01. Januar 2016

Gestärkt ins neue Jahr

Nachdem der viel prophezeite Weltuntergang 2012 doch nicht stattgefunden hat, können wir uns auf das kommende Jahr voll konzentrieren. Als Mittler
zwischen Fachunternehmen und Industrie  hat der Fachhandel Einblick in das, was in der Branche läuft. ausbau + fassade befragte führende Köpfe aus dem Handel zu ihren Erwartungen und Planungen.

An der Umfrage nahmen vier Fachhandelsunternehmen teil. Die Antworten auf drei Fragen gaben:
•?Markus Gander, Leiter Geschäftsentwicklung Hochbau bei Baywa Baustoffe
•?Arndt Kapeller, Produktmanagement Gima GmbH und Co. KG
•?Ralf Oemus, Geschäftsführer der ­Intrakustik
•?Volker König, Vorstandsvorsitzender Mega eG

Welche Erwartungen haben Sie für 2013?
Markus Gander (Baywa): »Nach extrem angespannten Jahren nahm die Baukon­junktur in der vergangenen Zeit endlich wieder Fahrt auf. Es ist zu wünschen, dass sich dieser Trend festigt und der Branche Rahmenbedingungen verschafft, die über die Existenzsicherung hinaus Investition und Innovation ermöglichen. Bei Baywa Baustoffe gehen wir davon aus, das die im letzten Jahr umgesetzten Optimierungen bei Logistik und Beschaffung noch stärker zum Tragen kommen. Davon profitieren auch unsere Kunden durch eine Steigerung bei der Warenverfügbarkeit und Lieferbereitschaft.«

Arndt Kapeller (Gima): »Wir erwarten 2013 einen Marktrückgang bei WDVS, vor allem in Bezug auf die Modernisierung am Eigenheim, wegen Unsicherheit der Wirtschaftslage (Kurzarbeit bei Bosch und Automobilherstellern) und wegen Hetzkampagnen gegen WDVS. Auch die Tendenz einer weiteren kon­tinuierlichen Verschiebung zu kleinen und mittleren Objekten, speziell beim WDVS wird zunehmen. ›Einfache‹ ­Fassadensanierungen (Gewebespachtelungen und Anstrich), Trockenbau und Innensanierungsmaßnahmen werden zunehmen. Das Marktgefüge wird ­aggressiver werden und der Preisdruck wird sich weiter verstärken. Aus unserer Sicht ist außerdem eine zunehmende Splittung zwischen Kompetenz und Preisverkauf zu beobachten.«

Ralf Oemus (Intrakustik): »Nach einem guten Jahr 2012 erwarten wir auch für 2013 im Trockenbau einen stabilen Markt auf Vorjahresniveau. Aufgrund der Abschwächung der Konjunktur muss aber in einigen Segmenten auch mit einem leicht rückläufigen Markt gerechnet werden. Der Wohnungsbau hat zwar wieder angezogen, ist aber für den Trockenbau nicht das bestimmende Element.«

Volker König (Mega): »Wir sehen SanReMo (Sanieren, Renovieren, Modernisieren) als Wachstumsmarkt, das bestätigt auch eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Mega-Gruppe. In Deutschland herrscht eine hohe Investitionsbereitschaft auf dem Immobiliensektor. Sowohl Mieter als auch Eigen­tümer sind bereit, ihr Geld auch in
Sanierung, Renovierung oder Modernisierung zu stecken. Die Verunsicherung durch die Eurokrise begünstigt diesen Trend.«

Was sind für Sie die wichtigsten Themen in Bezug auf den Markt im Bereich Putz, Stuck, Trockenbau und Farbe?
Markus Gander (Baywa): »Das Thema Wärmedämm-Verbundsystem liegt mir besonders am Herzen. Den ungerechtfertigten Negativschlagzeilen der letzten Monate sollte die Branche verstärkt Aufklärung und Information entgegensetzen. Es wäre fatal, wenn ein für die energetische Sanierung überaus wichtiges Produkt kaputt geredet wird. Apropos Sanierung: Eine Intensivierung der Förderung wäre ein hilfreicher Anschub für mehr Energieeffizienz und ein positives Signal für den gesamten Markt.«

Arndt Kapeller (Gima): »Im Bereich der energetischen Sanierung 2013 setzen wir den Fokus im WDVS auf Holzweichfaserplatten und PUR-Dämmstoff. Als Gründungsmitglied im FID (Fachverband Innendämmung) stehen ebenso unser Innendämmsystem (Thermo-Protekt) und unser Schimmelsaniersystem (Protekt-S) an vorderster Front. Wohngesunde Innenbeschichtungssysteme mit Wohlfühlgarantie, wie unsere Kalk-o-lith-Familie (Kalksystem), machen die Sache rund. Auch die Weiterentwicklung von intelligenten System­produkten wie unserer LPS-Leibungsplatte stehen auf der Agenda. Mit unserer neuen Profiflex-Familie, haben wir im Leibungsanschluss weitere Innovationen für WDVS- und Putzfassaden entwickelt.«

Ralf Oemus (Intrakustik): »Ein wichtiges Thema ist und bleibt die unbefriedigende Preis- und Ertragssituation. Selbst in einem relativ stabilen und funktionierenden Markt ist es nicht gelungen, dringend notwendige Preis­erhöhungen am Markt durchzusetzen. Gemeinsames Ziel muss es daher sein, dafür zu sorgen, dass steigende Energie- und Rohstoffpreise nicht übermäßig die Erträge belasten, um Spielraum für notwendige Innovationen und Investitionen zu haben.

Volker König (Mega): »Nach wie vor ist energetische Sanierung ein Top-Thema. Die Präferenzen auf dem Privatsektor verschieben sich in Richtung ›Betongold‹. Doch wenn die Energiewende gelingen soll, müssen klare Signale und verbindliche Aussagen von der Politik kommen. Der Markt ist vorhanden – schließlich sind Millionen Quadratmeter Fassade nicht oder nur unzureichend gedämmt. Den Verbrauchern fehlt Transparenz und Aufklärung bezüglich Förderung, Amortisationszyklen und Qualitätsunterschieden bei der energetischen Sanierung.«

Mit welchen Aktivitäten und Aktionen unterstützen Sie Ihre Kunden aus dem Handwerk?
Markus Gander (Baywa): »Hier sind besonders hervorzuheben: unsere Fördermittelberatung – immer aktuell durch unsere Anbindung an Schlüsselstellen wie zum Beispiel KfW, Energieberaternetzwerk und Online-Fördermittelrechner. Unser Leistungsangebot im Bereich wohngesundes Bauen – das umfasst die fachliche Beratung inklusive Schulung unserer Handwerkerkunden ebenso wie die Produktzertifizierung durch Partner. Weiter unser Handwerkermarketing: Hier bieten wir wichtige Instrumente – allen voran die Objektvermittlung – für eine intensive gemeinsame Marktbearbeitung. Und nicht zuletzt unsere Aktion ›90 Jahre BayWa‹– 90 Jahre erfolgreich am Markt, das spricht für Solidität und Verlässlichkeit. Und das werden wir mit unseren Kunden feiern.

Arndt Kapeller (Gima): »Wir sind mit eigenen Vortragsreihen, Workshops und Fortbildungsveranstaltungen sowie unserer Plattform Fachmesse sehr gut aufgestellt. So werden wir im ersten Quartal 2013 wieder unsere Infotage veranstalten, diesmal auch in einigen unserer Verkaufsregionen, um auch hier näher am Kunden zu sein. Unser Objektmanagement unterstützt und ent­las­tet unsere Kunden und Planer bei ­ihrer täglichen Arbeit. Die Kompetenz vor Ort wird durch Erweiterung unseres Netzes an Servicelägern und Niederlassungen stetig verbessert, Neueröffnungen 2012 in Kaarst im Rheinland, ­Hutthurm in Niederbayern und Stockach am Bodensee seien hier erwähnt.«

Ralf Oemus (Intrakustik): »Als einen Schwerpunkt unserer Tätigkeit sehen wir neben der pünktlichen und sortimentsgerechten Belieferung die weitere Qualifizierung und Beratung unserer Kunden. Hier werden wir auch in Zukunft durch vielfältige Aktivitäten wie Schulungsangebote oder durch unsere Fachausstellungen Unterstützung geben und die Fachunternehmer bei der Realisierung ihrer Aufgaben kompetent und umfassend betreuen.«

Volker König (Mega): »Als einziger handwerkseigener Großhändler bilden wir mit unserem Sortiment das breite Dienstleistungsspektrum unserer Zielgruppe ab. Egal, ob Bodenbelag, Ausbau, Farbe oder Fassadentechnik. Auch die Leistungen unserer MKB Mittelstandskreditbank AG passen genau zu unserer Kundschaft: Finanzierung, Ab­sicherung und Vorsorge speziell fürs Handwerk.«

Ausgabe: 1/2013