E-Wohnen der Zukunft
- Erstellt: 04. August 2016

High Level im Innenausbau: Ein zukunftsweisendes Architektur-, Design- und
Technologiekonzept für eine ehemalige Fabrik in Berlin, die mit neuester Trockenbautechnologie realisiert wurde.
Nahe dem Alexanderplatz wurde eine 1910 erbaute ehemalige Textilfabrik nach dem E-Wohnstandard umgebaut und als Energieeffizienzhaus 55 saniert. Das Bau-Medienprojekt »E-Wohnen der Zukunft« versteht sich als ein Ansatz, Architektur-, Design- und Technologiekonzepte innovativ zu verschmelzen. Ziel ist es, die komplexen Bedürfnisse urbaner Menschen an Wohnen und Arbeiten in einer multifunktionalen Wohnwelt zusammenzuführen und dabei energiebewusstes Leben zu erleichtern.
In Berlin bildet nun das bundesweit erste E-Wohnhaus auf über 2500 Quadratmetern das ganze Spektrum eines neuen Wohnkonzepts ab. Das Mehrfamilienhaus kann als Beispiel für nachhaltiges, flexibles und interaktives städtisches Wohnen gelten. Im Erdgeschoss findet sich ein Showroom, konzipiert vom Architekten Alexis Dornier, in dem Besucher die Vision »E-Wohnen 2022« erleben und tes-ten können. Vom ersten bis zum fünften Obergeschoss sind 32 barrierefreie Wohnungen mit fließenden Raumzonen realisiert. Die Innenraumgestaltung mit integrierten Wohnskulpturen zum Sitzen und Liegen ist mit elektronischer Wohntechnologie verknüpft. Die Penthouse-Etage ist als konvexer Dachkörper in Holzbauweise neu auf das Gebäude aufgesetzt und zeigt sich als E-Büro der Zukunft.
Wohnungen der Zukunft
Das Projekt wurde gemeinsam mit Partnern aus der Industrie, Handwerk und Forschung und deren Innovationen realisiert. Die frühzeitige Partnerschaft mit dem Unternehmen Knauf erwies sich als optimal, um die leere Hülle mit Ideen zu füllen. Geschwungene Wohnskulpturen erhalten dank Knauf-Know-how die gewünschte Ästhetik und Funktion. Anforderungen an Brand- und Schallschutz sind wirtschaftlich gelöst und erreichen ein hohes Level, wie zum Beispiel eine aktuelle bauakustische Güteprüfung belegt. Sie weist aus, dass eine Wohnungstrennwand in Knauf-Systembauweise selbst die Schallschutzstufe III nach VDI 4100 um 6 dB überschreitet – ein Qualitätsmerkmal, um individuellen Wohnwünschen freien Raum zu geben. Komponenten wie das Schiebetürelement »Krona Kit Futura« ermöglichen den Bewohnern, ihre als offen konzipierte Raumskulptur flexibel den individuellen Bedürfnissen anzupassen. Die hochdämmenden Dach- und Wandaufbauten der neu aufgesetzten Penthouse-Etage in Holzbauweise sind mit aufeinander abgestimmten Komponenten realisiert: Knauf Insulation Mineralwolle-Dämmstoffe bieten in Verbindung mit dem Insulation Luftdicht-Dämmsystem LDS langfristige Sicherheit.
Erlebnis, Emotionen, Energiebewusstsein
Initiator von »E-Wohnen der Zukunft« ist der Medienunternehmer Dirk Fabarius. Auslöser seiner Initiative waren eigene Erfahrungen bei seiner Wohnungssuche in Berlin, wie er erläutert: »Nirgendwo habe ich eine Wohntechnologie gefunden, die ich als Selbstverständlichkeit angesehen habe, wie Netzwerkanschlüsse oder zentral steuerbare Lampen. Da reifte mein Entschluss, selbst einen neuen Wohnstandard zu schaffen.« Seit 2005 hat Fabarius drei Projekte im Bezirk Prenzlauer Berg – allesamt Gebäude aus der Gründerzeit – in eigener Regie mit Partnern aus der Industrie realisiert. Inzwischen hat eine private Investorengruppe in der Mendelssohnstraße das entkernte Fabrikgebäude in ein E-Wohnhaus umgebaut. Multimedia-Verkabe-lung, Licht-Management, Netzwerktechnologie und Intranet ermöglichen eine intelligente technische Vernetzung und Steuerung.
Andreas Kieb, Kommunikationschef der »Di-Vision Bau-Medien-Projekte« von Fabarius, erklärt: »E steht für Erlebnis, für Emotionen, für Energiebewusstsein und erst dann für elektronische Wohntechnologie. Wir schaffen einen neuen Wohnstandard, der sich den Bedürfnis-sen des Bewohners anpasst!« Die Planungsgesellschaft HMP Hertfelder und Montojo hat diesen Ansatz umgesetzt.
Multifunktionales Konzept
Um die Anforderungen an die Energieeffizienz des Gebäudes zu erfüllen, sind unterschiedliche bauliche, haus- wie steuerungstechnische Komponenten aufeinander abgestimmt. Angefangen von einer hoch wärmegedämm-ten Gebäudehülle, dem Einbau von Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung, der Minimierung von Wärmebrücken, der Nutzung einer dezentralen Lüftungsanlage mit bis zu 80 Prozent Wärmerückgewinnung, dem Anschluss an das Fernwärmenetz, der Einzelraumregelung für die Flächenheizung/
-kühlung, der Möglichkeit eines individuellen Lichtmanagements bis hin zu einer intelligenten Wohnungsvernetzung, die das Energiemanagement insgesamt erleichtert und transparent macht. Dennoch stand für die Architekten weniger die technische Ausrüstung im Vordergrund als vielmehr diese in die Architektur der Innenräume zu integrieren und ein Wohnkonzept umzusetzen, das eine neue Multifunktionalität entwickelt und Entertainment bietet.
Ziel: Work-Life-Balance
Küchen werden Lofts, Wohnzimmer verwandeln sich in Lounges, Arbeit und Wohnen gehen ineinander über, müssen sich aber auch störungsfrei voneinander trennen lassen, um die angestrebte Work-Life-Balance zu wahren. Jeder Wohnungsgrundriss wird markiert von einer dynamisch geformten Wohnskulptur. Auch das Design der Deckenebene mit unterschiedlichen Höhen und dynamischen Rundungen wirkt raumprägend. Die Integration einer indirekten und frei programmierbaren LED-Beleuchtung in Lichtvouten unterstreicht das räumliche Konzept ebenso wie steuerbare Spots, die in der Deckenebene eingebaut sind.
Hinzu kommen als Teil der Raumgestaltung Ablageflächen oder Sitzgelegenheiten. »Der Trockenbau ist nicht nur ideal für eine dynamische Raumarchitektur, sondern dient uns als multifunktionale Ebene für die unterschiedlichsten technischen wie bauphysikalischen Anforderungen«, erläutert Architekt Fernando Montojo, der die enge Zusammenarbeit mit dem Medienpartner Knauf positiv bewertet. »Ob im Bereich Brandschutz, Schallschutz oder in der Entwicklung und Ausführung designorientierter Details – maßgeblich waren Innovation und Know-how, um unsere Vorstellung wirtschaftlich umzusetzen.«
Hohe Brandschutz-Qualität
Eine grundlegende Vorgabe für den Ausbau der ehemaligen Fabriketagen legte der Brandschutz. Die vorgefundene Stahlsteindecke, eine so genannte »Klein‘sche Decke«, ist brandschutztechnisch mit Knauf Fireboard auf F90 von unten ertüchtigt worden. »Die brandschutztechnische Qualität der Unterdecke, insbesondere der Beplankungsdicke, ist von der brand-schutztechnischen Qualität der vorhandenen Rohdecke abhängig. Ein von Knauf nachgewiesenes Allgemeines Bauaufsichtliches Prüfzeugnis (P-3155/3992) bietet die Voraussetzung für effiziente Lösungen. Für die brand-schutztechnische Aufrüstung auf F90 werden die Spezialplatten Knauf Fireboard (Baustoffklasse A1) eingesetzt, wodurch eine wirtschaftlich zu erstellende Beplankung mit einer Lage 20 mm Fireboard wie in der Mendelssohnstraße möglich ist«, erklärt Knauf-Objektmanager Ralf Lehmann, der in Abstimmung mit den Architekten wirtschaftliche Brandschutzmaßnahmen erarbeitet hat. Damit war die sichere Ebene für den haustechnischen Ausbau geschaffen. Auf dieser sind die Lüftungskanäle sowie Installationen verlegt, die mit dem Knauf System »Decke unter Decke« dem vorgegebenen Deckendesign folgen.
Flexible Raumnutzung
Die Möglichkeiten der Vorfertigung im Trockenbau sind im E-Wohnhaus optimal genutzt. Ob Lichtvouten im Deckenbereich, die dank Falttechnik dem Designanspruch der Architekten wie dem Anspruch des Verarbeiters an eine wirtschaftliche Montage gleichermaßen erfüllen oder vorgefertigte Rundungen für geschwungene Wandkonstruktionen. Für tadellose Radien ist das Knauf Sinus-Profil eingesetzt, so dass auch bei vor Ort gebogenen Radien konvexe oder konkave Rundungen präzise realisiert sind. Für die flexible Raumnutzung wurden »Krona Kit«-Schiebetüren-Elemente mit zargenloser Leibung montiert. Die Leibung ist aus Formteilen montiert, die aus gefalteten Gipsplatten gefertigt werden und mühelos einzubauen sind.
Schallschutz für die Oase
Das E-Wohnhaus in Berlin soll dem Bewohner eine innovative Rückzugsoase sein. Ein ruhiges Wohnumfeld ist die Voraussetzung dafür. »Um optimale Ergebnisse im Schallschutz zu erreichen, wurde für Flur- und Wohnungstrennwände das Knauf System W115 mit Doppelständerwand gewählt. Für die Beplankung haben wir eine Kombination von Knauf »Diamant« und »Piano« vor-geschlagen, um neben der Brandschutzanforderung optimale Werte im Schallschutz zu erreichen«, erläutert Ralf Lehmann.
Die Wandkonstruktionen sind direkt auf dem Rohboden beziehungsweise an der Rohdecke befestigt, um die Schallnebenwege zu reduzieren. Eine Messung im fertiggestellten E-Wohnhaus durch das Berliner Akustikbüro Krämer + Stegmaier bestätigt das gelungene schalltechnische Konzept im Trockenbau. Dabei wurde exemplarisch die Luftschalldämmung gemäß DIN EN ISO 140-4 an zwei Typen von Wohnungstrenn- beziehungsweise Flurwänden gemessen.
Resümee
Mit einem ermittelten bewerteten Schalldämm-Maß R’w von 65 dB übertrifft die Wohnungstrennwand die Mindestanforderung nach DIN 4109 um 12 dB. Wie enorm dieser Wert ist, erschließt sich, wenn man weiß, dass ein um 10 dB erhöhter Schallpegel als Verdoppelung der Lautstärke empfunden wird. Selbst die erhöhten Schallschutzwerte nach VDI 4100, St III werden um 6 dB überschritten.
Innerhalb der einzelnen Wohnungen wie auch in der Penthouse-Etage sind die Trennwände im Knauf-System W112 erstellt und mit »Diamant« beplankt. Neben einem guten Schall- und Brandschutz überzeugen die Oberflächenhärte und die
-qualität der Hartgipsplatte, bestätigt Montojo: »Das architektonische Konzept der Multifunktionalität erfordert eine gute Materialwahl sowie eine qualitativ hochwertige Ausführung.«
Abbildungen: Knauf/Gallandi Ausgabe: 4/2012