01. Januar 2016

Andreas Schenk ist Weltmeister

Die Goldmedaille in der Kategorie »Stuckateur und Trockenbauer« bei den WorldSkills 2013 holte sich der deutsche Teilnehmer Andreas Schenk. Er zeigte im Wettbewerb nach eigener Auffassung seine beste Leistung überhaupt.

»Competitors, 60 seconds left.« Die markante Stimme von Peter Moore schallt durch die Messehalle. Die jungen Stuckateure, die bei den WorldSkills 2013 ihren Weltmeister suchen, schwanken zwischen Panik und Erleichterung. Panik - weil das letzte Werkstück in der knappen Zeit nicht fertig ist und Punktabzug droht. Erleichterung bei allen, dass es nach vier anstrengenden Wettkampftagen endlich vorbei ist.
Zum Ende des Wettkampfs haben sich wieder zahlreiche Zuschauer eingefunden, vor allem am Arbeitsplatz von Andreas Schenk. Der 22 Jahre junge Stuckateurmeister aus dem baden-württembergischen Ehingen darf die deutschen Farben vertreten und ist einer von 13 Teilnehmern.
In dem viertägigen Wettbewerb hatten die Stuckateure einen Trockenbau mit Wänden und Decke zu erstellen. Bei den Wänden waren Türen und Fenster vorzusehen. Es wurden Akustikdeckenelemente verbaut. Die Oberfläche des Trockenbaus wurde in bester Qualität verspachtelt. Auf Geschwindigkeit ­˘˘waren Bilderrahmen und Sockelleisten mit Stuckstäben zu erstellen. Beim »Freestyle-Modul« entschied sich Schenk für eine farbige und dreidimensionale Nachbildung des WorldSkills-Logos und setzte hier Stuckformen und eine innovative Zugtechnik ein. Damit verblüffte er selbst erfahrene Stuckateure, die als Schlachtenbummler nach Leipzig gekommen waren, darunter das gesamte Nationalteam der Stuckateure. »Eine derartige Technik haben wir noch nie gesehen. Sensationell.« So der einhellige Kommentar.
Für Andreas Schenk waren die World­Skills wie für die meisten der Teilnehmer der Höhepunkt monatelanger Vorbereitung. Als Mitglied im Nationalteam der Stuckateure konnte Schenk schon seit zwei Jahren mit den besten Nachwuchsstuckateuren Deutschlands zusammen trainieren. Unterstützt von der Sto-Stiftung bilden sich die zehn Mitglieder des Teams gemeinsam weiter und repräsentieren ihr Handwerk bei der Nachwuchsgewinnung. Das Ticket für Leipzig hatte Schenk im Frühjahr durch seinen Sieg auf der »Farbe - Ausbau und Fassade« gelöst.
In der Hektik des Wettkampfs profitierte Schenk auch von den Erfahrungen der EuroSkills 2012. Im belgischen Spa verfehlten er und sein Teampartner Kadir Uzunsakaloglu das Podium nur ganz knapp. Um für die WorldSkills optimal vorbereitet zu sein, wurde das Training nochmals intensiviert - insgesamt sechs Mal hatte Andreas den Wettbewerb mit seinem Trainer Ingo Neumann durchgespielt.

»Andreas Schenk, please come to the stage«
Während die Spannung von den Startern abfällt und sie die verdienten Glückwünsche entgegennehmen, beginnt für die Jury die eigentliche Arbeit. Erst am nächsten Vormittag, nach einer langen Nacht, steht der Sieger fest. Doch wer gewonnen hat, erfahren alle erst am Sonntagabend bei der feier­lichen closing ceremony. Im Ergebnis eines unglaublich knappen Wettkampfs hat sich die Jury entschieden, vier
Medaillen zu vergeben. Der erste und dritte Platz werden jeweils geteilt. Als Michael Berry (Irland) und Ji Won Hwang (Korea) aufgerufen werden, ist die Spannung kaum noch zu toppen. Beide werden mit Bronze geehrt. Nach Wen-Wei Lin (Taiwan) wird auch Andreas aufgefordert, auf die Bühne zu kommen – und die Halle erbebt geradezu. Beide nehmen ihre Goldmedaille in Empfang. Andreas nimmt hinter der Bühne seine Familie in den Arm und ringt minutenlang um Fassung: »Das ist der größte Tag meines Lebens. Weltmeister im eigenen Land – mehr geht einfach nicht.«
Auch Frank Schweizer, Chef des Nationalteams, ist überwältigt: »Wir alle im Team haben zwei Jahre lang auf diesen Tag hingearbeitet. Und alle haben Andreas hier in Leipzig unterstützt. Ich bin einfach stolz auf meine Mannschaft.«
Klaus-Dieter Fromm, Delegationsleiter und Berufsbildungsexperte des Deutschen Baugewerbes und selbst Stuckateurmeister, wertete das Ergebnis als großen Erfolg für das Baugewerbe und insbesondere auch für das Stuckgewerbe. »Unsere mehrjährigen Anstrengungen, die Bestleistungen unseres Berufsnachwuchses nach außen zu tragen, haben Früchte getragen. Wir sind stolz auf Andreas Schenks Leistungen. Das duale System der beruflichen Bildung in Deutschland ist die Grundlage für die qualifizierte Ausbildung vieler junger Menschen. Wir müssen dafür kämpfen, dass es nicht weiter ausgehöhlt wird.«

Abbildungen: Dolt, Schweizer, Sto-Stiftung/C.Große,ZDB/Küttner                                          Ausgabe: 9/2013