Mangelhafte Akustikdecken
- Erstellt: 04. August 2016

Der Montage von Unterdecken, besonders wenn es sich um den Einbau in Feuchträumen oder Konstruktionen im Außenbereich handelt, sollte eine detaillierte Planung vorausgehen. In einer Klinik im Schwarzwald war dies nicht der Fall, wie Michael Bleich als Sachverständiger feststellen musste.
Es könnte alles so perfekt sein: Die Aussichtslage vom Schwarzwald ins Rheintal und das angenehme Ambiente schaffen in einer Klinik mit Hotelcharakter eigentlich eine Atmosphäre für Genesung und Erholung. Ein gelungenes Ambiente wird vorausgesetzt — schließlich sollen sich die Patienten wohlfühlen. Doch mangelhaft aufgebrachter Akustikputz sowie feine Risse in den Deckenkonstruktionen sorgten sehr schnell für Missstimmungen.
Michael Bleich, Sachverständiger für Trockenbauarbeiten, erhielt nur einen Monat nach Inbetriebnahme des hauseigenen Schwimmbades den Auftrag, die Ursache für die vorhandenen Risse in den Deckenplatten und dem Akustikputz herauszufinden. Der Auftraggeber war mit verschiedenen optischen Details unzufrieden, da diese das Ambiente des Schwimmbades erheblich beeinträchtigten.
Teillösungen von der Industrie
Bei der Ausführung von Trockenbauarbeiten werden immer öfter einfachste technische Regeln und gesetzliche Vorschriften nicht beachtet. Mangelhafte Planung und Ausführung, fehlende Qualitätskontrolle gepaart mit Termindruck enden oft in irreparablen Schäden. Diese führen in der Regel zum Rückbau der gesamten Unterdecken, da eine Sanierung unter solchen Voraussetzungen meist nicht möglich ist. Von Seiten der Industrie werden für problematische Anforderungen, wie sie bei Schwimmbädern vorherrschen, meist nur Teillösungen angeboten. Nicht nur die klimatischen Verhältnisse sind als Herausforderung zu sehen, sondern auch die Nutzungsart der Räume. Bei einem Schwimmbad, das für therapeutische Anwendungen genutzt wird, muss sich der Patient wohl fühlen. An die Akustik in Therapieschwimmbädern werden andere Anforderungen gestellt, als das in einem Freizeitbad der Fall ist.
Sanierung der Unterdecken
Im Laufe der Sanierung, die vom Sachverständigen Michael Bleich begleitet wurde, konnten nachträglich alle Anforderungen und Wünsche des Bauherrn an die Akustik, Ästhetik und klimatischen Anforderungen erfüllt werden. Die Sanierungskosten selbst wurden nach einem von den Rechtsanwälten vorgeschlagenen Schlüssel verteilt, und zwar zwischen der Trockenbaufirma, dem Architekten sowie dem Lüftungs- und Klimabauer.
Vorgehensweise der Untersuchung
Die Ausführung war wie folgt geplant: Gipsplatten, laut Hersteller für Schwimmbäder geeignet, auf Metallunterkonstruktion korrosionsgeschützt geschraubt, darauf wurde ein Akus-tikputz, d = 20 mm, aufgebracht.
Die Deckenhohlräume konnten nur beschränkt durch die verschiedenen Revisionsklappen eingesehen werden. Auf die Öffnung von Unterdecken wurde verzichtet, um den betrieblichen Ablauf nicht zu stören. So wurden vom Sachverständigen Bilderserien im Deckenhohlraum angefertigt und am PC ausgewertet.
Große Mängel
Die Oberflächenstrukturen im Schwimmbad inklusiv der Flure, Duschen und Toiletten waren unruhig, teilweise wolkig und verwaschen. Im Eckbereich und an den Anschlüssen sowie den Lichtvouten waren Fehlstellen sichtbar. Das Spritzbild war teilweise wulstig und verschwommen. Die Kanten wurden nicht geradlinig ausgeführt, was besonders im Bereich der Licht- und Lüftungsvouten augenfällig war. Der Akustikputz wurde in einer Schichtstärke von 3-15 mm aufgetragen. Die Grund- und Tragprofile waren nicht ausreichend beschichtet. Alle anderen Bauteile wie Noniusabhänger, Knotenverbinder und Sicherungsstifte waren nur verzinkt, eine Korrosionsbeschichtung war nicht vorhanden. Die Noniusoberteile wurden mittels eines eingeschlagenen Dübels (Keilnagel) aus verzinktem Metall an der Betondecke befestigt. Darüber hinaus zeigten die verwendeten phosphatierten Gipskartonschrauben erhebliche Korrosion im Gewindebereich sowie am Schraubenkopf.
Sanierung der Decken
Der Rückbau der Decken im Schwimmbad sowie den Umkleide-, WC- und Duschräumen war unumgänglich. Für die Sanierung wurden Unterdecken gewählt, welche für die oben genannte Nutzung geeignet sind. Das heißt, dass sämtliche Bauteile der Unterdecke verzinkt und mit einem Lack werkseitig beschichtet wurden. Die Schnittkanten der Profile wurden nachbeschichtet.
Die Auslegung der Unterkonstruktion erfolgte nach Angaben der Hersteller. Da der Luftaustausch über die Schattenfugen erfolgt, wurden nach oben offene Fugen ausgebildet und mit Winkeln aus Blähglasgranulatplatten hinterlegt. Die Vorgaben der Lüftungs- und Akustikplanung konnten so erfüllt werden. Die Verbesserung der akustischen Eigenschaften wurde mit dem Einbau von Blähglasgranulatplatten bewerkstelligt. Diese wurden mit einem feinen Akustikputz beschichtet.
Spezialschrauben benötigt
Besonderen Augenmerk richtete Bleich auf die Befestigung der Platten auf der Metallunterkonstruktion. Man wollte nicht noch einmal das Risiko erneuter Korrosionsprobleme im Bereich der Schrauben eingehen. Nach Recherchen bei einem Lieferant für Befestigungstechnik kamen chromatisierte Schrauben mit Trompetenkopf zur Anwendung. Andere Spezialschrauben, wie sie zum Beispiel für Konstruktionen mit Zementfaserplatten verwendet werden, konnten wegen des ungeeigneten Schraubenkopfes nicht verwendet werden.
Die optische Ausführung der Akustikdecken wurde unter Berücksichtigung ästhetischer Aspekte geändert und die erforderlichen Dehnfugen in die Gestaltung mit einbezogen. Das Wechselspiel von glatten und strukturierten Flächen betont nun die Linienführung der Licht- und Lüftungsvouten und sorgt so für ein stimmiges Ambiente. Revisonsklappen sollten, so weit wie möglich, nicht augenfällig sein, auch wenn Akustikputz darauf aufgebracht ist. Aus diesem Grund entschied man sich für Revi-sionsklappen, bei denen der Akustikputz rahmenbündig abschließt.
Kostenverteilung
Sämtliche »Sowieso«-Kosten (im Mängelbeseitigungsrecht jene Kosten, die dem Auftraggeber auch bei mangelfreier Vertragsdurchführung entstanden wären, zum Beispiel Mehrkosten für höherwertige Decken) wurden vom Bauherr getragen. Die Trockenbaufirma hatte 30 Prozent der Sanierungskosten tragen müssen. Da die Firma für Klima- und Haustechnik sämtliche tragenden Befestigungen in nicht ausreichend korrosiongeschützter Ausführung einbaute und verzinkte Dübel verwendete, musste diese ein weiteres Drittel übernehmen. Aufgrund mangelhafter Planung und Bauüberwachung wurden auch die Architekten an den Sanierungskosten beteiligt.
Resümee
Wie bereits ausgeführt, sollte der Montage von Unterdecken, besonders wenn es um den Einbau in Schwimmbädern, Feuchträumen oder Konstruktionen im Außenbereich handelt, eine detaillierte Planung vorausgehen. Es ist zu klären, welche akustischen Eigenschaften vom Auftraggeber erwartet werden und welcher Korrosionsschutz erforderlich ist. Besonders hervorzuheben ist, dass die Schnittstellen der Gewerke erhöhter Aufmerksamkeit bedürfen. Als Beispiel sei der Einbau von Leuchten genannt. Von Anfang an sollten die entsprechenden Lieferanten und Hersteller der verwendeten Produkte mit ins Boot genommen werden. Letztlich obliegt es dem ausführenden Handwerker, dass die Vorgaben der entsprechenden Merkblätter, technischen Merkblätter sowie Vorgaben der Produkthersteller umgesetzt und eingehalten werden.
Besonders wichtig ist es, dass die Mitarbeiter sich mit der Gesamtkonstruk-tion auseinandersetzen und auch ungeklärte Sachverhalte bei den Herstellern hinterfragen. Nur so ist gewährleistet, dass der ausführende Betrieb ein Werk übergibt, das den anerkannten Regeln der Technik entspricht. Eine Bilddokumentation der einzelnen Arbeitsschritte sollte heute Standard sein, damit die fachgerechte Ausführung nachgewiesen werden kann.
Michael Bleich,
Sachverständiger für Trockenbauarbeiten
Bühl
Abbildungen: Bleich Ausgabe: 6/2012