01. Januar 2016

Sanierung mit der Platte

Das Thema »Schimmel« dürfte inzwischen bei ­jedem Handwerker angekommen sein – und die Problematik? Hier sieht es sehr uneinheitlich aus. Von der hysterischen Überbewertung bis zur unkritischen Verharmlosung ist alles vertreten. Dabei kann dieses Problem ohne großen Aufwand mit Kalziumsilikatplatten und Kalkputz gelöst werden.

Für Handwerker und Planer ist es bei der Sanierung von Schimmelschäden zuerst einmal wichtig, seinem Bauherrn eine objektive Darstellung über die ­Ursachen, Auswirkungen und Sanierungsmöglichkeiten von Schimmel­bewuchs in Gebäuden zu liefern.
Die neueste Studie des Immobilienportals »immowelt.de« zeigt es deutlich – Schimmel in Wohnräumen ist ein wichtiges Thema und wird es wohl auch in den nächsten Jahren bleiben. Bereits jetzt ist in jedem sechsten deutschen Haushalt Schimmel vorhanden; das bedeutet, dass 17 Prozent aller Deutschen in einer schimmeligen ­Wohnung leben. Über die Hälfte aller Schimmelschäden finden sich dabei in Bädern und ­Duschen, gefolgt von Schlafzimmern.

Wachstumsbedingungen
Entgegen der landläufigen Meinung lassen sich Schimmelpilze nicht allein durch ein unzureichendes Lüftungs­verhältnis erklären. Sobald Schimmelpilze auftreten, sollte deshalb von vornherein auch auf bauliche Mängel (zum Beispiel Wärmebrücken, defekte ­Anschlüsse, Risse in der Außenwand) geachtet werden. Schimmelpilze benötigen für ihr Wachstum immer eine gewisse Menge an Feuchtigkeit, wobei hier oft schon eine kurze Zeitspanne an Kondensat ausreicht, um sie am Leben zu erhalten. Sind Sporen erst einmal auf der Oberfläche vorhanden, kann auch nach einer Austrocknungsphase (beispielsweise im Jahreszyklus) der Schimmelpilz wieder an der gleichen Stelle wachsen. Die Temperaturverhältnisse sind nicht ausschlaggebend, da bei den üblichen Wohntemperaturen immer ein Wachstum möglich ist. Auch Nahrung ist ausreichend vorhanden. Aus diesem Grund sollte bei der Sanierung immer versucht werden, den Feuchtehaushalt langfristig zu reduzieren, um den Schimmelpilzen die Lebensgrundlage zu entziehen.

Materialauswahl
Sanierputz-WTA kann den Transport von flüssigem Wasser an die Oberfläche verhindern; für das Schimmelwachstum ist diese Eigenschaft aber nicht aus­reichend, wenn es auf kalten Wänden immer wieder zu einer Kondensation an der Putzoberfläche kommt. Gerade die stark wasserabweisende Oberfläche ist hier von Nachteil. Aus diesem Grund wird für eine Schimmelsanierung eine saugfähige Oberfläche favorisiert, wie sie ein Kalkputz zur Verfügung stellt. Aufgrund seiner hohen Kapillarität wird Oberflächenwasser schnell aufgenommen und in den Putz abgeführt. Hier muss darauf geachtet werden, dass dem Putz genügend Zeit bleibt, dieses ­wieder an die Umgebung abzugeben, da es ansonsten zu einer Durchfeuchtung kommt.
Ausschlaggebend für die Materialauswahl ist im Allgemeinen die hohe Alkalität frischer Kalkputze (pH > 10), da auf diesem Untergrund ein Schimmelwachstum nicht möglich ist. Mit fort-schreitender Karbonatisierung (Umwandlung des freien Kalks in Kalkstein) geht dieser Effekt aber verloren. In der Regel sind bereits nach wenigen Monaten Kalkputze vollständig karbonatisiert, so dass dieser Schutzmechanismus nicht von Dauer ist. Die guten Erfolge von Kalkputzen werden deshalb nicht durch die Alkalität, sondern durch das Saugverhalten hervorgerufen.

Vorteile von Kalziumsilkatplatten
Noch günstiger sind hier Kalziumsilikatplatten zu bewerten, deren Saugeigenschaft um ein Vielfaches höher als die von Kalkputzen ist; und das bei ebenfalls hohem, lange andauerndem pH-Wert. Zusätzlich wirken sie als sanfte Innendämmung, so dass zusätzlich in vielen Fällen eine Kondensatbildung an der Oberfläche vermieden wird. In Verbindung mit der besonders schnellen Verarbeitung beziehungsweise raschen Benutzbarkeit der Räume, hat man ­damit ein Werkzeug an der Hand, mit dem sich sehr einfach gute Ergebnisse erzielen lassen.

Erst die Ursache finden
Eine Schimmelentfernung ist erst dann auszuführen, wenn die Ursache des ­Bewuchses erkannt und diese abgestellt wurde. Mit der »Handlungsanleitung Gesundheitsgefährdung durch biologische Arbeitsstoffe bei der Gebäude­sanierung« der BG-Bau, die im Rahmen der BG-Information (BGI 858) erschienen ist, hat der Handwerker einen umfassenden Leitfaden an der Hand, um sich mit diesem Thema vertraut zu machen und auch den Bauherrn beziehungsweise den sanierenden Betrieb zu informieren. Die Entfernung von Schimmelpilzen wird oftmals auf die leichte Schulter genommen. Man ist sich nicht darüber bewusst, dass es sich hier um gesundheitsschädigende Substanzen handeln kann, die gerade bei ständig in der ­Sanierung tätigen Handwerkern zu Langzeitschädigungen führen können.
Deshalb verwundert es auch nicht, dass durch die Eingangs erwähnte Studie festgestellt wurde, dass elf Prozent der Deutschen glauben, dass der Schimmelbefall in ihren Wohnungen keinen oder nur einen sehr geringen negativen Einfluss auf ihre Gesundheit hat.

Faktor Wärmebrücken
Sind die Flächen gereinigt, können die Kalziumsilikatplatten verklebt werden. So sicher die Platten in ihrer Verarbeitung und in ihrer Wirkung sind, so ­sicher kann es auch zu Fehlschlägen kommen, wenn grundsätzliche bau­physikalische Richtlinien nicht beachtet werden. Der Handwerker ist hier besonders gefragt, wenn es um die Beachtung von Wärmebrücken geht. Je nach Plattentyp und -dicke sind diese unter-schiedlich stark dämmend. Je besser die Dämmung, umso penibler müssen die Anschlüsse beachtet werden. Aber auch bei der Verarbeitung können Fehler entstehen: unverschlossene Hohlräume unter den Platten, Acrylatfugen bei ­Anschlüssen oder ausgesparte Flächen sind dabei die häufigsten Fehler.
Die positiven Ergebnisse, die mit Kalzium­silikatplatten erzielt werden, verleiten auch Ungeübte dazu, in die Sanierung einzusteigen. Trotzdem ist es unverzichtbar, dass die Sanierung nur von fachlich geschulten Handwerkern ausgeführt wird, weil die Bedingungen nicht an allen Objekten unproblematisch sind.

Resümee
Da die gesundheitliche Gefährdung, die von Schimmelpilzen ausgehen kann, bedeutend höher zu bewerten ist, als allein die optische Beeinträchtigung an der Wandoberfläche, sollte generell auf eine Sanierung gedrängt werden. Kalziumsilikatplatten bieten dem Handwerker eine einfache Möglichkeit dem Schimmel zu begegnen. Wie in den meisten Fällen kommt es auch hier auf das nötige Fachwissen an, damit die Sanierung hält, was man sich von ihr verspricht.

Olaf Janotte, stellvertretender Leiter Anwendungstechnik Baumit

Abbildungen: Baumit                                                                                                                    Ausgabe: Sonderheft/2013