Gewusst wie
- Erstellt: 15. August 2016

Die Dämmung von Innenräumen kann in bestimmten Situationen eine gute Alternative zur außenseitigen Ausführung darstellen. Für ein einwandfreies Endergebnis sind allerdings einige Besonderheiten zu beachten.
Beim Wärmschutz von Gebäuden ist eine Außendämmung in bauphysikalischer Hinsicht zu bevorzugen. Jedoch gibt es immer wieder Fälle, bei denen diese Ausführungsvariante nicht zum Einsatz kommen kann, etwa bei denkmalgeschützten Fassaden, Grenzbebauungen oder Teilmodernisierungen. Hier bildet die Innendämmung eine leistungsfähige Alternative. Zwar ist diese in der Planung und Umsetzung anspruchsvoller. Unter Beachtung einiger Besonderheiten kann sie aber sicher ausgeführt werden. Im Folgenden
sieben Tipps dazu.
Tipp 1: Dämmen nach EnEV
Die aktuelle Energiesparverordnung (EnEV) schreibt für innenseitig gedämmte Außenwände einen maximalen U-Wert von 0,35 W/m2K vor. Bei der Planung der Dämmschicht ist das jeweilige Bestandsmauerwerk in die Berechnung einzubeziehen. Beispielsweise wird bei einem durchschnittlichen Altbau mit 36,5 cm starkem Vollziegel-Mauerwerk und Putzfassade mindestens eine 10 cm starke Dämmschicht benötigt, um den EnEV-Wert zu erreichen.
Tipp 2: mineralische Systeme für ein besseres Raumklima
Bei der Dämmung von Wohnräumen sind mineralische Systeme zu bevorzugen, da sie den Wohnkomfort erhöhen und zugleich bauphysikalische Vorteile aufweisen. So nimmt ein mineralischer Klebe- und Armierungsmörtel durch seine natürliche Kapillaraktivität anfallendes Tauwasser auf und führt es über das natürliche Austrocknungsverhalten wieder der Raumluft zu. Auf diese Weise bleibt der Dämmwert erhalten, der Feuchtehaushalt wird natürlich reguliert. Ein abschließender Kalkputz unterstützt diesen Effekt und bietet durch seine alkalische Zusammensetzung zudem eine gute Schimmelprävention.
Tipp 3: Kellerdecken mineralisch dämmen
Auch zur Dämmung von Kellerdecken sind mineralische Innendämmsysteme zu empfehlen. In Kellerräumen spielt dabei weniger das verbesserte Raumklima eine Rolle als vielmehr die hervorragenden Brandschutzeigenschaften. In Kellern, in denen oft brennbares
Material gelagert wird, haben sich mineralische, nicht brennbare Systeme der Baustoffklasse A zur Gefahrenprävention bewährt.
Tipp 4: Hohe Dämmleistung verringert Raumverlust
Eine Innendämmung geht mit einem geringen Raumverlust einher. Abhängig vom gewählten System und den individuellen Voraussetzungen vor Ort liegt die Flächenreduzierung bei etwa ein bis fünf Prozent. Insbesondere bei beengten Verhältnissen sowie Heizkörpernischen, Leibungen und Wandvorlagen empfehlen sich Dämmstoffe mit hoher Leistung und einem dementsprechend schlankem Aufbau, wie zum Beispiel Vakuum-Isolationspaneele.
Tipp 5: Hauswand auf Schlagregenschutz überprüfen
Eine Innendämmung beeinflusst die Temperaturverhältnisse in der Wand. Da das Mauerwerk nicht mehr so stark von innen aufgeheizt wird, ist die Wand im Winter kälter. Damit einhergehend verändern sich die Feuchteverhältnisse: Die Temperatur im Wandquerschnitt sinkt so weit, dass sich Tauwasser bilden kann. Zudem trocknet die Wand nach Regenfällen langsamer, da von innen keine Wärme mehr geliefert wird. Deshalb sollte besonders die Westfassade einen ausreichenden Schlagregenschutz aufweisen. Gegebenenfalls sind Zusatzmaßnahmen erforderlich. Bei einem funktionierenden Schlagregenschutz stellt sich innerhalb des Systems ein ausgeglichener Feuchtigkeitshaushalt ein, da sich die vorübergehend aufgenommene Feuchtigkeit im Bauteil nicht akkumuliert, sondern in den natürlichen Trocknungsperioden wieder in die Umgebung austritt.
Tipp 6: Wärmebrücken über Geschossdecken eindämmen
Geschossdecken, Unterzüge und einbindende Wände sorgen bei einer innenseitigen Dämmung zwangsläufig für Wärmebrücken. Um die Wärmeverluste möglichst gering zu halten, ist eine vollständige Dämmung empfehlenswert. Zumindest aber sollten die flankierenden Bauteile 500 mm breit in den Raum hinein mit Dämmkeilen versehen werden. Bei Holzbalkendecken werden die Unterdecken geöffnet und die Balkenköpfe komplett mit einem Dämmboard eingefasst. Stoß- und Anschlussfugen lassen sich mit einem Dichtband abdichten.
Tipp 7: Berechnung des Feuchtehaushalts
Zur Prävention von Schäden sollte unbedingt der Feuchtehaushalt der bewitterten Wand nachgewiesen werden. Bei diffusionsoffenen und kapillaraktiven Systemen empfiehlt sich dafür das Simulationsprogramm WUFI (Wärme und Feuchtigkeit instationär). Es dient zur Prognose möglicher Feuchteschäden oder feuchtebedingter Wärmeverluste unter natürlicher Wettereinwirkung. Im Gegensatz zu Methoden wie dem üblichen Glaser-Verfahren liefert WUFI bei einer Innendämmung exakte Ergebnisse. Das Simulationsprogramm ist inzwischen auch in der DIN 4108 »Wärmeschutz im Hochbau« verankert.
Abbildungen: Saint-Gobain Weber Ausgabe: 11/2013