabei das begehbare Modell eines in Holzbauweise erstellten Gebäudes, das mittels eines »Blower-door-tests« auf Dichtigkeit überprüft wurde. Der ­nächste Workshop wird laut Norbert Kuri, Leiter des Komzet Bühl, am 29. und 30. November 2012 stattfinden.

Michael Bleich

Abbildungen: Komzet Bühl                                                                                                                   Ausgabe: 2/2012