01. Januar 2016

Neue Wege bei der Sanierung

Eine Außendämmung ist der klassische Weg, um den Wärmeschutz im Gebäudebestand zu ver­bessern. Was tun, wenn bauliche Gegebenheiten, der Denkmalschutz oder Uneinigkeit von ­Eigentümergemeinschaften die energetische Sanierung vereiteln? Es gibt ein neues ­System, mit dem sich die technisch anspruchsvolle Innendämmung einfach realisieren lässt.

Die Bausubstanz des deutschen ­Gebäudebestands ist veraltet: Rund drei Viertel aller Immobilien wurden vor der ersten Wärmeschutzverordnung aus dem Jahr 1978 errichtet. Entsprechend schlecht ist der Dämmstandard: Etwa 80 Prozent des Wohnungsbestandes sind ungedämmt. Bei 40 Prozent der Gebäude besteht bei der Nachrüstung des Wärmeschutzes eine zusätzliche Herausforderung: Sie müssen von innen gedämmt werden, weil sie beispiels­weise in engen Gassen stehen, zu wenig Dachüberstand für die Fassaden­dämmung bieten, als Grenzbebauung ausgerichtet sind oder an Auflagen des Denkmalschutzes gebunden sind. Entscheidend ist die technische ­Planung: Denn bei der Innendämmung verschiebt sich der Taupunkt in die Wand. Das Mauerwerk kühlt stärker aus, hinter dem von innen angebrachten Dämmstoff kann sich in der Folge Tauwasser bilden. Jede Innendämmung sollte daher mit einer Dampfbremse auf der warmen Raumseite versehen ­werden, um den Feuchtigkeitsniederschlag zu verhindern.
Die eingesetzte Schutzschicht – zum Beispiel aus einer Folie – ist sehr empfindlich; bereits ­kleine Verletzungen der Dampfbremse können ihre Wirkung aufheben.

Dämmplatte und Dampfbremse
An diesem Punkt setzt das neue »Jackocare« System an: Die Dämmplatten aus extrudiertem Polystyrol-Hartschaum (XPS) und das zur einfachen Verarbeitung auf einer Seite aufgebrachte Vlies wirken gemeinsam als Dampfbremse. Statt erst zu dämmen und anschließend die Dampfbremse zu installieren, erfolgt der Einbau mit Jackocare in nur einem Arbeitsschritt. So lassen sich Verlegefehler und Beschädigungen der Folie zuverlässig vermeiden. Abschließend müssen lediglich die Fugen zwischen den Abdichtungsplatten mit Abdichtungsband und die Anschlüsse an den Wänden und Decken mit der Abdichtungsmasse »Boardfix« als luftdichte und dampfbremsende Ebene verschlossen werden. Spezielle Platten in der Ausführung als Dämmkeil und als ­Dämmecke erlauben zusätzlich den Übergang der Dämmung zu den angrenzenden Bauteilen. Bei der Wärmebrückendämmung eines Raumes erweist sich die Keilform als Vorteil: Der Keil führt die Temperatur der Wand langsam zur Temperatur der restlichen Oberfläche. Eine normale Dämmplatte ­würde den kalten Punkt in der Wand ­lediglich verlagern. Mit ihrer niedrigen Wärmeleitfähigkeit von nur λD 0,027 W/(m·K) schaffen die 10 bis 80 Millimeter dicken Dämm­platten des Jackocare Systems die EnEV 2009-konforme Wanddämmung bei ­nahezu jeder bau­lichen Gegebenheit.

Bewährung in der Praxis
In einem Pilotprojekt wurde Jackocare bereits für die Innendämmung eingesetzt und die hohe Dämmleistung nachgewiesen: zur Verbesserung des Wärmeschutzes in einem Kinderzimmer im ersten Obergeschoss eines 1964 ­errichteten Reihenhauses in der nordrhein-westfälischen Ortschaft Stau­mühle. Bei der Außenwand handelte es sich um ­eine mit 28 Zentimeter starkem Kalk­sandstein ausgeführte Massivbauweise, von außen mit einem 20 Millimeter starken Zementmörtel versehen. Das Mauerwerk war intakt, wies also keine aufsteigende Feuchtigkeit auf. Der U-Wert lag mit 2,51 W/(m²·K) weit über den EnEV-Vorgaben. An den Wärmebrücken in den kritischen Bereichen wie den ungedämmten Rollladen­kästen und Heizungsnischen bestand ein sehr ­hohes Risiko für Schimmelpilzbildung.

Behaglichkeit steigt
Bei der energetischen Sanierung wurde die Jackocare Dämmung von innen in einer Stärke von 30 Millimetern eingebaut. Der U-Wert ließ sich damit auf 0,68 W/(m²·K) verringern. Eine 80 Mil­limeter starke Dämmung hätte bei ­diesem Aufbau einen U-Wert von
0,31 W/(m²·K) und läge damit innerhalb der EnEV-Vorgabe. Die Temperatur der Wände auf der Rauminnenseite wurde zudem konstant erhöht, so dass das Absetzen von Feuchtigkeit und damit auch die Gefahr der Schimmelbildung ausgeschlossen wurden. Darüber hinaus konnte die empfundene Behaglichkeit gesteigert werden.

»Dampfbremse spart Arbeit«
Eine hygrothermische Berechnung mit dem Simulations­programm WUFI weist zudem in der Prognose über 15 Jahre einen kontinuierlich sinkenden Feuchtigkeitsgehalt in dem Bauteil nach, so dass der Wert sehr schnell unterhalb des Niveaus liegt, das die Bildung von Schimmel begünstigt.
Bauunternehmer Markus Hanke hat in Staumühle erstmals mit dem neuen Produkt für die Innendämmung gearbeitet: »Die Verarbeitung von Jacko­care war einfach und verlief ohne Prob­leme. Dank der raumhohen ­Elemente gab es nur wenige Fugen, die schnell verschlos­sen waren. Auch die bereits integrierte Dampfbremse spart Arbeit und sichert den Bewohnern ein gutes Ergebnis.«

Der Mythos der »atmenden Wand«
Die Dampfbremse der Innendämmung dichtet die Außenwand zusätzlich ab. Daher besteht das Vorurteil, dass eine Innendämmung die »Atmung« der Wand verhindert. Fakt ist: Durch die Außenwände beträgt der Luft- und Gasaustausch nach gesicherten Ergebnissen wissenschaftlicher Untersuchungen ­lediglich ein bis zwei Prozent der durch Lüftung abgeführten Feuchte- und Luftmenge. Die Wand kann somit auch ohne Dämmung keinen relevanten Beitrag zu einem gesunden Raumklima beitragen. Mit der »Atmung« der Wand wird ohnehin meist nicht die Dampf­diffusion, sondern die Fähigkeit von Wänden beschrieben, die Luftfeuchtigkeit in einem Raum zu regulieren. Diese Fähigkeit bleibt im Fall einer ­Innen-dämmung erhalten. Denn die Aufnahme kurzfristiger Wasserdampf­spitzen – beispielsweise durch das ­Kochen – und die spätere Abgabe der gespeicherten Feuchtigkeit bei ­einem wieder trockenen Umfeld erfolgt in den ersten Millimetern aller Bauteiloberflächen wie dem Innenputz oder der ­Tapete.

Fazit
Bei einem baulichen Umfeld, das eine Außendämmung ausschließt, bietet die Innendämmung mithilfe vergleichs­weise geringer Dämmdicken eine effektive Alternative. Ist das Mauerwerk ­intakt, lassen sich EnEV-konforme Dämmwerte erzielen.

Marc Niewöhner, Produktmanager Jackon Insulation