01. Januar 2016

Entscheidungen treffen

Wir alle treffen jeden Tag Entscheidungen, egal ob es um unsere Finanzen, die Gesundheit oder sonstige Themen geht. Im Berufsleben wird von Führungskräften erwartet, dass sie schnell, richtig und konsequent entscheiden. Nicht immer und jedem fällt dies leicht.

Veränderte Marktbedingungen oder neue Situationen im Unternehmen fordern ständig Entscheidungen. Beispiele gibt es jeden Tag: Auftragsannahme, ­Investitionen, Materialwahl, Personal­fragen, technische Lösungen, Preis­findung und vieles mehr. Ständig sind Fragen zu beantworten.
Je höher man in der Hierarchie eines Unternehmens aufsteigt, desto weit­reichender sind die Konsequenzen von Entscheidungen. In kleineren Handwerksbetrieben bleibt bei dieser ­Betrachtung mehr oder weniger das Meiste am Chef hängen. Im Idealfall gibt es vertraute Mitarbeiter, mit denen man sich abstimmen kann. Die Meisterfrau oder Familienangehörige können bei wichtigen Fragen eingebunden ­werden. In der Alltagshektik ist dies ­jedoch nicht immer möglich. Zeitdruck und steigende Komplexität lassen Rückfragen nicht zu.
Folgerichtig müssen viele Entscheidungen im Tagesgeschäft intuitiv, aus dem Bauch heraus, getroffen werden. Der Vorteil ist, dass dies unbürokratisch ­abläuft. Bei Routine­vorgängen ist dies relativ einfach. Ohne groß nachzudenken ist klar, was zu tun ist. Bei den ­betrieblichen Standard­abläufen gibt es kein Für und Wider.

Abwägen der Vor- und Nachteile
Bei komplexeren Entscheidungspro­zessen, wo es nicht nur darum geht, ja oder nein zu sagen, ist es schwieriger, den richtigen Weg zu finden. Tage-, wochen- oder gar monatelang grübelt man, bis endlich eine Entscheidung ­getroffen wird. In solchen Fällen ist es richtig, sich Zeit zum Nachdenken zu nehmen. Neue Gedanken mit weiteren Alternativen eröffnen dann meist den Entscheidungsspielraum. Beim Ab­wägen verschiedener Varianten ist es wichtig, deren Vor- und Nachteile abzuwägen. Nicht selten lässt sich eine Entscheidung mit den meisten Vorteilen herausarbeiten. Eine Möglichkeit, sich zusätzlich abzusichern, können Freunde und Experten sein, die man um Rat ­bittet. Externe haben durch ihren Abstand zum Betrieb oder zur Branche ­oft eine andere und objektivere Sicht der Dinge. Externe Ratgeber können auch hilfreich sein, wenn man sich selbst ­unsicher ist.

Auf Bauchgefühl hören
Hinter wichtigen Entscheidungen kann mittel- und langfristig die Zukunft des Unternehmens oder der Familie auf dem Spiel stehen.  Vergleichbare Situ­ationen sollten also gut überlegt sein. Der Versuch, eine Fehlentwicklung durch Studien mit innovativen Lösungsvarianten zu belegen, ist oftmals nützlich, raubt jedoch manchem Unternehmer die Eigenschaft, Entscheidungen aus dem Bauch heraus und mit dem Herz zu treffen. Zumal man meist gut beraten ist, auf seinen gesunden Menschenverstand zu vertrauen.
Ein guter Ratgeber ist im Übrigen, ­genau in sich hineinzuhorchen und sich nicht alles von Dritten aufschwatzen zu lassen. Jeder von uns weiß selbst am besten, was wichtig ist. Eines stimmt dabei fast immer: weniger ist mehr. Sein Fingerspitzengefühl sollte man als Verantwortlicher ohnehin nie verlieren.

Entscheidung durch Information
Entscheidungen, die von Mitarbeitern erwartet werden, benötigen die Unterstützung der Geschäftsleitung. Jeder Chef wünscht sich Fachkräfte, die in ihrem Aufgabenbereich Verantwortung übernehmen - auf der Baustelle, beim Kunden oder gegenüber den Kollegen. In der betrieblichen Praxis ist es häufig so, dass Mitarbeiter sich aufgrund unzureichender Informationen oder wegen Zeitdrucks nicht trauen, anstehende Entscheidungen selbst zu treffen. In der Folge werden diese nach oben zurück delegiert.
Die Erkenntnis ist, dass derjenige, der Entscheidungen treffen muss, darauf angewiesen ist, so viele ­Informationen wie möglich zu erhalten. Entscheidungen können nur kompetent getroffen werden, wenn man über Einzelheiten Bescheid weiß. Zum Beispiel über ­Details der Baustelle wie Informationen zur Ablaufplanung oder die Schnitt­stelle zu anderen Gewerken. Es ist klar, dass nie sämtliche maßgeb­lichen Informationen vorliegen werden.

Aus Fehlern lernen
Im Zweifelsfall ist es besser, eine unvollkommene Entscheidung zu treffen, als immer nach perfekten Lösungen zu ­suchen. Die wird es nur in wenigen ­Fällen geben. Getroffene Entscheidungen können auch mal falsch sein. Im Allgemeinen sollte man dazu stehen, was vereinbart wurde. Es ist aber auch ein Zeichen von Größe, erkennbar falsche Entscheidungen einzugestehen und die daraus entstehenden Konsequenzen zu verantworten. Im Einzelfall kann eine getroffene Verein­barung ­sogar rückgängig gemacht ­werden. Man kann aus solchen Fehleinschätzungen für die ­Zukunft lernen.
Mit zunehmendem Alter tut man sich schwerer, Entscheidungen zu treffen. Man setzt sich selbst unter Druck, schließlich gilt es, die richtige Entscheidung zu treffen. Angst macht sich breit, die falsche Wahl zu treffen, verbunden mit der Sorge vor negativen Konsequenzen. Oft ist die Folge, dass nichts entschieden wird, alles beim Alten bleibt. Aber: letztlich können Entscheidungen nicht vermieden werden. Denn jeder Beschluss, den wir nicht treffen oder aufschieben, ist eine Entscheidung, ­alles beim Alten zu belassen.
 
F. Helfensteiner

Abbildungen: Fotolia                                                                                               Ausgabe: 5/2013