01. Januar 2016

Dämmen und Lüften

Vor gut zwei Jahren kam das solare Lüftungssystem auf den Markt. Einer der Vorteile: Die Lüftungskollektoren sind in ein WDVS integriert. Damit kann der Stuckateur zusammen mit der Dämmung auch eine Lüftungsanlage einbauen.

Wenn heute bei einer Gebäudesanierung Fenster ausgetauscht oder das Dach teilweise abgedichtet wird, verlangt die DIN 1946-6 unter bestimmten Bedingungen ein Lüftungskonzept und damit den Einbau einer Lüftungsanlage (mehr auf S. 14/15).
Mit der Entwicklung des Lüftungs­systems Sunair kann auch der Stuckateur in diesem Geschäftsfeld aktiv werden. Die Einsatzmöglichkeiten sind ­dabei sehr vielfältig – wie der Besuch zweier Baustellen zeigt.

Einfamilienhaus in Freiburg: individuelle Lösung
Früher wohnte die Besitzerfamilie selbst in diesem Einfamilienhaus in einem Stadtteil Freiburgs. Schon daher sollte es nicht verkauft werden, sondern nach einer gründlichen Sanierung vermietet werden. Die alten Fenster wurden durch neue ersetzt, ansonsten wurde hauptsächlich der Innenbereich renoviert und modernisiert. Auf eine energetische Sanierung der Fassade wurde aber zunächst verzichtet. Sie wurde auf später verschoben. Lediglich für eine ­alte desolate Holzverschalung musste eine Lösung gefunden werden.
Die Bauherren beauftragten Stuckateurmeister Werner Kaiser als Generalunternehmer mit der Sanierung.
Er machte auf die Lüftungsnorm DIN 1946-6 aufmerksam und schlug den Einbau einer Lüftungsanlage vor. Er überzeugte die Bauherren vom solaren System, das lüftet, entfeuchtet und heizen kann und dabei noch Energie spart. Als zertifizierter Fachunternehmer kann Kaiser diese Vorteile glaubhaft vermitteln und ist selbst über die neuesten Entwicklungen informiert – etwa über den neuen Flüstermotor und den Kreuzstromwärmetauscher mit dem Wirkungsgrad von 95 Prozent.
Für die ausreichende Belüftung der 150 Quadratmeter Wohnfläche waren auf den beiden Etagen je ein Kollektor und ein Wärmetauscher notwendig. Dafür ließ sich der Stuckateur aus Triberg eine elegante Lösung einfallen und schlug vor, zwei Kollektoren am Obergeschoss auf der Westseite anzubringen. An der Holzverschalung waren hier sowieso Arbeiten an der Fassade angesagt. Gleichzeitig bot sich diese Lösung auch gestalterisch an. Die Balkontüren und die Kollektoren mit ihrer Milchglasoptik harmonieren sehr gut. Da je ein Kollektor ein Geschoss mit Frischluft versorgt, wurde im Zuge der Balkonsanierung ein Kanal in das Erdgeschoss geführt.
Weniger aufwendig stellt sich dagegen der Einbau der beiden Wärmetauscher dar. Zur empfohlenen Querlüftung wurden sie auf der Ostseite etagenweise in die Wände eingebaut.
»Nach meinen Berechnungen sparen die Bewohner 2500 kWh im Jahr an Energie. Das sind 350 bis 400 Euro«, so Kaiser. »Dies ist auch überprüfbar, da diese Daten am Gerät auslesbar sind.« Dagegen fällt der Stromverbrauch von 3,5 W für jeden der Motoren kaum ins Gewicht. Bei dem solaren Lüftungs­system sorgt die Steuerung für einen bedarfsgerechten Betrieb – und zwar vollautomatisch. Der Betrieb ist für eine manuelle Regelung – wie sonst üblich – nicht eingerichtet. »Bei Mietobjekten ist diese zu empfehlen«, rät Kaiser.

Wohnanlage in Renningen: Großbaustelle
Die größte Baustelle mit Einzelwohnungen, in der die Lüftungskollektoren von Enersearch verbaut werden, ist in Renningen in der Nähe von Stuttgart. Im ersten Bauabschnitt sind bereits 54
Solar-Kollektoren und 87 Wärmetauscher montiert worden. Nach deren Abschluss im Juli dieses Jahres folgen zwei weitere Bauabschnitte, bis die Anlage mit 152 Wohneinheiten saniert ist. Die Gebäude aus dem Jahre 1970 erhalten eine Wärmedämmung (14 cm Mineralwolle). Ebenso muss der mangelhafte Dachanschluss ausgebessert werden. Auch wenn keine genauen Zahlen vorliegen, gehen die Planer davon aus, dass viele Wohnungen ein Schimmelproblem haben.
Die Eigentümergemeinschaft gab den Auftrag an den Stuckateur- und Dachdeckerbetrieb Wofa-Wolf aus Weil im Schönbuch. Das Unternehmen hat im Vorfeld schriftlich zu einer Informationsveranstaltung im Kompetenzzentrum im nahe gelegenen Rutesheim eingeladen und über die Vorgaben der DIN 1946-6 informiert. Danach entschieden sich die meisten der Parteien für den Einbau des Sunair-Systems.
Damit konnte man nicht nur die Anforderungen für Fördergelder und des baden-württembergischen Energie-Wärme­gesetzes erfüllen.
Bei einem Bauvorhaben in dieser Größenordnung kommt es vor allem auf die Mitarbeiter an. Die Wofa-Mitarbeiter, die die Lüftungsanlagen einbauen, erhielten eine eintägige Schulung bei der Herstellerfirma Enersearch in Welzheim. Vermittelt wurden dabei nicht nur die Arbeitsschritte für eine wirtschaftliche Montage, sondern auch grundlegende Kenntnisse. »Ohne eine Ahnung über die Funktion und einen tieferen Einblick in die Materie geht das nicht«, meint Stuckateurmeister Erwin Wolf.
Auch ist es wichtig, dass die Bewohner und Eigentümer das Prinzip der automatischen Lüftung verinnerlichen. Ein Info-Blatt beschreibt die Funktions­weise. Nach der Baumaßnahme ist außerdem eine Info-Veranstaltung geplant. Dann wird sich auch herausstellen, wie viel der solare Energieeintrag und die Wärmerückgewinnung an Ein­sparungen gebracht haben. Erwartet wird mindes­tens eine Reduktion um 25 Prozent durch die gesamten Maßnahmen.

pd

@ www.enersearch.de
www.sunair.stuck-komzet.de

Abbildungen: 2: Kaiser; 1,3,5-7,9: Dolt; 8: Wolf; 4: Enersearch                                                        Ausgabe: Sonderheft/2013