01. Januar 2016

Aktiver Einsatz für Passivhäuser

In Dresden wurde ein Mehrfamiliengebäude im Passivhausstandard aus Stahl­betonfertigteilen montiert und mit einem Wärmedämm-Verbundsystem umhüllt. Planer und Handwerker waren von Beginn an miteinbezogen.

»Wenn es nach mir ginge«, sagt Michael Menzel, geschäftsführender Gesellschafter der Menzel Beton-Bausysteme GmbH, »würden wir nur noch Passiv­häuser bauen.« Das Familienunter­nehmen hat im Dresdner Ortsteil Laubegast innerhalb kurzer Zeit ein drei­geschossiges Mehrfamilienhaus aus Stahlbetonfertigteilen errichtet, das ­sowohl aus architektonischer und energetischer Sicht als auch vom Wohnwert her hohen Ansprüchen gerecht wird.
Die Passivhaus-Premiere im »Sektor Mehrfamilienhaus« setzt die erfolg­reiche Unternehmensentwicklung fort, die vor mehr als 80 Jahren mit der Gründung eines Betonwerkes in Großthiemig (Brandenburg) begann.
Es stellte schon in den 1930er-Jahren innovative, landesweit gefragte Fertigteilsysteme aus Stahlbeton her. Trotz der widerrechtlichen Enteignung des Familienbetriebes in der DDR behielt Firmenchef Karl-Heinz Menzel die Zügel des Unternehmens fest in der Hand.
So gelang es dem Werk, sich nach der ­Wiedervereinigung auf dem gesamtdeutschen Markt zu behaupten. Nach umfangreichen Investitionen konnte insbesondere der Wohnungsbau dem wachsenden Bedarf entsprechend beliefert werden.

Passivhaus-Premiere im Sektor
Das Produktionssortiment der Menzel Beton-Bausysteme GmbH umfasst ­heute neben großformatigen Bauteilen wie Wand- und Deckenelementen, ­Balkonen und Treppen auch die Fertigung von Aufzugsschächten und speziellen Stahlbetonteilen. Auf der Grund­lage der Universalität des Angebots und der umfangreichen Erfahrungen im Hochbau war der Schritt zum schlüsselfertigen Bauen nur eine Frage der Zeit. Seit Mitte der 1990er-Jahre baut das Unternehmen Gebäude unterschied­lichster Art. »Wir legen mit unserem Angebot größten Wert auf Individualität und tragen Kundenwünschen weit­gehend Rechnung«, stellte Michael Menzel fest. Beim Einfamilienhausbau habe sich zum Beispiel ein gefüge­dichter Leichtbeton mit dem Zuschlagstoff Liapor bewährt. Beim Geschoss­wohnungsbau, dem sich die Firma in jüngster Zeit zugewandt hat, komme es wieder auf andere Baustoffeigen­schaften an. Da zahle sich zum Beispiel wegen seiner hohen Dichte das gute Wärmespeichervermögen des Betons aus.

Auf dem Weg zu höherer Energieeffizienz
Das Bemühen, ein behagliches Wohn­gefühl mit immer mehr Energieeffizienz zu verbinden, führte das Unternehmen über das Niedrigenergie- zum Passiv­haus. Die Voraussetzungen dafür ­erwiesen sich als günstig. Neben dem guten Speichervermögen des Betons ­garantiert die Fertigteilbauweise mit ihrem geringen Fugenanteil eine hohe Luftdichtigkeit des Gebäudes.
Angesichts der Rückbesinnung auf den Wohnwert der Großstädte konzentrierte sich die Firma Menzel bei der Grundstückssuche zunächst auf die sächsische Elbmetropole. Das Unternehmen wurde in Dresden-Laubegast, einer begehrten Wohnlage, fündig und erwarb dort Bauland. Der Antrag zur Bebauung mit ­einem dreigeschossigen Mehrfamilienhaus wurde genehmigt. Es sollte ein Passivhaus werden.
Mit dieser Entscheidung verbunden war das verstärkte Bemühen um langfristig niedrige Verbrauchs- und Betriebs­kosten, was sich als überzeugendes ­Argument bei der Gewinnung von ­Käufern erwies. Auf den Prüfstand ­gestellt wurde der Wissens- und Erfahrungsschatz des Unternehmens. Quali­fizierung war unumgänglich. »Diesen Aufwand betrachten wir als eine ­In­ves­tition in die Zukunft«, merkte ­Geschäftsführer Menzel an.

Wärmedämmung nach Maß
Dem baulichen Entwurf ging eine gründliche Analyse des Wohnungs­marktes voraus, um nicht an aktuellen Bedürfnissen vorbeizubauen. Es galt, ein attraktives, aber kompaktes Gebäude mit bestmöglicher Ausrichtung und ­optimalem Verhältnis von Außenwand- zu Wohnflächen zu schaffen. Um die für das Passivhaus vorgeschriebene Obergrenze des Wärmeverbrauchs von 20 kcal/m² im Jahr einzuhalten, musste die Gebäudehülle mit einer maßgerechten Wärmedämmung ausgestattetet ­werden. Ein Mangel an Anbietern von ­Wärmedämm-Verbundsystemen ­herrscht auf dem Markt nicht. Aber nicht jedes hält, was es verspricht. Nach eingehender Beratung mit Caparol-Fachmann Peter Schubert fiel die ­Entscheidung zugunsten des zertifi­zierten hochwertigen Capatect WDVS mit einer 30 Zentimeter starken Dalmatiner-Dämmplatte.

Hohe Schule des Bauens
Mit den Systemen und den Dienst­leistungen von Caparol hat die ­Hübscher Malerfachbetrieb GmbH aus Elsterwerda, die den Zuschlag für die Fassade erhielt, bisher gute Erfahrungen gemacht. »Die Qualität einer Partnerschaft mit dem Hersteller ­beweist sich vor allem dann, wenn ­Probleme auf­treten«, so Malermeister Mario Hübscher, der die Firma in zweiter Genera­tion führt. In solchen entscheidenden Momenten sei Caparol mit Verkaufs­berater Peter Schubert immer präsent. Die Errichtung eines Passivhauses ­nannte der Malermeister die »hohe Schule« des Bauens, weil nicht zuletzt von der Exaktheit der Arbeit die Erreichung der energetischen Zielstellung abhänge. Die 1977 gegründete Maler­firma Hübscher gehört zu den lang­jährigen Partnern der Menzel Beton-Bausysteme GmbH. Geschäftsführer Michael Menzel schätzt an ihr die ­Faktoren Verlässlichkeit und Qualitätsbewusstsein. Ausdruck des vertrauensvollen Verhältnisses ist die frühzeitige Einbeziehung in die Kostenplanung des Vorhabens.

Neue Erfahrungen für alle Beteiligten
Das Mehrfamilienhaus wurde in massiver Bauweise aus Stahlbeton-Fertig­teilen luftdicht montiert, wie eine ­Blower-Door-Messung bestätigte. Für die Verglasungen wurden hochwertige Dreischeiben-Thermosysteme verwendet. Die Außenwände erhielten ent­sprechend der Systemwahl eine 30 cm starke Dämmung mit einem struktur­gebenden Putz und finalem Thermo San-Anstrich. Bei Caparol ­»Thermo San NQG« handelt es sich um ­eine Farbe, mit der Fassaden langfristig sauber und farbtonstabil bleiben. Sie weist zudem einen besonderen Schutz gegen Algen- und Pilzbefall auf.
Der Farbentwurf stammt aus dem ­Caparol-Farb Design Studio und trägt die Handschrift von Charoula Voutyras-Klünder. Die Farbgestalterin erinnert sich: »Es bestand der Wunsch des Auftraggebers nach einer modernen und zeitgemäßen Gestaltung. Das Gebäude sollte keine verspielte Anmutung haben, sondern eher zurückhaltend sachlich in Erscheinung treten. Konkrete Farb­wünsche bestanden nicht.«

Spannend und modern
So entschieden sich die Fachleute für einen Farbentwurf, dessen Hauptfassade in einem Weißton gehalten ist. Das Obergeschoss schließt mit einem Grau ab, um dem Gebäude optisch etwas von seiner Höhe zu nehmen. Der Farbton ist auf die Fensterrahmenfarbigkeit abgestimmt. Der untere Bereich des ­Gebäudevorsprungs im Eingangsbereich ist als farblicher Kontrast in einer kräf­tigen, akzentuierenden Rotnuance ­gestaltet. Hierzu Voutyras-Klünder: »Durch die Summe der gestalterischen Entscheidungen wirkt das Gebäude spannend und modern.«
Der rechnerisch ermittelte Heizwärmebedarf des Mehrfamilienhauses beträgt nun jährlich 15 kWh/m². Zusätzlich benötigte Wärme für die Fußboden­heizung liefert bei Bedarf eine Gas­therme. Geschäftsführer Michael ­Menzel bescheinigt den beteiligten ­Firmen, das Passivhaus in hoher Qualität »abgeliefert« zu haben. Damit habe auch sein Unternehmen auf dem Markt einen entscheidenden Schritt in die ­Zukunft getan. Er sei bereit, seine ­Kompetenz in dieser Frage - auch in größere Vorhaben - einzubringen.

Wolfram Strehlau

Abbildungen: 1.-4. Caparol Farben Lacke Bautenschutz/ Martin Duckek                            Ausgabe: 11/2012