01. Januar 2016

Kampf gegen die Feuchtigkeit

Um den Kampf auf der Baustelle gegen das Element Wasser zu gewinnen, setzen Handwerker heute vermehrt die Möglichkeiten der technischen Trocknung ein.
Auf dem Markt stehen dafür verschiedene Geräte und Verfahren zur Verfügung.

Der Druck ist hoch, die Zeit brennt Handwerkern oft regelrecht auf den Nägeln, die Bauzeiten erfahren immer kürzere Abläufe. Bei der heutzutage ­allgemein üblichen Energieeinspar-­Bauweise werden die Neu- oder Altbauprojekte mit hochdämmenden Baustoffen verkleidet, wodurch eine natürliche Dampfdiffusion nach außen fast zum Erliegen kommt. Um die zu erwartenden Schäden zu minimieren, ist eine schnelle Trocknung mit Bautrocknungsgeräten die einzige Möglichkeit, um Bauabläufe zu ­beschleunigen. Die auf dem Markt an­gebotenen Geräte schaffen wirksame ­Abhilfe und können auf die benötigte Leistungsfähigkeit ­abgestimmt eingesetzt werden. Um den Trocknungs­prozess zu optimieren, ­werden verschiedene Techniken und ­Geräte ­angeboten.

Bautrockner - Kondenstrockner - ­Absorptionstrockner - Luftentfeuchter
Bei einem Bautrocknungsgerät wird die Luft mit einer für den jeweiligen Verwendungszweck zu hoch empfundenen Feuchte abgekühlt. Dabei wird der ­Effekt der Tauwasserbildung an kühlen Oberflächen genutzt.
Die feuchte Luft wird mithilfe von ­Ventilatoren im ­Inneren des Gerätes über Kühlrippen oder Lamellen geleitet, deren Temperatur unter dem Taupunkt der Luft liegt. Hierbei bildet sich Kondenswasser, ­welches in einem Behälter am Gerät oder über einen Abflussschlauch abgeleitet wird. Die abge­kühlte und getrocknete Luft wird anschließend erwärmt und als feuchtigkeitsfreie Trockenluft abgegeben. Der Einsatz von Bautrocknergeräten ist abhängig von der Temperatur und Feuchte des ­jeweiligen Arbeitsbereiches.
Vorteile der Bautrocknungsgeräte:
• Arbeitstemperatur: zirka 5 – 30 °C.
• Relative Raumfeuchte: zirka 40 – 99 Prozent.
• Keine nennenswerte Gefahr für die Bausubstanz, da die Luftfeuchtigkeit kontinuierlich und nicht schlagartig ­gesenkt wird.
• Ohne großen technischen Aufwand einsetzbar.
• Gute Effizienz bei geringem Energieverbrauch. Die permanent vorhandene Energie der Luftfeuchtigkeit wird in Wärmeenergie umgewandelt (die Luft wird somit erwärmt).
• Es wird kein Fenster oder Ähnliches zur Abführung der feuchten Luft benötigt. Die Fenster sollten geschlossen bleiben. Das Kondensat kann über einen Schlauch oder in einen Behälter abgeleitet werden.
• Geräte mit Abtauautomatik schalten bei Erreichen des Füllstandes auto­matisch ab.

Nachteile der Bautrockner
• Bei Temperaturen unter +6°C ist der Einsatz nicht mehr ökonomisch, da nur eine geringe Kondensfeuchtigkeitsmenge abgeführt werden kann. Bei Temperaturen über +33°C kann mit einer Überhitzung des Kompressors gerechnet werden.
• Der Einsatzbereich ist temperatur- und feuchtigkeitsabhängig.

Gebäudetrocknung im Objekt
Der Begriff Bautrockner, um die Baufeuchte aus dem Gebäude zu verbannen, ist eher ein oberflächlicher Begriff für eine Trocknungsbeschleunigung am Objekt. Hier sind die verschiedensten technischen Möglichkeiten zu bewerten, welche auf dem gleichen Prinzip basieren oder aber eine veränderte Variante zur Trocknungstechnik ermög­lichen. Die am meisten genutzten ­Geräte tragen die Bezeichnung »Kondenstrockner«, »Luftentfeuchter«, oder »Absorptionstrockner«. Beim Bautrockner ist in aller Regel ein Entfeuchter ­gemeint, welcher dem Prinzip der Kondenstrockner folgt. Dieser wird aufgrund seiner hohen Effizienz oft in der Trocknung bei Neubauten, bei Sanierungen und bei einem Wasserschaden im Bestand eingesetzt.

Bautrockner/Kondenstrockner
Das Prinzip lässt sich beispielhaft an ­einem Kühlschrank beschreiben: Ein Kühlschrank kühlt nach innen und gibt nach außen hin Wärme ab. Ein Bautrockner jedoch funktioniert genau ­umgekehrt. Betrachten wir mal das »Kühlschrank-Prinzip« genauer: Hier wird von einem Kompressor verdich­tetes und erwärmtes sowie gasförmiges Kältemittel auf der Rückseite durch Kühlschlangen geleitet. Hierbei wird Wärme an die Umgebung abgegeben, kondensiert und kann anschließend mittels Verdampfer in das Innere des Kühlschranks geleitet ­werden. Das nun verdampfende Kältemittel entnimmt dem Innenraum Verdampfungswärme und gelangt zum Kompressor.
Der Bautrockner auf Basis eines Kondenstrockners jedoch kühlt den Innenraum nicht, anstelle dessen tut dies ein luftdurchlässiges Netz aus Metall-­Lamellen. Durch das gekühlte Netz wird durch den Ventilator im Trockner die feuchte Luft in der Umgebung innerhalb vom Bauteil angesogen und entweicht auf der Rückseite der Lamellen. Die Nässe in der Umgebung aber kondensiert an den heruntergekühlten ­Lamellen und gefriert sogleich. Ist eine Vereisung erzielt, schaltet sich der Kompressor ab, das vereiste Wasser kann nun abtauen und in ein anliegendes Gefäß eingeleitet werden. Je intensiver die Luftfeuchte durch den Bautrockner abgebaut wird, umso mehr Nässe/Feuchtigkeit können die Bauteile, wie Wände, Decken sowie Böden der trocknenden Umgebungsluft abgeben und erhöhen dadurch den Trocknungsprozess. In der Gebäudetrocknung und bei einem Wasserschaden ist das in der Praxis ein zeit- und kostensparendes Konzept.

»Traktor« oder »Küchengerät«
Ein Luftentfeuchter kann auch als Bautrockner eingesetzt werden, da diese Geräte auf Basis der Kondenstrockner funktionieren. Eingesetzt als Hilfsmaßnahme für die Austrocknung von feuchten Kellerbereichen im Bestand, für ­Archivräume- oder Lagerräume mit ­gefährdeten, vor Nässe zu schützenden sowie feuchtigkeitsempfindlichen ­Gütern. Zu beachten ist allerdings, dass ein Luftentfeuchter eine geringere Leis­tungsfähigkeit besitzt und rein optisch eher wie ein »Küchengerät« wirkt, der standardisierte Bautrockner dagegen wie ein »Traktor« wirkt.
Bevor ein Kondenstrockner, Luftentfeuchter oder Absorptionstrockner zum Einsatz kommt, ist die vorhandene relative Feuchte mittels Feuchtigkeits­messung zu analysieren, um das ­passende und erforderliche Hilfsmittel zum Einsatz zu bringen. Es ist unerheblich, welche Konstellation der Umstände die betreffenden Bauteile berühren. Ob im Neubau, Altbau oder beim konventionellen Wasserschaden – zu beachten ist grundsätzlich, dass im Verlauf der Gebäudetrocknung die Fenster geschlossen sind.   

Mit welcher Lärmbelästigung ist zu rechnen?
Ein Hochleistungsbautrockner erzeugt einen Lärmpegel von zirka 60 dB. Der Einsatz erfolgt zur Trocknungsbeschleunigung beim Verputz, Estrich oder beim Einsatz gegen Wasserschäden und ­gewährleistet eine zügige Arbeitsausführung. Der Luftentfeuchter liegt im Mittel bei 5–15 dB. Hier besteht eine ideale Anwendung bei feuchten Räumen und Kellerbereichen oder altem Mauerwerk. Durch den Einsatz wird verhindert, dass sich Schimmel am ­Objekt bildet oder ­eine Zerstörung im Mauerwerk statt­findet. Ebenfalls beliebt sind diese Geräte beim Einsatz von feuchten ­Wänden oder nach Hochwasser.

Welche Umgebungsgröße für welches Gerät?
Die Leistungsfähigkeit eines Bautrockners hängt von den verschiedenen Faktoren ab (Feuchtegehalt, Raum- oder Gebäudetemperatur und der zu ­errei-chende Zielfeuchtewert). In der Praxis haben sich leistungsstarke und effi­ziente Gerätschaften bewährt, um einen ­raschen Fortschritt (Termin­gründe) zu erzielen. Allgemein dürften Gerätschaften mit einem Leistungsvermögen von 500 m³ ausreichend sein.

Leistungsumfang je Gerät
Im Objektbereich stellt sich die Frage, wie viele Gerätschaften erforderlich sind und eingesetzt werden sollen, um eine zeitnahe und effiziente Trocknung zu erzielen. Ob ein Gerät ausreichend ist, ergibt sich aus dem jeweiligen ­Anlass und der Größenordnung des zu entfeuchtenden Objekts. Sofern eine gute Luftzirkula­tion aufkommt, kann ein zentraler Aufstellpunkt gewählt werden. Hier verhält es sich so wie bei einem Heizkörper, der nur bedingt ein ganzes Gebäude beheizen kann. Zur Erhöhung und Effektivität des Geräteeinsatzes ist es in der Regel empfehlenswert, den Gerätebedarf ausreichend zu bestimmen.

Höhe der Luftumwälzung
Die allgemeine Luftumwälzung oder der Luftdurchsatz liegen in der Regel bei 850 m3/h. Zu beachten ist, dass die Luft­umwälzung generell auf die vorhandenen Kühlrippen abzustimmen ist.

Qualitätsmerkmale
Folgende Qualitätsmerkmale des Geräts sollten ­beachtet werden, um einen ­optimierten Einsatz zu gewährleisten:
• Automatische Defrostung ohne ­Betriebsunterbrechung (mit Heißgas). Dabei wird die Effektivität und Ökonomie erhöht.
• Niedriger Stromverbrauch zum Verhältnis mit einem Liter gewonnenen Kondensat.
• Ausstattung mit einem effizient ­arbeitenden Rotationskompressor.

Wolfgang Cremer
Fachjournalist


Bautrockner - Übersicht
Aktobis. Um kleine bis mittlere Wasserschäden zu trocknen ­beziehungs­weise um nach Estricharbeiten oder nach Verputz- und Stuckarbeiten schneller ­voranzukommen, kann der Bautrockner WDH-500AH von Aktobis mit einer Entfeuchtungsleistung von bis zu 50 ­Litern am Tag hilfreich sein. Dieser Bautrockner/Entfeuchter ist robust aus ­Metall gefertigt und für alle Entfeuchtungsaufgaben geeignet, wie der Einsatz auf Baustellen, nach Wasser­schäden oder im industriellen Bereich. Eine Zielfeuchtigkeitsregelung von Ein-Prozent-Schritten, große Laufrollen, ein ­Betriebsstundenzähler sowie die Wahlmöglichkeit zwischen einem Schlauchabfluss oder der Möglichkeit, das Kondensat im integrierten Kondenstank zu sammeln, ist bei diesem Produkt inklusive. Das Gerät ist mit einem Rotationskompressor ausgestattet.

Kaut. Die Bautrockner der Serie K von Kaut stehen für effiziente Entfeuchtung nicht nur bei Neubauten und Sanierungen. In vier Größen erhältlich, mit einer Entfeuchtungsleistung von bis zu 80 kg pro Tag und Einsatzgrenzen von +3 bis +40°C, sind die Geräte der Serie K nicht nur effektiv auf Baustellen einsetzbar, sondern sind auch praktische Helfer bei Altbau- und Wasserschädensanierungen, Kellerentfeuchtung und Lagertrocknung, da Gummiräder die Transportierbarkeit über Treppen erleichtern. Die automatische Abschaltung der Geräte außerhalb der Einsatzgrenzen sowie ein Betriebsstundenzähler erlauben eine vollständige Kontrolle der verbrauchten Energie. Ein Hygrostat, eine Heißgas-Abtauautomatik und ein integrierter Wassersammelbehälter (außer bei K180) mit der Anschlussmöglichkeit eines direkten Kondensatablaufs sind serienmäßig verbaut.

Heylo. Der Bautrockner BT 700 von Heylo verfügt über ein effizientes Kältesystem, das für eine sehr gute Trocknungsleistung bei gleichzeitig kompakter Bauform sorgt. 58 Liter Entfeuchtungsleistung pro Tag (bei 30/80) sind möglich. Der BT 700 ist mit einem großen Wassertank ausgestattet, der durch den transparenten Kunststoff anzeigt, wann geleert werden muss. Für wartungsfreien Betrieb kann alternativ eine Kondensatförderpumpe angeschlossen werden. Das Gerät ist effizient durch schnelle Heißgasabtauung und durch einen professionellen Rollkolbenverdichter betriebssicher. Bei schwierigen Trocknungssituationen bringt der Radial-Ventilator des BT 700 die trockene Luft durch Anschluss eines Luftschlauchs bis zu drei Meter in jeden Winkel. Durch seine großen, semipneumatischen ­Räder ist der BT 700 mobil.

Stielow. Aus dem Produktpool des Herstellers Stielow, der seit 61 Jahren 31 verschiedene Luftentfeuchter serienmäßig produziert, kommt die »Handydry«-Bautrocknerreihe. Die Geräte TG 10, TG 20 und TG 30 sind robust, dabei praktisch und zuverlässig. Als reine Dauerläufer sind sie für den ständigen Einsatz geeignet und bieten bei nied­riger Stromaufnahme hohe Wasserentzugsleistungen. Optional wird das ­anfallende Wasser über eine Pumpe ­automatisch zu jedem Abfluss geleitet. Aktionsgeräte (Sonderprogramm Hochwasser 2013) sind günstig zu bekommen. Die Stielow GmbH aus Frankfurt/Main verfügt nicht nur über einen bundesweiten Außendienst, sondern auch über einen deutschlandweiten Kundendienst.

Trotec. Das T3000 von Trotec ist die neue Generation der Multifunktions-Messgeräte zur professionellen Anwendung in den verschiedensten Einsatzbereichen des Baugewerbes. Das Gerät ­erfasst, misst und dokumentiert die Material- und Luftfeuchte, Luftströmungen, Spurengase und vieles mehr. Aufgrund seines »Multi-Measure«-Prinzips ermöglicht es durch kombinierte Messungen und erweiterte Darstellungsoptionen schnelleres Arbeiten. Rund 20 verschiedene Sensoren und Elektroden liefern sichere Ergebnisse mit hoher Genauigkeit. Dabei erkennt die universelle Schnittstelle der SDI-Sensoren die Sensorbauart selbsttätig. Für präzise ­Ergebnisse sind bereits viele Daten ­gespeichert, zum Beispiel 5000 verschiedene Holzsorten für die ­Messung von Holzfeuchte.

Wilms. Die Hans Wilms GmbH hat ihre bewährten Profi-Luftentfeuchter weiter verbessert. Die Geräte haben jetzt eine genaue Digitalsteuerung mit Touch­screen. Der Temperaturarbeitsbereich liegt jetzt bei 3 °C bis 32 °C. Zusätzlich zu den ­Betriebsstunden ist jetzt auch der kW/h-Verbrauch mit einer Genauigkeit von null bis zwei Prozent Abweichung ablesbar. Das sind wichtige ­Informationen für den Vermieter bei der Kostenabrechnung. Daneben sind sowohl die Raumtemperatur und die re­lative Luftfeuchtigkeit im Raum abzu­lesen. Ein Hygrostat ist serienmäßig im Liefer­umfang enthalten. Zusätzlich gibt es ­eine Fehlerauslesung im Display. Dies erleichtert Servicearbeiten und bedeutet eine Zeit- und Kosteneinsparung bei der Fehlersuche.
dm

Abbildungen: Cremer                                                                                                                    Ausgabe: 9/2103