Das hilft gegen Schäden am Putz

Putzfassaden sind zahlreichen schädigenden Einflüssen ausgesetzt, von Verschmutzungen über die Witterung bis zur Mauerspinne. Was man – auch prophylaktisch – dagegen tun kann, ist in diesem Beitrag zusammengefasst.
Putz kann an Fassaden stellenweise, wie bei Fachwerk, oder vollflächig ausgebildet sein. Er kann mit einem Farbanstrich, einer Imprägnierung oder einer Beschichtung versehen sein. Schädigende Einflüsse zeigen sich am Fassadenputz durch Verfärbungen, Absanden, Risse, Hohlstellen und Zerstörungen. Sie werden auch durch unsachgemäße Nutzung oder Nutzungsänderungen hervorgerufen. Putzschäden und ihre möglichen Ursachen (Materialauswahl, Verarbeitung, äußere Einflüsse) sind im InfoPlus zusammengefasst. Schmutzablagerungen treten bevorzugt an durch- feuchteten oder stark strukturierten Putzen auf. Das Besprühen und Bemalen von Putzflächen ist nicht nur ärgerlich, sondern eine strafbare Sachbeschädigung. Die Verwitterung von Putz geschieht durch die Aufnahme von Wasser und Schadstoffen (gelöste Salze oder Gase). Auch Mikroorganismen tragen dazu bei. Bei der mechanischen Verwitterung wird das Gefüge des Putzes durch Volumenvergrößerung geschädigt. Dies kann durch Frost, den Frost-Tau-Wechsel oder durch Salzkristallisation geschehen. Die chemische Verwitterung geschieht durch Bindemittelverlust bei Lösungsvorgängen oder durch Bindemittelumwandlungen bei chemischen Reaktionen. Gelöste Salze können nicht nur durch den Kristallisationsdruck Schäden bewirken, sie können auch mit den Bindemitteln des Putzes reagieren. Mikroorganismen (Algen, Pilze, Flechten) bewirken durch ihr Wachstum sowohl eine mechanische als auch eine chemische Korrosion. Ihre Sporen können durch den Wind transportiert werden. Sie siedeln sich dort an, wo sie gute Lebensbedingungen finden. Pflanzenbewuchs und Direktbegrünung sind ebenfalls an den biologischen Angriffen beteiligt. Meist werden die Schäden durch Wurzeln, Bewuchs mit Moos oder Ranken dann erst richtig erkannt, wenn die Pflanzen entfernt wurden.
Risse gibt es in altem Putz fast immer
Eine besondere Art des biologischen Angriffs ist die Mauerspinne. Sie lebt insbesondere in Bereichen, die vor Regen, Wind und praller Sonne geschützt sind, also unter Dachtraufen, Fenstersimsen und Mauerleisten. In den Netzen kleben Schmutz und Überreste von Insekten. Die kleine Spinne scheidet eine schwache Säure aus. Entgegen früheren Annahmen ernährt sie sich nicht von Bestandteilen des Untergrundes. Fehlstellen im Putz sind oberflächliches Absanden, Abbröckeln oder Abschalen, Gefügezerstörungen, Hohlstellen und Risse. Die Ursachen hierfür können konstruktiver Art sein, sie können aber auch in den Eigenschaften des verwendeten Putzes und seines Alterungsverhaltens oder in der Verarbeitungsweise liegen. Risse sind in alten Putzgründen fast immer vorhanden. Nicht unerwähnt sollen mutwillige, versehentliche oder unvermeidbare Beschädigungen bleiben. Beispiele hierfür sind Kinder, die herausgefunden haben, dass Pfeile gut in wärmegedämmten Fassaden steckenbleiben, Schrammen durch Fahrräder oder Mülleimer, aber auch Unwetterschäden (Hochwasser, Hagelschlag). Um Mängel und Schäden an Fassaden zu verhindern oder zumindest zu erschweren, können vorbeugende Maß- nahmen ergriffen werden. Dazu zählt auch die Pflege der Fassade, indem sie regelmäßig gereinigt wird und Büsche und Bäume, die am Putz reiben können, zurückgeschnitten werden. Bereits bei der Planung sind die späteren Belastungen zu berücksichtigen. Der Putzmörtel und der Farbanstrich sowie deren Auftragsart sind dementsprechend auszuwählen. Putzmörtel sind entweder werkseitig hydrophob ausgerüstet, oder sie können nachträglich hydrophobiert werden. Auch ein Anstrich mit einer wasserabweisenden Farbe ist möglich.
Hydrophobierung imprägniert und verschließt Kapillare nicht
Im Gegensatz zu Farbanstrichen, die auf der Putzoberfläche einen Film oder eine Schicht bilden, stellen Hydrophobierungsmittel eine Imprägnierung dar, die die Kapillaren nicht verschließt. Der wasserabweisende Effekt von Hydrophobierungsmitteln an Putzoberflächen kann durch Verschmutzungen und durch klebrige Beläge, beispielsweise Industriestaub, Baumharze oder Biofilme aus Bakterien, vermindert oder zunichte gemacht werden. Graffiti auf Putzflächen, manchmal sogar schon kurz nach der Fertigstellung, gelten als strafbare Sachbeschädigung. Um solche Schmierereien zu verhindern oder leicht entfernen zu können, werden Anti-Graffiti-Systeme eingesetzt. Einzelheiten hierzu sind in den WTA-Merk- blättern 2-5-97/D „Anti-Graffiti-Systeme“ und 2-8-04/D „Bewertung von Anti-Graffiti-Systemen nach WTA“ nachzulesen. Unter einer Sanierung versteht man allgemein die bauliche und technische Wiederherstellung eines Bauwerks durch das Beseitigen von Mängeln. Beim Instandsetzen von Putzen werden Spuren durch die Nutzung oder durch äußere Einwirkungen beseitigt, um Verluste in der Funktion und im Erscheinungsbild rückgängig zu machen. Es ist zu bedenken, dass die ausgebesserten Stellen trotz sorgfältigster Verarbeitung fast immer erkennbar bleiben. Bevor über die weitere Vorgehensweise zur Instandsetzung entschieden wird, müssen die Ursachen bekannt sein. Eine Zusammenfassung über Prüfungen am Putz und Farbanstrich gibt die Tabelle 3 im InfoPlus. Über Methoden und Geräte zur Diagnose vor Ort wurde in den Beiträgen „Am Anfang steht die Diagnose“ (ausbau+fassade,Heft6/2018) und „Vom Datenlogger bis zur Thermographie“ (ausbau+fassade, Heft 10/2018) ausführlich berichtet. Auch das WTA-Merkblatt 4-5-99/D „Beurteilung von Mauerwerk – Mauerwerksdiagnostik“ gibt Hinweise zu Untersuchungsverfahren. Bevor Maßnahmen zum Auffrischen der Putzflächen unternommen werden, sind Mängel zu beseitigen, damit diese nicht nach kurzer Zeit wieder auftreten. Hierzu gehört auch das Verbessern von konstruktiven Lösungen (z. B. Tropfkanten, Wasserablauf). Unansehnliche Putzflächen und Farbanstriche lassen sich oft auf einfache Weise wieder auffrischen. Ein neuer Farbanstrich oder gar Putz ist nur erforderlich, wenn die Oberfläche tiefgreifend geschädigt ist. Zum Auffrischen der Putzflächen gehört in erster Linie das Reinigen, wobei die schonendste Art zu bevorzugen ist. Die Reinigung kann mit Wasser, Dampf, mechanischen und chemischen Reinigungsmitteln oder rein mechanisch erfolgen. Wasserabweisende Putzflächen und Farbanstriche scheinen im Laufe der Zeit ihre Wirksamkeit zu verlieren. Wird die Oberfläche gereinigt, perlt das Wasser wieder ab, so dass eine erneute Imprägnierung nicht erforderlich ist. Bei Salzen bringt ein Abkehren oder Abwaschen keinen Erfolg. Auch das „Neutralisieren“ solcher Ausblühungen, wie es manchmal angepriesen wird, ist nicht möglich. Hier hilft nur, den Weg des salzhaltigen Wassers an die Oberfläche durch Abdichtungen zu unterbinden. Zu den Ausblühungen zählen auch Kalkverbindungen, die aus dem Bindemittel ausgewaschen werden und weiße Schleier oder „Fahnen“ bilden. In diesem Fall kann zunächst versucht werden, sie mit Wasser und Bürste zu entfernen. Nur hartnäckige Kalkausblühungen sollten mit einer schwachen Säure behandelt werden.
Bei Putzausbesserungen ist Kenntnis des Untergrunds wichtig
Zum Überarbeiten von Putzflächen wird lediglich der Oberputz oder die obere Schicht erneuert. Hierfür kommt meist ein Renoviermörtel (Armierungsmörtel) zum Einsatz, der vollflächig mit einer Gewebelage aufgezogen wird. Er kann abschließend strukturiert werden oder eine weitere Putzlage (Edelputz) aufnehmen. Soll ein Putzmörtel auf einen vorhandenen Farbanstrich aufgetragen werden, so ist zu prüfen, inwieweit das möglich ist und ob er vorbehandelt werden kann oder entfernt werden muss. Filmbildende Anstrichstoffe, wie Dispersionsfarben, können in der Regel nicht mit porösen mineralischen Anstrichstoffen überarbeitet werden. Dagegen lassen sich mineralische Anstrichstoffe mit filmbildenden Anstrichstoffen überarbeiten. Farbanstriche, die auf Putze aufgetragen werden, müssen ähnliche Anforderungen wie die Putze selbst erfüllen. Eine ausführliche Beschreibung und Anleitung zu diesem Thema findet sich im WTA-Merkblatt 2-12-13/D „Fassadenanstriche für mineralische Untergründe in der Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege“. Kalkfarben bestehen aus gelöschtem Kalk. Zur Verbesserung der Verarbeitungseigenschaften enthalten sie geringe Mengen organischer Zusätze. Wegen der starken Alkalität ist auf die Verträglichkeit mit anderen Baustoffen zu achten. Auf salzbelastetem Untergrund blättern Kalkfarben, ebenso wie alle anderen Farben, innerhalb kurzer Zeit ab. Silikatfarben bestehen aus zwei Komponenten, dem Bindemittel Kaliwasserglas und dem Pigment/Füllstoff-Gemisch. Sie zählen zu den wasserdurchlässigen Anstrichsystemen. Aufgrund ihrer hohen Wasserdampfdurchlässigkeit sind sie besonders für mineralische Putze geeignet. Da sie mit dem Untergrund eine chemische Reaktion eingehen, muss sichergestellt sein, dass dies auch möglich ist. Zweikomponentige Silikatfarben werden heute nur noch selten verwendet, da die einkomponentigen Dispersions- silikatfarben aufgrund ihrer leichteren Verarbeitbarkeit bevorzugt werden. Diese enthalten Kunststoffdispersionen und ggf. Hydrophobierungsmittel.
Siliconharzemulsionsfarben sind wasserdampfdurchlässig und wasserabweisend
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Siliconharzemulsionsfarben oft als Siliconharzfarben bezeichnet. Zwischen diesen beiden besteht jedoch ein Unterschied. Siliconharzemulsionsfarben sind in Wasser gelöst, Siliconharzfarben in Lösemitteln. In der Bausanierung und Denkmalpflege werden eher Siliconharzemulsionsfarben eingesetzt. Sie sind wasserdampfdurchlässig und wasserabweisend. Bei den Dispersionsfarben geschieht die Verfestigung allein durch eine Filmbildung nach Verdampfen des Wassers. Prinzipiell können Dispersionsfarben auf alle mineralischen Putze sowie auf andere Farben auf- getragen werden. Die Tabelle auf Seite 22 (in Anlehnung an WTA-Merkblatt 8-6-09/D „Beschichtung auf Fachwerkwänden – Ausfachungen/Putze“ sowie Herstellerangaben) zeigt, welche Farbanstriche für welchen Putz geeignet sind. Die Art der Instandsetzung von Rissen richtet sich danach, ob ihre Bildung inzwischen abgeschlossen ist oder ob es weiterhin zu Rissbreitenänderungen kommt. Es können Einzelrisse geschlossen oder die gerissenen Flächen komplett überarbeitet werden. Die verschiedenen Instandsetzungsverfahren sind im WTA-Merkblatt 2-4-14/D „Beurteilung und Instandsetzung gerissener Putze an Fassaden“ systematisch aufgeführt.
Hohlstellen müssen vor der Ausbesserung beseitigt werden
Müssen Putze, Beschichtungen oder Farbanstriche ent- fernt werden, so ist die Methode hierfür an das Material und den Zweck anzupassen. Wird die Fläche anschließend wieder überarbeitet, so kann das Entfernen gleichzeitig eine Untergrundvorbehandlung (Aufrauen) sein. Methoden hierfür sind: Das Nassstrahlverfahren (Wasserstrahlen mit oder ohne Strahlmittel, Hochdruckwasserstrahlen) und das Trockenstrahlverfahren. Darüber hinaus können die Oberflächen auch abgeschliffen oder abgefräst werden. Hohlstellen sind zu beseitigen, indem der hohlliegende Putz abgeschlagen und ersetzt wird. Bei erhaltenswerten Putzen kann ein Befestigen am Untergrund vorgenommen werden. Hierzu wird er mit speziellen Suspensionen hinterfüllt. Beim Entfernen von Putzen, Beschichtungen, Farbanstrichen oder Verschmutzungen ist darauf zu achten, welche Stoffe in den Resten enthalten sind. Gefahr kann von „alten“ Baustoffen ausgehen, die oft Asbest enthalten. Ein Recyclen ist bei Putzen praktisch nicht möglich. Aufgrund der vielen unterschiedlich zusammengesetzten Putzarten kann es sein, dass sich die recycleten Materialien nicht miteinander vertragen. Um unansehnlich gewordene Putzfassaden zu behandeln, müssen zunächst die Ursachen erkannt und die Mängel und Schäden beseitigt werden. Danach richtet sich, wie weiter verfahren wird, um der Fassade wieder eine neue Qualität zu verleihen. Redaktion: Helmut Kollmann