Die neue Qualitätsrichtlinie
- Erstellt: 04. August 2016

Mit der Gründung eines Arbeitskreises Innendämmung (AK) hat der Fachverband WDVS im Jahr 2010 den Innendämm-Systemen zugewandt.
Gebäude, deren Fassaden unter Denkmalschutz stehen, die aus technischen oder anderen Gründen auf der Außenseite nicht mit einem Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) versehen werden können, brauchen eine alternative Lösung, um eine höhere Energieeffizienz zu erzielen. Per Satzungsänderung und der Gründung eines Arbeitskreises Innendämmung (AK)
hat der Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme 2010 Innendämm-
Systeme zum Verbandsinhalt werden
lassen.
Die wichtigsten Hersteller dieser Produkte sind der Initiative gefolgt und inzwischen Mitglieder im Fachverband. Die daraus resultierende hohe Kompetenz des Arbeitskreises und der dorthin entsandten Experten der Industrie hat es ermöglicht, dass noch 2011 die erste Qualitätsrichtlinie für Innendämmsysteme (QR IDS) erarbeitet wurde. Damit haben Planer, Architekten, Handwerker und ausschreibende Stellen eine technisch solide Informations- und Anwendungsgrundlage für dieses anspruchsvolle Verfahren zur Energieeinsparung bei besonderen Bestandsbauten in der Hand. Ingo Fuchs, im Fachverband WDVS als Vorstandsmitglied für die Innendämmung zuständig, und AK-Leiter Heiko Riggert äußern sich im Interview zur neuen QR IDS.
Wie entwickelt sich aktuell der Markt für Innendämmung in Deutschland?
Ingo Fuchs: Die Innendämmung ist ein nach wie vor prosperierender Markt, allerdings auf einem kleinen Mengenniveau im Vergleich zur Außendämmung. Die erste Euphorie ist allerdings bei den Herstellern und Handwerkern verebbt, da sich die Erschließung des Marktes doch schwieriger gestaltet als angenommen.
Welche Handwerksbereiche sind hier am meisten engagiert?
Ingo Fuchs: Im Handwerkerbereich sind zurzeit die größten Verarbeitergruppen die Bauunternehmer, Maler und Stuckateure sowie Bautenschützer. Diese Konstellation entsteht deshalb, weil die energetische Ertüchtigung oft ein Teil größerer Sanierungsmaßnahmen am Mauerwerk ist und die Möglichkeit energetische Sanierungen im Zuge von optischen Renovierungsarbeiten mitzuverkaufen noch nicht im Fokus steht.
Wie sind Innendämmsysteme bislang bauaufsichtlich/normativ geregelt?
Heiko Riggert: Generell macht eine Zulassung für Innendämmsysteme keinen Sinn, da die Ausführung und Eignung objektspezifisch berechnet werden müssen. Es gibt zwar mehrere Berechnungsverfahren, die mehr oder weniger geeignet sind, und DIN-Normen, die berücksichtigt werden müssen. Diese regeln allerdings jeweils nur Teilsegmente. Eine ganzheitliche Betrachtung existiert bisher nicht.
Welche Probleme beziehungsweise Nachteile ergeben sich daraus für Hersteller, Handel und Anwender?
Ingo Fuchs: Prinzipiell führt diese intransparente Situation zu einer gewissen Verunsicherung bei Planern, Verarbeitern und Investoren. Dies wieder kann man als einen der Hauptgründe für die noch nicht zufriedenstellende Marktdurchdringung von Innendämmsystemen ansehen. Für uns als Fachverband liegt hier natürlich die Motivation, tätig zu werden und den Zielgruppen Orientierung zu bieten.
Welche übergeordnete Zielsetzung verfolgt der Fachverband WDVS
respektive der AK Innendämmung mit der QR IDS?
Heiko Riggert: Hinter der Idee der neuen Qualitätsrichtlinie IDS steht die Zielsetzung, alle relevanten Regelwerke zusammenzufassen, die Berechnungsverfahren und die benötigten Materialkennwerte, sowie deren Ermittlung zu beschreiben. Nach dieser Richtlinie kann klar festgestellt werden, welches IDS für das entsprechende Bauvorhaben am besten geeignet ist.
Wer sind die wichtigsten Zielgruppen?
Ingo Fuchs: Die Qualitätsrichtlinie IDS soll künftig an Planer, Architekten, Handwerker und interessierte Fachhändler herausgegeben werden.
Waren außer dem AK des FV WDVS noch andere Institutionen am Zustandekommen der QR beteiligt?
Heiko Riggert: Bei der Erstellung der Qualitätsrichtlinie IDS wurde der Arbeitskreis des Fachverbandes WDVS von seinen Mitgliedern, sowie von den beiden im Bereich IDS führenden Forschungsinstituten, dem Fraunhofer Institut für Bauphysik IBP, mit Dr. Künzel, und dem Institut für Bauklimatik der TU Dresden mit Dr. Plagge unterstützt. Außerdem hat das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) als maßgebliche Behörde mitgewirkt. Man kann also sagen, die komplette Kompetenz aus Wirtschaft, Behörden und Forschung war vertreten und hat tatkräftig in kürzester Zeit eine wegweisende Richtlinie geschaffen. Derzeit wird der Text noch mit den Handwerkerverbänden abgestimmt.
Was muss der Verkäufer im Baustoffhandel zur QR IDS wissen?
Ingo Fuchs: Er sollte die wichtigsten Eckpunkte kennen oder zumindest wissen, dass es eine solche Qualitätsrichtlinie für Innendämmsysteme gibt und wo er das Dokument einsehen kann. Es kann im Gespräch mit dem Profikunden rasch die eine oder andere technische Frage auftauchen, die sich mit Hilfe der QR IDS beantworten lässt. Damit hätte der Verkaufsmitarbeiter seine Beratungsfunktion erfüllt.
Wie verbindlich ist eine QR IDS für den Markt – für wen besonders?
Heiko Riggert: Die Qualitätsrichtlinie IDS ist erst mal verbindlich für alle Mitglieder des Fachverbandes WDVS. Als äußerliches Zeichen wird seitens der Mitglieder die Möglichkeit bestehen, ihr System mit dem »Qualitätssiegel IDS« äußerlich zu kennzeichnen. Dieses Qualitätssiegel wird seitens des Fachverbandes WDVS und der Mitgliedsunternehmen an alle Marktteilnehmer publiziert, so dass es künftig möglich ist, »die Spreu vom Weizen« zu trennen.
Wie profitieren die einzelnen Marktteilnehmer durch die QR IDS?
Ingo Fuchs: Der Vorteil für die Marktteilnehmer liegt auf der Hand: Es gewährleistet die Sicherheit, ein IDS eingebaut zu bekommen, dass geeignet ist. Und diese Sicherheit gilt sowohl für den Planer, Handwerker als auch Investor und letztlich auch für den Hersteller. Die WDVS Branche und ihre Marktpartner können mit der neuen QR IDS das in Architektenkreisen und in Teilen der Tages- beziehungsweise Wirtschaftspresse immer wieder behandelte Thema von der ›zugedämmten Republik auf Kosten der Baukultur‹ wirksam entkräften.
Wann und in welcher Form wird die QR IDS verfügbar sein?
Ingo Fuchs: Zurzeit erfolgt noch der letzte Feinschliff, aber Ziel ist, dass die Qualitätsrichtlinie IDS im Januar 2012 als Druckschrift vorliegt.
Abbildungen: Xella Ausgabe: 2/2012