01. Januar 2016

E-Wohnen der Zukunft

High Level im Innenausbau: Ein zukunftsweisendes Architektur-, Design- und
Technologiekonzept für eine ehemalige ­Fabrik in Berlin, die mit neuester Trockenbau­technologie realisiert wurde.

Nahe dem Alexanderplatz wurde eine 1910 erbaute ehemalige Textilfabrik nach dem E-Wohnstandard umgebaut und als Energie­effizienzhaus 55 saniert. Das Bau-Medienprojekt »E-Wohnen der Zukunft« versteht sich als ein Ansatz, Architektur-, Design- und Technologiekonzepte innovativ zu verschmelzen. Ziel ist es, die komplexen Bedürfnisse urbaner Menschen an Wohnen und ­Arbeiten in einer multifunktionalen Wohnwelt zusammenzuführen und ­dabei energiebewusstes Leben zu ­erleichtern.
In Berlin bildet nun das ­bundesweit ­erste E-Wohnhaus auf über 2500 Quad­ratmetern das ganze Spektrum eines neuen Wohnkonzepts ab. Das Mehrfami­lienhaus kann als Beispiel für nachhal­tiges, flexibles und interaktives städ­tisches Wohnen gelten. Im Erdgeschoss findet sich ein Show­room, konzipiert vom Architekten Alexis Dornier, in dem Besucher die Vision »E-Wohnen 2022« ­erleben und tes-ten können. Vom ersten bis zum fünften Obergeschoss sind 32 barrierefreie Wohnungen mit fließenden Raumzonen realisiert. Die ­Innenraumgestaltung mit integrierten Wohnskulpturen zum Sitzen und Liegen ist mit elektronischer Wohntechnologie verknüpft. Die Penthouse-Etage ist als konvexer Dachkörper in Holzbauweise neu auf das ­Gebäude aufgesetzt und zeigt sich als E-Büro der ­Zukunft.

Wohnungen der Zukunft
Das Projekt wurde gemeinsam mit Partnern aus der ­Industrie, Handwerk und ­Forschung und deren Innovationen realisiert. Die früh­zeitige Partnerschaft mit dem Unternehmen Knauf ­erwies sich als optimal, um die leere Hülle mit Ideen zu füllen. Geschwungene Wohnskulpturen erhalten dank Knauf-Know-how die ­gewünschte Ästhetik und Funktion. ­Anforderungen an Brand- und Schallschutz sind wirtschaftlich gelöst und erreichen ein hohes Level, wie zum Beispiel eine aktuelle bauakustische Güteprüfung belegt. Sie weist aus, dass ­eine Wohnungstrennwand in Knauf-Systembauweise selbst die Schallschutzstufe III nach VDI 4100 um 6 dB überschreitet – ein Qualitätsmerkmal, um individu­ellen Wohnwünschen freien Raum zu geben. Komponenten wie das Schiebetür­element »Krona Kit ­Futura« ermöglichen den ­Bewohnern, ihre als offen konzipierte Raumskulptur flexibel den individuellen Bedürfnissen anzupassen. Die hochdämmenden Dach- und Wand­aufbauten der neu aufgesetzten Penthouse-Etage in Holzbauweise sind mit aufeinander abgestimmten Komponenten realisiert: Knauf Insulation Mineralwolle-Dämmstoffe bieten in Verbindung mit dem Insulation Luftdicht-Dämmsystem LDS langfristige Sicherheit.

Erlebnis, Emotionen, Energiebewusstsein
Initiator von »E-Wohnen der Zukunft« ist der Medien­unternehmer Dirk Faba­rius. Auslöser seiner Initiative ­waren ­eigene Erfahrungen bei seiner ­Wohnungssuche in Berlin, wie er erläutert: »Nirgendwo habe ich eine Wohntechnologie gefunden, die ich als Selbstverständlichkeit angesehen habe, wie Netzwerkanschlüsse oder zentral steuerbare Lampen. Da reifte mein Entschluss, selbst einen neuen Wohnstandard zu schaffen.« Seit 2005 hat ­Fabarius drei Projekte im Bezirk Prenzlauer Berg – allesamt Gebäude aus der Gründerzeit – in eigener Regie mit Partnern aus der Indus­trie realisiert. Inzwischen hat eine private Investorengruppe in der Mendelssohnstraße das entkernte ­Fabrikgebäude in ein E-Wohnhaus umgebaut. Multi­media-Verkabe-lung, Licht-Management, Netzwerktechnologie und ­Intranet ermöglichen eine ­intelligente technische Vernetzung und Steuerung.
Andreas Kieb, Kommunika­tionschef der »Di-Vision Bau-Medien-Projekte« von Faba­rius, erklärt: »E steht für Erlebnis, für Emotionen, für Energiebewusstsein und erst dann für elektronische Wohntechnologie. Wir schaffen einen neuen Wohnstandard, der sich den Bedürf­nis-sen des Bewohners anpasst!« Die Planungsgesellschaft HMP Hertfelder und Montojo hat diesen Ansatz umgesetzt.

Multifunktionales Konzept
Um die Anforderungen an die Energieeffizienz des Gebäudes zu er­füllen, sind unterschiedliche bauliche, haus- wie steuerungstechnische Komponenten aufeinander abgestimmt. Angefangen von einer hoch wärme­gedämm-ten Gebäudehülle, dem Einbau von Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung, der ­Minimierung von Wärmebrücken, der Nutzung einer ­dezentralen Lüftungsanlage mit bis zu 80 Prozent Wärmerückgewinnung, dem Anschluss an das Fernwärmenetz, der Einzelraumregelung für die Flächen­heizung/
-kühlung, der Möglichkeit ­eines individuellen Licht­managements bis hin zu ­einer intelligenten Wohnungsvernetzung, die das ­Energiemanagement insgesamt erleichtert und transparent macht. Dennoch stand für die Architekten weniger die technische Ausrüstung im Vordergrund als vielmehr diese in die Architektur der Innenräume zu integrieren und ein Wohnkonzept umzusetzen, das eine neue Multifunktionalität entwickelt und Entertainment bietet.

Ziel: Work-Life-Balance
Küchen werden Lofts, Wohnzimmer verwandeln sich in Lounges, Arbeit und Wohnen gehen ineinander über, müssen sich aber auch störungsfrei voneinander trennen lassen, um die angestrebte Work-Life-Balance zu wahren. Jeder Wohnungsgrund­riss wird markiert von einer dynamisch geformten Wohnskulptur. Auch das ­Design der Deckenebene mit unterschiedlichen Höhen und dynamischen Rundungen wirkt raumprägend. Die Integration ­einer indirekten und frei programmierbaren LED-Beleuchtung in Lichtvouten unterstreicht das räumliche Konzept ebenso wie steuerbare Spots, die in der Deckenebene eingebaut sind.
Hinzu kommen als Teil der Raumgestaltung Ablageflächen oder Sitzgelegenheiten. »Der Trockenbau ist nicht nur ideal für eine dynamische Raumarchitektur, ­sondern dient uns als multifunktionale Ebene für die unterschiedlichsten technischen wie bauphysikalischen Anforderungen«, erläutert Architekt ­Fernando Montojo, der die enge Zusammenarbeit mit dem Medienpartner Knauf positiv bewertet. »Ob im Bereich Brandschutz, Schallschutz oder in der Entwicklung und Ausführung design­orientierter Details – maßgeblich waren Innovation und Know-how, um unsere Vorstellung wirtschaftlich umzu­setzen.«

Hohe Brandschutz-Qualität
Eine grundlegende Vorgabe für den Ausbau der ehemaligen Fabriketagen legte der Brandschutz. Die vorgefun­dene Stahlsteindecke, eine so genannte »Klein‘sche Decke«, ist brandschutztechnisch mit Knauf Fireboard auf F90 von unten ertüchtigt worden. »Die brandschutztechnische Qualität der Unterdecke, insbesondere der Beplankungsdicke, ist von der brand-schutztech­nischen Qualität der vorhandenen Rohdecke abhängig. Ein von Knauf nachgewiesenes Allgemeines Bauaufsichtliches Prüfzeugnis (P-3155/3992) bietet die Voraussetzung für effiziente Lösungen. Für die brand-schutztech­nische Aufrüstung auf F90 werden die Spezialplatten Knauf Fireboard (Baustoffklasse A1) eingesetzt, wodurch eine wirtschaftlich zu erstellende ­Beplankung mit einer Lage 20 mm Fireboard wie in der Mendelssohnstraße möglich ist«, erklärt Knauf-Objekt­manager Ralf Lehmann, der in Abstimmung mit den Architekten wirtschaftliche Brandschutzmaßnahmen erarbeitet hat.  Damit war die sichere Ebene für den haustechnischen Ausbau geschaffen. Auf dieser sind die Lüftungskanäle sowie Installationen verlegt, die mit dem Knauf System »Decke unter Decke« dem vorgegebenen Deckendesign folgen.

Flexible Raumnutzung
Die Möglichkeiten der Vorfertigung im Trockenbau sind im E-Wohnhaus optimal genutzt. Ob Lichtvouten im Deckenbereich, die dank Falttechnik dem Designanspruch der Architekten wie dem Anspruch des Verarbeiters an eine wirtschaftliche Montage gleichermaßen erfüllen oder vorgefertigte ­Rundungen für geschwungene Wandkons­truktionen. Für tadellose ­Radien ist das Knauf Sinus-Profil eingesetzt, so dass auch bei vor Ort gebogenen Radien konvexe oder konkave Rundungen präzise realisiert sind. Für die flexible Raumnutzung wurden »Krona Kit«-Schiebetüren-Elemente mit zargenloser Leibung montiert. Die Leibung ist aus Formteilen montiert, die aus gefalteten Gipsplatten gefertigt werden und mühelos einzubauen sind.

Schallschutz für die Oase
Das E-Wohnhaus in Berlin soll dem ­Bewohner eine innovative Rückzugsoase sein. Ein ruhiges Wohnumfeld ist die Voraussetzung dafür. »Um optimale Ergebnisse im Schallschutz zu erreichen, wurde für Flur- und Wohnungstrennwände das Knauf System W115 mit Doppelständerwand gewählt. Für die Beplankung haben wir ­eine Kombination von Knauf »Diamant« und »Piano« vor-ge­schlagen, um neben der Brandschutz­anforderung optimale Werte im Schallschutz zu erreichen«, erläutert Ralf Lehmann.
Die Wandkonstruktionen sind direkt auf dem Rohboden ­beziehungsweise an der Rohdecke befes­tigt, um die Schall­nebenwege zu reduzieren. ­Eine Messung im fertig­gestellten E-Wohnhaus durch das Berliner Akustikbüro ­Krämer + Steg­maier ­bestätigt das gelungene schalltech­nische Konzept im Trockenbau. Dabei wurde exemplarisch die Luftschalldämmung gemäß DIN EN ISO 140-4 an zwei ­Typen von Wohnungstrenn- beziehungsweise Flurwänden ­gemessen.

Resümee
Mit einem ermittelten bewerteten Schalldämm-Maß R’w von 65 dB übertrifft die ­Wohnungstrennwand die Mindestan­forderung nach DIN 4109 um 12 dB. Wie enorm dieser Wert ist, erschließt sich, wenn man weiß, dass ein um 10 dB erhöhter Schallpegel als Verdoppelung der Lautstärke empfunden wird. Selbst die erhöhten Schallschutzwerte nach VDI 4100, St III werden um 6 dB überschritten.
Innerhalb der einzelnen Wohnungen wie auch in der Penthouse-Etage sind die Trennwände im Knauf-Sys­tem W112 erstellt und mit »Diamant« beplankt. Neben einem guten Schall- und Brandschutz überzeugen die Oberflächenhärte und die
-qualität der Hartgipsplatte, bestätigt Montojo: »Das architektonische Konzept der Multifunktionalität erfordert eine gute Materialwahl sowie eine qualitativ hochwertige Ausführung.«

Abbildungen: Knauf/Gallandi                                                                                                  Ausgabe: 4/2012