Wohnprojekt mit Courage
- Erstellt: 02. August 2016

»Lebensort Vielfalt« heißt das erste Mehrgenerationenhaus für Homosexuelle in Europa. Möglich wurde das innovative Wohnprojekt durch den Einsatz des Bauherren, der Schwulenberatung Berlin, die viele Hindernisse von der Immobiliensuche über die Finanzierung bis zur öffentlichen Darstellung des Projektes meistern musste.
»Unser Wohnprojekt ›Lebensort Vielfalt‹ bietet eine Alternative zu herkömmlichen Wohnformen, insbesondere, aber nicht nur für ältere schwule Männer«, so bewarb der Bauherr sein Vorhaben. Mit durchschlagendem Erfolg, denn es gab einen solchen Ansturm auf die 24 unterschiedlichen, meist barrierefreien Wohneinheiten, wie es selbst die Initiatoren nicht erwartet hatten.
Natürlich ist das Wohnen in dem im Jahre 1938 errichteten und jetzt völlig umgebauten und sanierten Haus sehr attraktiv. Zudem befindet es sich in bevorzugter Westberliner Lage. Doch das allein sind nicht die Gründe für die große Nachfrage. Experten vermuten, dass allein in Berlin rund 40000 ältere Menschen der Szene leben, die im Alter aufgrund von Ängsten, Ausgrenzung und Kinderlosigkeit ein besonders hohes Risiko haben, zu vereinsamen. Nicht so im »Lebensort Vielfalt«. Hier findet sich Gemeinschaft und Öffnung nach außen. Auch Frauen und junge Menschen sind unter den Bewohnern und das Haus wendet sich mit seinem Angebot bewusst auch an die Nachbarschaft, um einer »Ghettoisierung« im Wohnprojekt vorzubeugen.
Qualität und Nachhaltigkeit
Die Architekten Christof Roedig und Ulrich Schop brauchten bei diesem Projekt viel Geduld und Durchsetzungsvermögen, um die Vorstellungen des Bauherren von einem marktgängigen Mietobjekt auch den späteren Nutzern verständlich zu machen. Ganz normale Mietwohnungen zu bauen, die zu lageüblichen Preisen vermarktet werden können, das war die Aufgabenstellung.
Genauso intensiv wie mit dem Wohnkonzept, setzte man sich mit der baulichen Qualität und der Wahl der Baustoffe auseinander. So kamen beim Innenausbau die ökologisch nachhaltigen Maxi-Tec-Profile von Protektor zum Einsatz, die umwelt- und ressourcenschonend produziert werden. Sie werden nicht mehr gestanzt, sondern über Schneid- und Umformverfahren gefaltet. Es entstehen keine Stanzabfälle mehr, der Rohstoffeinsatz wird verringert und die Ressourcen werden geschont. »Eine bewusste und verantwortungsvolle Auswahl von Materialien ist uns genauso wichtig wie die Ausführungsqualität«, so der Bauleiter von Schukowski-Bau, dem ausführenden Unternehmen, das den gesamten Trockenbau übernahm.
Kulturelle Begegnungsstätte
Doch das war nicht der einzige Grund für die Profilwahl. Wie in jedem modernen Bau wurden auch in der Niebuhrstraße unzählige Leitungen und Kabel in den Wänden verlegt. Mit Maxi-Tec-Profilen ist der Einbau von Elektroleitungen sauber und schnell möglich, die Struktur der Profile vereinfacht die Durchführung und Montage von Elektro- und Sanitärinstallationen enorm. Das Projekt in der Niebuhrstraße umfasst mehr als nur einzelne Wohnungen. Das ehemalige »Haus der Familie« bot viele räumliche Möglichkeiten. So konnte hier eine kulturelle Begegnungsstätte geschaffen werden, in der alle Generationen und Menschen in verschiedenen Lebenssituationen willkommen sind. In den unteren zwei Stockwerken befinden sich die Büros der Schwulenberatung Berlin. Der große frühere Veranstaltungsraum wurde zum Café umgebaut, das allen Interessierten offensteht. Im zweiten Obergeschoss entstand Raum für eine Demenz-WG mit großen hellen Gemeinschaftsräumen und einer gemütlichen Küche. So findet sich Raum für jede Generation und Lebensphase. Anfang Juni 2012 fand die offizielle Eröffnung statt, nachdem bereits Ende April die ersten Bewohner einziehen durften.
Abbildungen: 1.-3. Protektor Ausgabe: 11/2012