01. Januar 2016

Rathaus strahlt in alter Pracht

Das altehrwürdige Rathaus in Pfronten (Ostallgäu) wurde vor Kurzem aufwendig saniert. Vor allem das Dach und die Fassade mit ihren Rissen und Hohllagen ­hatten eine Erneuerung dringend nötig.

Im Jahr 1924 wurde das Pfrontener ­Rathaus zunächst als Wohngebäude für die Beschäftigten des damaligen Hauptzollamtes errichtet. Knapp zwei Jahrzehnte ­später erfolgte schon der erste Umbau, zum Rathaus der Gemeinde. Viele Umbauten und der notwendige Dachgeschossausbau waren die Folge des zunehmenden Platzbedarfes der örtlichen Verwaltung. Im Lauf der Jahrzehnte gab es daher zahlreiche Veränderungen: Im Zuge der Ortsverschönerung wurde die Umgestaltung des Rathausvorplatzes erst kürzlich fertigge­-
stellt.
Das Rathausgebäude selbst fristete bis dato ein eher stiefmütterliches Dasein. Um dies zu ändern, wurde eine mehrstufige Sanierungsmaßnahme, vor allem die Dachsanierung und die dringend notwendige Fassadensanierung betreffend, geplant.
Trotz der Schwierigkeiten, was die Auslagerung von Geschäfts­bereichen betraf, wurden die Arbeiten gleichzeitig und zügig durchgeführt.

Sanierung mit Sensibilität
Den Architektenauftrag erhielt 2011 der ortsansässige Architekt und Baubiologe Peter Huber, ein in der Gebäudesanierung erfahrener Planer. Bereits in der Planungsphase wurden die ortsansässigen Handwerker und Restauratoren mit einbezogen, die mit viel Sensibilität Hand an das Gebäude anlegten. Zeitzeugen berichteten von einer bauzeitlichen, farbigen Bemalung des Hauses im Stil Art Deco.
Nach dem Einrüsten des Gebäudes und den ersten Begehungen, zeigte sich das wirkliche Schadensbild an den Fassaden. Sie war übersät mit Rissen und ­Hohl-lagen vor ­allem auf der Süd- und Westseite sowie mit mehreren Lagen ­Anstrich mit Dispersionsfarbe. Darunter kamen etliche Reparaturversuche als Spachtellagen mit ungeeigneten und zu harten Putzspachteln an die Oberfläche. Schnell stellten die Baubeteiligten fest, dass sich die geplante einfache Anstrich­lösung als aussichtslos erwies. So fiel die Entscheidung, sämtliche ­Farbanstriche abzubeizen.

Schmankerl für die Restauratoren
Der Architekt und die Hindelanger ­Baumit GmbH erarbeiteten gemeinsam ­Lösungen zur schonenden Risse­sanierung und Hohllagensanierung he­raus. Nadelfilzflieseinlagen für die ­Sanierung dynamischer Risse sowie der Einsatz von Trasskalkputz als Unterputz an den vielen Putzhohllagen stellten die Grundlage für eine erfolgreiche und nachhaltige Fassadensanierung dar. ­Dabei wurden die Produkte ­Sanier-vorspritz SV 61, Trasskalk-Putz TK 04 und Multi Contact MC 55 von Baumit verwendet.
Nach den aufwändigen Abbeizarbeiten enthüllten sich fast alle ursprünglichen Wandbemalungen und Fassadenbilder. Die Farben waren zwar etwas vergilbt, die Motive waren jedoch gut erkennbar.
Diese Fassadenflächen waren für die beteiligten Restauratoren und Maler ein echtes »Schmankerl«. Mit Begeisterung wurden die vorhandenen Malereien ­gesichert und dokumentiert. Während vom Verputzer (Fridolin Linder Putz-und Stuckateurgeschäft aus Roßhaupten) die Risse- und Hohllagensanierung ­vorangetrieben wurde, wurden Schab­lonen der alten Wandbemalungen abgenommen und gefertigt, ebenso konnten auch Farbmuster angelegt werden.

Diffizile Dekorbemalungen
Auf den Traßkalkunterputz und die alten Putzflächen wurde ein feinkörniger, dünner Oberputz aus Kalkputz auf­gebracht. Nach der Trocknung der Spachtelschicht wurde ein Anstrich­system mit Grundierung sowie Grund- und Deckanstrich aufgebracht, welches die Grundfarbe am Haus darstellt. Die diffizilen Dekorbemalungen wurden anschließend von den Restauratoren und Malern in mühevoller, aber lohnender Kleinstarbeit, stilsicher ausgeführt. Das Pfrontener Rathaus ist nach seiner Sanierung wieder ein einladendes Schmuckstück, in dem sich nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Besucher wohlfühlen. Unter anderem hat die Stadtverwaltung geplant, Kunstaus­stellungen im dem frisch sanierten ­Gebäude zu beherbergen.
 
Toni Merath,
Baumit-Anwendungstechniker

Abbildungen: Baumit Gmbh                                                                                         Ausgabe: 5/2012