Die Lösung liegt im Detail
- Erstellt: 16. August 2016

Um Energie zu sparen, ist ein Wärmedämm-Verbundsystem ein probates Mittel. Der Spareffekt wird hauptsächlich da erzielt, wo die Dämmstoffe verlegt werden – nämlich in der Fläche. Doch nur ein fachgerecht ausgeführtes WDVS vermeidet Wärmebrücken und bringt die erhofften wirtschaftlichen Vorteile.
Von einer drastischen Steigerung der Energiepreise bis zum Jahr 2020 ist in jüngsten Medienberichten die Rede.
Ein Grund mehr, den Energieverbrauch eines Gebäudes zum Beispiel mit einem Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) nachhaltig zu verringern. Die Energieeinsparung wird hauptsächlich da erzielt, wo die Dämmstoffe verlegt werden – nämlich in der Fläche. Die Tücken eines funktionierenden WDVS liegen an anderer Stelle. Hier gilt der Ausspruch »Der Teufel steckt im Detail«. Nur ein fachgerecht ausgeführtes und angeschlossenes WDVS vermeidet Wärmebrücken und bringt dem Bauherrn die erhofften Kosteneinsparungen.
WDVS waren in der vergangenen Zeit immer wieder starker Kritik ausgesetzt. Stets wird dabei das Vorurteil angeführt, dass Wärmedämmung zu Bauschäden mit Schimmelbildung in Innenräumen führt. Das Thema Energieeinsparung wird ganz selbstverständlich als Verursacher für Bauschäden angeführt. Dem privaten Verbraucher wird suggeriert: Dämmen erzeugt Schimmel!
Genau das Gegenteil ist jedoch der Fall. Nur an Stellen, an denen unzureichend gedämmt wurde und somit eine Wärmebrücke besteht, kann es zu solchen Erscheinungen kommen. An den »kalten« Wärmebrücken kondensiert die erhöhte Luftfeuchtigkeit des Innenraums und schlägt als Kondenswasser nieder. Eine anhaltende Feuchtebelastung wird hier zu einem Bau-schaden und Schimmelbefall führen. Gerade bei Altbauten finden sich immer wieder Wärmebrücken, beispielsweise im Bereich von Betondecken und Wandanschlüssen.
Wärmebrücken vermeiden
Die Kritiker bringen also gerade mit diesem Vorurteil ein Argument vor, das genau genommen für die Wärmedämmung mit WDVS spricht. Wärmedämmung verbessert das Raumklima und minimiert bei fachgerechter Planung und Ausführung das Risiko von Wärmebrücken, zum Beispiel indem bestehende Wärmebrücken in die Dämmung eingeschlossen werden. Eine fachgerechte Wärmedämmung beugt dem Risiko von Schimmelbildung vor. Die Wärmebrücken minimierende Ausführung von WDVS stellt Planer und ausführende Fachunternehmen vor besondere und teilweise neue Herausforderungen. Dabei entscheiden neben der einwandfreien Flächendämmung gerade die Detaillösungen für Bauteilanschlüsse, Fenster, Rollläden, etc. über einen erheblichen Erfolgsanteil der Maßnahme. Vor allem aber werden an diesen Stellen durch Planung und fachgerechte Ausführung die Voraussetzungen für eine langfristig einwandfreie Wärmedämmung gesetzt und Bauschäden vermieden.
Grundsätzlich kommt es im Bereich von Bauteilübergängen beziehungsweise -anschlüssen konstruktionsbedingt zu höheren Wärmeverlusten als in der ungestörten Flächendämmung. Ein Grund mehr, sich mit diesen besonderen Bereichen schon in der Planungsphase intensiv auseinanderzusetzen. Wer hier ungenau plant oder diese gar vernachlässigt, riskiert hohe Wärmeverluste an einem ansonsten in der Fläche gut gedämmten Gebäude. Grundsätzlich gilt die Regel: Je höher die geforderte Wärmedämmwirkung, desto intensiver gilt es potenzielle Wärmebrücken zu betrachten.
Die Materialwahl entscheidet
Werden Bauteilübergänge oder –anschlüsse schon während der Planungsphase als Schwachstellen erkannt und in die Planung mit einbezogen, wird schnell klar, dass konstruktionsbedingt selten mit nur einem Material der gleichen Wärmeleitstufe gearbeitet werden kann. Nicht selten lässt die Konstruktion, gerade in der Sanierung unter vorgegebenen Voraussetzungen, weniger Dämmstoffdicke zu, als es in der Fläche der Fall ist. Soll bei weniger Dämmstoffdicke ein ähnlicher U-Wert wie in der Fläche erzielt beziehungsweise der Verlust einer Wärmebrücke minimiert werden, erfordert dies Dämmstoffe mit einer besseren Wärmeleitstufe. Gerade hier haben sich in jüngster Zeit durch Hochleistungsdämmstoffe wie beispielsweise Polyurethan neue Möglichkeiten ergeben. So stellt die Quick-mix GmbH mit dem »Lobatherm« Wärmedämm-Verbundsystem mittlerweile neben der Polyurethan-Flächendämmung auch einen geprüften Polyurethan-Brandschutzriegel für bestimmte Anwendungen zur Verfügung. Bei einer Wärmeleitstufe (WLS) von 026 bietet der Brandschutzriegel eine einfache Verarbeitung. Das Material glimmt nicht, schmilzt nicht und tropft nicht brennend ab, was den Einsatz als Brandschutzriegel mitunter ermöglicht. Der Einsatz als Brandschutzriegel wurde in Brandversuchen der MFPA Leipzig nachgewiesen. Die gleichen Vorteile einer guten WLS von Hochleistungsdämmstoffen können zum Beispiel auch im Bereich der Fensterleibungen zum Tragen kommen und Wärmeverluste bei geringer Dämmstoffdicke minimieren.
Der Sockel
Die richtige fachmännische Ausbildung des Sockelbereiches obliegt dem Fachhandwerker. Allerdings sind die bauphysikalischen Aspekte nicht zu verges-sen. Vor allem bei erhöhten Dämmstoffdicken ist eine detaillierte Ausführung ohne Wärmebrücken zwingend erforderlich. Die richtige Verwendung von Sockelprofilen sichert wärmebrückenfreie Konstruktionen im Bereich des Sockels zu.
Herkömmliche Sockelschienen in Trogform, beispielsweise aus Aluminium, sollten nur dann verwendet werden, wenn auf eine Ausführung von Perimeterdämmplatten im Sockel- und erdberührten Bereich verzichtet werden kann. Dieses kann beispielsweise bei unbeheizten Kellern der Fall sein. Wird, wie in den meisten Fällen, auch der Sockelbereich gedämmt, sollten wärmebrückenfreie Sockelleisten verwendet werden; zumindest wenn ein zurückspringender Sockel ausgeführt werden soll. Bei einer bündigen Putzoberfläche kann auf den Einsatz von Sockelprofilen verzichtet werden. Quick-mix bietet für diese Anschlüsse mit zurückversetztem Sockel PVC-Profile an, mit denen einfach und sicher ein wärmebrückenfreier und sachgerechter Sockelanschluss hergestellt werden kann.
Lasten auf WDVS
Sollen an die entstehende WDVS-Fassade nachträglich Lasten angebracht werden, ist auch hier auf eine wärmebrückenfreie Montage zu achten. Am besten eignen sich hierzu wärmebrückenfreie Montageelemente, die in die Dämmung eingebaut werden und nachfolgenden Konstruktionen als Druckunterlage dienen.
Im Vorfeld setzt auch dies eine sorgfältige Planung voraus, denn diese Montageunterlagen werden nachträglich in den Dämmstoff eingesetzt. Je nach Gewicht und Art der Konstruktion kommen unterschiedliche Montageelemente zum Einsatz. Dabei können aus EPS formgeschäumte Zylinder eingesetzt werden oder aber, für schwere Lasten, Montageplatten aus Polyurethan mit eingeschäumten Phenolharzplatten. Neben der Materialart der Montageelemente sind vor allem die Maße sowie die zulässigen Quer- und Zugkräfte zu beachten. Alle Montageelemente bestehen aus fäulnisfreien sowie korrosionsbeständigen Materialien und sorgen bei sachgerechter Anwendung für Montagekomfort sowie wasserdichte und wärmebrückenfreie Anschlüsse. Die Verträglichkeit mit den Spachtel- und Klebemörteln der Lobatherm WDV-Systeme ist getestet und es sind keine Behandlungen wie Haftbrücken oder Ähnliches erforderlich.
Qualität der Ausführung
Natürlich ist die wärmebrückenfreie Gestaltung eines WDVS mit der Planung nicht abgeschlossen. Zum einen ist bei der Ausführung durch die Einhaltung der Vorgaben und die fachgerechte Detailumsetzung auf eine wärmebrückenfreie Montage zu achten. Dennoch wird sich im Bauablauf immer wieder die Notwendigkeit einer Abstimmung zwischen Fachunternehmen und Planung ergeben, da sich nicht alle Situationen zu 100 Prozent vorhersehen lassen.
Grundlage für die ausführenden Fachunternehmen sollte eine ausführliche Dokumentation mit Detailzeichnungen sowie Beschreibung der auszuführenden Bauteilübergänge oder -anschlüsse und deren Materialwahl sein. Die Praxis zeigt: Je besser die Details und die Beschreibung der zu erbringenden Leistung, umso besser das Resultat.
Verbesserung durch Schulung
Auch 2013 bietet Quick-mix mit seiner Seminarreihe »BauForum« Grundlagen für eine fundierte Weiterbildung rund um das Thema WDVS. Auf Fachhandwerker, Architekten und den Baustoff-Fachhandel zugeschnittene Tagesseminare vermitteln ausgewählte Themen in Theorie und Praxis und gehen insbesondere auf neue Regelwerke ein. Neben den theoretischen Grundlagen wird auch die detailgetreue Ausführung in Praxisübungen vermittelt. Ein Schwerpunkt liegt auf der Darstellung und Erklärung spezieller Details, die dazu beitragen, in einer fachgerechten Ausführung Wärmebrücken zu vermeiden.
Jörn Philipp Tombers
Produktmanagement WDVS
Quick-mix GmbH
Abbildungen: Quick-mix Ausgabe: 5/2013