Vom Neubau bis zur Denkmalpflege
- Erstellt: 15. August 2016

Nach neuesten Umfragen in Deutschland würden über 60 Prozent der Bauherren für ein möglichst schadstofffreies Wohnumfeld mehr Geld in die Hand nehmen als üblich. Zertifizierte, schadstoffarme Bauprodukte stehen immer mehr im Fokus.
Das Bedürfnis nach wohngesunden Baustoffen nimmt stetig zu. Probleme mit luftdichten Wohnungen, eine Forderung aus der Energieeinsparverordnung ENEV 2009, bringen Bauherrn, Kommunen, Bauträger und die Denkmalschutzbehörden in Zugzwang. Der Ruf des Endnutzers nach schadstoffarmer Innenraumluft, vor allem ohne Formaldehyde und Lösemittel (VOC), wird immer lauter.
Woher kommen diese Luftschadstoffe?
Diese Luftschadstoffe können aus allen möglichen Baustoffen langsam entweichen, wie beispielsweise aus festen Baustoffen (Innen- und Außenwände, Anstriche). Aber auch aus Wohnungszierrat (Möblierung, Fußböden aller Art, Türen, Fenster) und Elektrogeräten und so zu einer schleichenden Verschlechterung der Innenraumluft führen. Bei unzureichender Lüftung beziehungsweise bei unzureichender Möglichkeit der Lüftung kann diese Schadstoffkonzentration zu nachhaltigen gesundheitlichen Problemen der Bewohner führen. Da wir uns bis zu 80 Prozent unserer Zeit in geschlossenen Räumen befinden, sollte die schadstoffarme Innenraumluft eines der wichtigsten Ziele bei Neubauten, Umbauten und Renovierungen sein. Der Einbau von zentralen oder dezentralen Lüftungsanlagen kann die Innenraumluftsituation in sehr vielen Fällen verbessern, ist aber nicht in allen Wohnräumen möglich und oftmals auch nicht gewünscht.
Immer mehr Hersteller von Bauprodukten lassen ihre Produkte auf Schad-stoffarmut prüfen und bei erfolgreicher Prüfung zertifizieren. Dieses Basiswissen führt zur Entwicklung von neuen, schadstoffarmen Bauprodukten aller Bauproduktesparten.
Beispiele
Drei Beispiele zeigen, wie bewusst schadstoffarme Baustoffe eingesetzt wurden, um einerseits im Vorfeld für ein gutes Innenraumklima zu sorgen und andererseits vorhandene gesundheitliche Probleme zu minimieren.
Im ersten Beispiel wurde ein unter Denkmalschutz stehendes, mittelalterliches Wohnhaus in Kronach (Oberfranken) von einem jungen Bauherrn zu Ferienwohnungen umgebaut. Nur zeitweilig genutzte Gebäude sind umso mehr mit der Lüftungsproblematik behaftet. Im Wissen geringer ausfallender Luftwechselraten, verursacht durch die neuen, dichteren Fenster und das dichte Dach, sollten keinerlei luftschadstoffhaltige Materialien, wie Formaldehyde oder Lösemittel, eingebaut werden. Diese Anforderung und die zusätzlichen Anforderungen der Denkmalschutzbehörde konnten mit dem Baumit Kalkputz Kalkin RK 38, Putzmörtelgruppe P I, also zementfrei, erfüllt werden. Als Anstrich wurde die schadstoffgeprüfte Innensilikatfarbe »Art Line Silicatin« von Baumit eingesetzt. Auch die sonstige Inneneinrichtung, wie unbehandelte Bodenbeläge, Möbel usw., wurden nach den Kriterien der Schadstoffarmut ausgesucht und eingebaut. Beheizt wird dieses Gebäude fast ausschließlich durch moderne Kaminöfen. Das so sanierte Gebäude beherbergt in seiner jetzigen Nutzung einen Ausstellungsraum im Erdgeschoss und zwei Ferienwohnungen im Ober- und Dachgeschoss.
Das zweite Beispiel zeigt den Neubau eines Einfamilienhauses in Sonthofen. Dieses wurde von den Bauherren bewusst wohngesund geplant, wobei auf eine Lüftungsanlage bewusst verzichtet wurde. Lichtdurchflutete, offene Wohnräume bestimmen das Ambiente des Hauses.
Kalkputz als kurzfristige Klimaanlage
Gemeinsam mit dem Architekten und den Handwerkern entstand aus diesen Anforderungen das wohngesunde Haus. Zum Einsatz kamen neben allen sonstigen schadstoffgeprüften Bauprodukten der Baumit Kalkputz »Kalkin KP 36 W«, ein natur-weißer Kalkputz, teils auch ohne Anstrich. Dieses eingesetzte Kalkprodukt dient dabei als kurzfristige Klimaanlage. Kalkputze haben die natürliche Eigenschaft, durch die Nutzung entstandene Luftfeuchtigkeit relativ schnell aufzunehmen und diese beim nächsten Lüften wieder abzugeben. Auch eventuell entstehendes Kondensat an kalten Wandflächen wird vom Kalkputz aufgenommen und zwischengespeichert. Dies beugt auch einer möglichen Schimmelpilzbildung in wenig belüfteten Räumen vor.
Vollholzböden und Lehmputz
Im dritten Beispiel einer Wohnungsrenovierung waren schon bekannte gesundheitliche Probleme der Ausschlag für die Auswahl von schadstoffarmen Bauprodukten. Die an trockenen, gereizten Augen leidende Bauherrin entschied sich bewusst für wohnraumklimabeeinflussende Baustoffe, wie unbehandelte Vollholzböden und dickschichtigen Lehmputz. Lehmputz hat ähnlich wie der Kalkputz die Eigenschaft, Luftfeuchtigkeit zu speichern und wieder abzugeben. Durch die dickschichtige Verarbeitung und die hohe Rohdichte des Lehmputzes können Innenräume auf einem fast konstanten Luftfeuchtigkeitspegel gehalten werden.
Die natürliche Lüftung durch Stoßlüften ersetzt dieser Putz natürlich auch nicht, als Zwischenspeicher von Feuchtigkeit in den Wänden wird Lehmputz aber immer öfter eingesetzt. Die Bauherrin ist, ein Jahr nach dem Einzug in die Wohnung, mit dem Ergebnis der Produktauswahl äußerst zufrieden und ihr Augenleiden hat sich stark gebessert.
Geprüfte Produkte
Baumit hat bisher über 50 Produkte vom ECO-Institut auf Schadstoffarmut nach Sentinel Haus Institut-Anforderungen prüfen und zertifizieren lassen. Die Produktpalette der geprüften Bauprodukte umfasst neben Kalk- und Lehmputzen auch Kalkzement- und Gipsputze sowie Mauermörtel. Weitere Informationen unter www.baumit.com, Rubrik »Gesund Wohnen«.
Anton Merath,
Anwendungstechniker Baumit GmbH
Abbildungen: Baumit Ausgabe: 6/2013