Alles aus einer Hand
- Erstellt: 04. August 2016

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Brandschutz, Akustik und Design: Die neuen Deckenkonstruktionen im Cafe an der Universitäts-Reitschule in München sind Alleskönner mit Pfiff.
Seit über 80 Jahren gehört das Cafe in der Universitäts-Reitschule zu den Klassikern der Münchner Gastronomie. Mal war das Baudenkmal mit direkter Einsicht in die Reithalle der Universitäts-Reitschule als Wiener Cafehaus konzipiert, mal im Stil der 1950er-Jahre eingerichtet, dann wieder wie ein Teesalon ausgestattet. Der jüngste Umbau bringt all diese Atmosphären nun unter einen Hut: Er interpretiert klassische Elemente aus dem Cafehaus, dem Salon oder der Orangerie neu und fasst das Ganze mit Hilfe einer neuen Deckengestaltung in Trockenbau-Technik gekonnt zusammen.
Salon, Cafe, Nischen, Bar, Restaurant und Orangerie: Die neuen Bereiche des Cafes an der Reitschule haben ganz verschiedene Ausprägungen. Im Zentrum steht die lang gezogene Bar des Hauses mit dem davor angeordneten Cafe. Eine abgehängte Kassettendecke eint diese Zone unter skulpturalen Deckenfeldern und überdimensionalen Stegen und übernimmt neben ihrer gestalterischen Funktion noch zwei andere Aufgaben: Sie stellt sicher, dass die aufgrund der Rohdecke aus Holzbalken notwendigen Brandschutzauflagen erfüllt wurden und garantiert parallel gute akustische Bedingungen.
Schlicht und elegant
Die Basis bildet eine Holzbalkendecke, die brandschutztechnisch mit einer Lage Knauf Fireboard ertüchtigt wurde. Darüber gehängt ist eine einlagig beplankte Knauf Decke nach dem System D 112. Die bis auf eine Unterkante von 2,40 Meter tief gezogenen Stege wurden als Fertigteile aus Knauf-Platten vorgefertigt. Anschließend wurden sie auf die durchlaufende Unterdecke montiert. Ein spezielles fugenloses Akustiksystem übernimmt den Schallschutz in diesem Bereich.
Im hinteren Teil der umgestalteten Räumlichkeiten findet das Restaurant des Cafes Reitschule Platz. Ein dunkelgrauer Spiegel, graue Möbel, naturfarbenes Leder und reduzierte Details lassen diesen Bereich schlicht und elegant wirken. Die notwendige Lüftung verbirgt sich daher unterhalb der Decke, die diese Zone überspannt. Auch hier wurde die Bestandskonstruktion zunächst mit Knauf Fireboard beplankt, bevor der rund 35 cm abgehängte Deckenspiegel nach dem System Knauf D 112 montiert wurde. In dem Aufbau integriert sind von Peter Zumthor entworfene Einbaudownlights. Sie umrahmen das Zentrum des so gestalteten Raums: eine rechteckige Deckenvoute beziehungsweise eine Aussparung in der abgehängten Decke, deren Ränder hinter einer speziellen Verblendung eine zusätzliche indirekte Beleuchtung integrieren. Ebenfalls hinter der Verblendung ist die Zuluftöffnung der Lüftungsanlage verborgen, während die Abluft unsichtbar über eine entlang der Wände umlaufende Schattenfuge angesaugt wird. Diese Voute wurde in einzelnen Abschnitten vorgefertigt und auf der Baustelle montiert. Die akustisch notwendige Bekleidung ist — wie im Barbereich — auch im Restaurantsektor auf der Knauf-Unterkonstruktion aufgebracht.
Fugenloses Akustikputzsystem
Die Orangerie bildet schließlich den dritten großen Bereich im Cafe Reitschule. Und auch in diesem Bereich spielt die grau getönte und parallel zur großen Tafel im Zentrum des Raums weiß abgesetzte Decke eine — wenngleich vordergründig nicht sichtbare — Hauptrolle. So integriert die abgehängte Knauf D 112 Konstruktion einen mit einem speziellen Aluminiumprofil eingespachtelten Technikschlitz, der die Beleuchtung aufnimmt und in dem auch Zusatzbefestigungen eingebaut sind. Damit können zum Beispiel schwere technische Geräte wie Beamer an der Decke montiert werden. Auf die Hauptkonstruktion ist darüber hinaus ein fugenloses Akustikputzsystem angebracht, das unerwünschte Geräusche dämmt. Die gesamte Innenraumgestaltung des Cafes stammt von Palais Mai aus München, beim Lichtkonzept unterstützt von Markus Widmann. Zusammen mit dem für die Trockenbauarbeiten zuständigen Unternehmen Neuberger Innenausbau arbeiteten alle Partner Hand in Hand an einem Ziel: aus dem alten Cafe Reitschule ein neues Etablissement zu gestalten, das seinem Ruf auch in Zukunft zur Ehre gereicht. Ästhetische Deckenentwürfe werden häufig empfindsam gestört durch weniger schöne technische Einbauten.
Die Räume der Reitschule sind ein Beispiel dafür, dass sich technische Einbauten auch mit hohem gestalterischen Anspruch gestalten lassen. Das gilt für die Lichttechnik ebenso wie für die
Be- und Entlüftung.
Abbildungen: Knauf/Beierle Ausgabe: 3/2012