01. Januar 2016

Ein Schmuckstück in Bremen

Unter den 2011 mit dem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege ­bedachten Objekten befand sich ein denkmalgeschütztes Altbremer Reihenhaus, dessen Fassade nach originalgetreuer Instandsetzung wieder in voller Schönheit erstrahlt. Das verdankt es dem Engagement der Eigentümer, aber auch der ­soliden Arbeit der damit beauftragten Handwerker.

Das Haus, das mit der Nr. 0885 beim Bremer Landesamt für Denkmalpflege registriert ist, stammt aus dem Jahre 1868 und ist ein Altbremer Reihenhaus, wie es in den Wohnvierteln aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts häufiger anzutreffen ist. Es hat sich seinen Charme, den es aus der Frontgestaltung mit dem portalartigen Eingang und dem reichhaltigen Fassadenschmuck aus Stuck nimmt, bis heute bewahrt. Ins Auge fällt besonders die aufwändige Gestaltung der Fenster­gewänder. Die rechteckigen Fenster werden von Säulen und Pilastern flankiert, den Sturzbereich schmücken Verdachungen, und die Sohlbank ruht auf einer Balustrade. Verliebt in die Schönheit der Baulichkeit und in Sorge um den dauerhaften Erhalt der kostbaren Bausubstanz entschieden sich die ­Eigentümer Timo Götz und Silvia Machura in Abstimmung mit dem Denkmalschutz für eine detailgetreue Sanierung des Treppenbereichs und der Fassade.
In der Vergangenheit hatten die Eltern als vormalige Besitzer notwendige Instandsetzungen und Renovierungen dem Bremer Malerbetrieb Dasenbrook GmbH übertragen. Die Zufriedenheit mit den erbrachten Leistungen veranlasste den neuen Eigentümer, gleichfalls auf den ortsansässigen Malerbetrieb zurückzugreifen. Für die Renovierung der Stuckarbeiten empfahl die Maler­firma Olaf Schmidt. Der Stuckateur­meister aus Sottrum hat sich durch die Arbeit an mehreren Objekten in der Denkmalpflege in Bremen und Hamburg einen Namen gemacht. Olaf Schmidt
legte 1990 in Heilbronn die Meisterprüfung ab und gründete 1996 sein eigenes Unternehmen, bei dem heute sieben Stuckateure und ein Auszubildender im ersten Lehrjahr beschäftigt sind.
»Wir haben Blumenornamente an den Fenstern abgeformt und wieder angesetzt«, schildert Schmidt die Arbeiten, die er zusammen mit einem Mitarbeiter durchführte. Fensterbänke, das Dachgesims und die Bossen wurden mit Antragstuck erneuert. Auch die Bossen mussten teilweise erneuert worden. »Als Material haben wir weißen Zement mit Sand und teilweise Schnellzement in Absprache mit dem Bremer Landesamt für Denkmalpflege verwendet. Für die Bossen-Erneuerung griffen wir auf SM 700 Pro von Knauf zurück«, berichtet der Stuckateurmeister. »Mitarbeiter des Amtes überprüften laufend die ­Arbeiten und Materialien.«

Malerarbeiten an der Stuckfassade
Angesichts der mit der Restaurierung eines städtischen Denkmals verbundenen Verantwortung zog der Malerbetrieb Dasenbrook Kai Reefmann, Fachmann bei Caparol, zu Rate. Der empfahl, den alten elastischen Anstrich komplett zu entfernen, der seinerzeit wegen seiner rissüberbrückenden Wirkung aufgetragen worden war, aber aus heutiger Sicht auf Grund seiner Dampfdichtheit völlig ungeeignet ist, und sich eines modernen standfesten Anstrichstoffs zu bedienen. Als erste Wahl erwies sich die Silikonharzfarbe Amphisilan NQG. Die drei Buchstaben stehen für Nano-Quarz-Gitter-Technologie. In solchen Farben sind Bindemittel und Pigmente in einer Gitterstruktur fest miteinander verbunden. Das stabilisiert die Oberfläche und führt dazu, dass Schmutzpartikel, Feinstaub und Sporen weniger gut anhaften als auf herkömmlichen Fassadenfarben. Die feste Einbindung der Farbpigmente sichert der Silikonharzfarbe außerdem einen Spitzenplatz in der Farbbeständigkeit. Sie ist wasserdampfdurchlässig und schlagregendicht. Von der Fülle solch nützlicher Eigenschaften ließen sich auch Auftraggeber und Denkmalpflege überzeugen.
Nachdem der Altanstrich entfernt worden war, machten sich Maurer und Stuckateure daran, Schadstellen im Untergrund und Stuck zu beseitigen. Auf die ausgebesserte Fassade wurde zunächst Amphisilan-Tiefgrund und im zweiten Schritt  die Füllfarbe Amphisilan Compact aufgetragen. Die Verwendung der Rolle sorgte für einen gleichmäßig strukturierten Untergrund. Mit zweimaligem Amphisilan-Anstrich setzten die Maler den Schlusspunkt unter die Sanierung der Fassade, die sich jetzt in strahlendem Weiß präsentiert. Wie schon die Kalkulation von Aufwand und Kosten erwies sich auch die Beschichtung der filigranen Stuckelemente für die Malerfirma als ein hartes Stück Arbeit, das ein hohes Maß an Geschick und Exaktheit erforderte. Guter Rat war teuer, als sich an der Fassade Verfärbungen zeigten, die dem im Putz enthaltenen Eisenoxid geschuldet waren. Der Einsatz der altbewährten Spezialgrundierung Capaplex schaffte Abhilfe.

Abbildungen: ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn