01. Januar 2016

»Wir stellen die Bedürfnisse der Kunden in den Vordergrund«

Durch den Zusammenschluss mehrerer Marken unter dem Dach von Knauf AMF ist Bewegung in den Deckenmarkt gekommen. Carsten Pohl von Knauf AMF gibt im Interview mit ausbau + fassade Auskunft darüber.

»AMF und Heradesign schmieden eine Allianz«, »die Knauf Gruppe bündelt ihre Deckenkompetenz«, »Knauf übernimmt USG« – das sind Schlagzeilen von diesem Jahr. Welche Strategie verbirgt sich dahinter, Herr Pohl?
Durch die Eingliederung des Kärntner Akustikspezialisten Heradesign und durch die Akquisition der für Decken­unterkonstruktionen führenden Marke Donn mit Produktionsstandorten in Frankreich, Deutschland, England und Belgien hat Knauf AMF seine Kompetenz als Deckenspezialist insbesondere in Europa deutlich erweitert.
Bei der Gestaltung von Decken mit definierten Anforderungen denkt der Markt zunehmend weniger in bestimmten Materialien oder Marken.
Im Fokus steht die Erfüllung der Anforderungen bezüglich der bauphysikalischen Eigenschaften, aber auch hinsichtlich der gestalterischen Möglichkeiten. Mit der Diversifizierung wollen wir unseren Kunden für jede Planungsanforderung die individuell geeignetste Produkt­lösung anbieten. Diesen Gedanken erweitern wir innerhalb der Decken­sparte der Knauf Gruppe darüber hinaus noch um das Material Gips.

Wo findet die einzelne Marke ihren Platz in dieser Markenvielfalt?
Innerhalb der Unternehmensmarke Knauf AMF gibt es vier Produktmarken: Thermatex und Heradesign im Bereich der Deckenplatten, Ventatec und Donn im Bereich der Schienen. Diese vier Marken ergänzen sich gegenseitig und bilden eines der leistungsfähigsten und innovationsstärksten Sortimente: Mit Thermatex und Heradesign bieten wir Mineral- wie auch Holzwollelösungen an, die wahlweise mit den Unterkonstruktionen Ventatec oder Donn zu Systemen ergänzt werden können. Das bedeutet Vielseitigkeit für unsere Kunden, da wir alle ihre Bedürfnisse aus einer Hand erfüllen können und für uns als Hersteller größtmögliche Flexibilität im Hinblick auf Bauvorschriften und Normen.
Mit der systemoffenen Schiene Donn öffnen wir uns im Interesse unserer Kunden darüber hinaus dem Markt und bieten auch Schienenlösungen an, die in Kombination mit gängigen Produkten anderer Hersteller geprüft wurden. Im Fokus steht dabei stets, die individuell beste Lösung für den Kunden anbieten zu können.

AMF selbst ist in spezielle Produkt­bereiche gegliedert, unter anderem Brandschutz, Schallschutz, Hygiene und Design. Wie wichtig ist diese Differenzierung für die Marktbearbeitung?
Wir sprechen hier eher von Anforderungsbereichen, wobei sich die einzelnen Anforderungen grundsätzlich nicht gegenseitig ausschließen müssen. Insofern wollen wir gar nicht so sehr differenzieren. Gerade das ist die Stärke von Knauf AMF: Bei Funktionsdecken denkt man zunächst immer nur an die Erfüllung bautechnischer Anforderungen. Mit unserer Kompetenz im Bereich Design zeigen wir aber auch Lösungen auf, die funktionieren und hervorragend aussehen.
Mit der Thermatex Varioline zum Beispiel lenken wir den Fokus zunehmend auch auf gestalterische Aspekte. Dabei ist Thermatex Varioline weniger als eigenständiges Produkt zu sehen. Es handelt sich vielmehr um ein Ausstattungsmerkmal, das wir für unsere Deckenplatten anbieten. So können Räume mit Deckenplatten abgestuft von schallhart bis höchstabsorbierend akustisch perfekt eingestellt werden, und das in
einem durchgängigen Design.
Wir wollen mit unseren Produkten den Architekten, Planern und Fachunter­nehmern die Möglichkeit geben, ein rundum gelungenes Raumklima zu
planen und zu schaffen. Dazu zählt auch verstärkt die gestalterische Wirkung einer ansonsten bauphysikalisch perfekt funktionierenden Decke.

Sie richten den Fokus bei der Beratung auf Planer und Architekten. Welche Zielsetzung verfolgen Sie dabei?
In Bezug auf die Beratung von Deckensystemen bilden Architekten und Planer gemeinsam mit den Fachunternehmern die wichtigste Zielgruppe. Wenn Planer und Architekten von einem Produkt überzeugt sind, wirkt sich das auf die Produktnachfrage aus. Die Ausschreibung eines Produkts als Leitprodukt erzielt eine Bekanntheit und Nachfrage, an der sich auch der Handel orientiert. Wir wollen den Architekten dabei mit unserem Know-how unterstützen. So kann er für seinen Auftraggeber Decken­lösungen planen, die funktional sind und gestalterisch Akzente setzen. Damit stellt er die Kunden nicht nur zufrieden, er begeistert sie. Wenn andere Materialien oder Produkte zweckmäßiger erscheinen, können wir frühzeitig den Kontakt zu anderen Unternehmen der Knauf Gruppe herstellen und den Architekten mit der gesamten Gruppenkompetenz unterstützen. Durch die enge Zusammenarbeit entstehen Netzwerke, so dass Planer und Architekten bei späteren Projekten aktiv auf uns zukommen. Das ist ein großes Kompliment und bestätigt uns in unserer Kundenphilosophie.

Welchen Stellenwert räumen Sie dem Fachunternehmer ein?
Wie zuvor schon ausgeführt, bilden die Fachunternehmer für uns eine der wichtigsten Kundengruppen. Sie beraten die Kunden vor Ort, entscheiden mit über den Einsatz unserer Produkte und unterstützen den Handel bei der Zusammenstellung seines Sortiments. Wir schätzen den Informationsaustausch mit dem Fachunternehmer sehr, denn durch seine Rückmeldungen aus der Praxis erhalten wir wertvolle Anregungen und Impulse für die Weiterentwicklung unserer Produkte und für die Entwicklung völlig neuer bedarfs­orientierter Lösungen. Die Betreuung unserer Partner aus dem Handwerk erfolgt in erster Linie durch die regional zuständigen Gebietsverkaufsleiter, wird aber auch durch zentrale Maßnahmen wie zum Beispiel dem Knauf Fachunternehmer Club gefördert. Mit diesem bieten wir dem leistungsfähigen Fachhandwerk zahlreiche exklusive Maßnahmen wie Trainings, Praxisschulungen im Werk, intensive Marktbetreuung und Marketingunterstützung. Dies dient nicht nur der Kundenbindung – wir verstehen diese Leistungen als selbstverständ­lichen Service für unsere Partner.

Was sind die Hauptaufgaben im Deckenbereich für den Fachunter­nehmer?
In erster Linie setzt der Fachunternehmer die Planung des Architekten um. Dabei muss er jedoch zahlreiche weitere Aspekte im Blick behalten: So muss er zum Beispiel sicherstellen, dass alle relevanten Normen eingehalten werden. Zudem nimmt er individuelle Anpassungen vor, deren Notwendigkeit erst vor Ort deutlich wird. Schließlich ist es auch der Fachunternehmer, der im Anschluss zum Beispiel Wartungsmaßnahmen im fertiggestellten Projekt durchführt. Darüber hinaus steht er im direkten Kontakt mit dem Kunden und leis­tet intensive Beratung vor Ort.

Sie unterhalten auch ein Kompetenz- und Schulungszentrum. Wen sprechen Sie damit an?
In unserem Schulungszentrum, dem »Forum AMF«, bieten wir unseren Partnern umfangreiche Schulungsmaßnahmen zu verschiedensten Themenbereichen an. So veranstalten wir zum Beispiel immer wieder verschiedene Workshops für und mit Architekten,
unter anderem zu Themen wie Brandschutz, Akustik oder Hygiene. Weiterhin bieten wir auch Schulungen und Seminare für Verleger und Händler, Mitarbeiter aus Behörden sowie für Verbände an. Natürlich nutzen wir das »Forum AMF« auch für die regelmäßige Aus- und Weiterbildung unserer Mit­arbeiter.
Neben den Schulungen vor Ort bietet unser Schulungszentrum damit eine wichtige Plattform für den aktiven Austausch mit unseren Kunden.

Welche Themen stehen ganz oben im Weiterbildungsranking?
Relevante Themen sind hier natürlich immer Akustik, Brandschutz und neue Verlegetechniken. Nachgefragt werden aber auch Schulungen zu Veränderungen im Baurecht und zur Festlegung und Anwendung neuer europaweit gültiger Normen. Hierzu und zu anderen wichtigen Themen halten wir unsere Mitarbeiter und interessierte Partner stets auf dem neuesten Stand.

Die Fragen stellte Paul Dolt

Abbildungen: Knauf AMF                                                                                                                            Ausgabe: 10/2013