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10. April 2019
Redaktion

Fenster richtig einbauen

Beim Einbau von Fenstern in einer wärmegedämmten Wand ist besonders auf die Luftdichtheit und einen schlagregendichten Anschluss zu achten, um ­Wärme­verluste und Schäden durch Durchfeuchtung zu vermeiden. ­Worauf bei einer fachgerechten Fenstermontage sonst noch zu achten ist, ­erklärt Jürgen ­Benitz-Wildenburg vom ift Rosenheim in diesem Interview.
Bild: ift Rosenheim
Einfluss der Einbaulage auf verschiedene Eigenschaften und den Aufwand bei der ­Fenstermontage bei ­Außenwänden mit WDVS

Welche Empfehlung gibt das ift Rosenheim beim Baukörperanschluss von Fenstern in WDVS?

Wichtig ist die richtige Einbaulage, das heißt das Optimum bezüglich der Faktoren Lichteinfall, Wärmedämmung, Schallschutz, Schlagregendichtheit. Im Altbau lässt man das Fenster gern an der alten Position, da ist es zwingend notwendig, dass man auch die Leibung mit mindestens 40 Millimetern dämmt, damit es nicht zu Tauwasser- und Schimmelproblemen in der raumseitigen Leibung kommt.

Wenn man die Fenster im Neubau aus wärmetechnischen Aspekten vor dem Mauerwerk in der Dämmzone montiert, gibt es oft Schadensfälle durch eine mangelhafte Befestigung. Da sind vernünftige lastabtragende Konsolen, auch seitlich im Bereich der Diagonalverklotzung (bei Drehkippelementen) notwendig oder Montagezargen, die am tragenden Baukörper ausreichend befestigt sowie dämmend sein müssen. Wir empfehlen die neuen ­Systeme, die nach den ift-Richtlinien MO-01/1 und MO-02/1 geprüft sind und damit die Dauerhaftigkeit von Abdichtungs- und Befestigungssystemen sicherstellen.

Was ist bei der Ausführung besonders zu beachten?

Zwischen WDVS und Außenwand darf planmäßig keine Wasserführung stattfinden. Der schlagregendichte Anschluss des WDVS an das Fenster ist daher das zentrale Thema. Da haben sich neben Fugendichtungsbändern zunehmend auch Anputzdichtleisten durchgesetzt, mittlerweile auch mehrstufig, damit diese eine Bewegung der Rahmen von mehreren Millimetern aufnehmen können. Wir merken, dass auch immer mehr WDVS-Hersteller solche Lösungen in ihr System aufnehmen, um die Schlagregendichtheit ­sicherzustellen.

Was sind denn kritische Stellen?

Es ist wichtig, dass die Abdichtungssysteme genügend Bewegung aufnehmen können und ordentlich in den Putz eingebunden werden. Das klappt mittlerweile sehr gut. Die Hersteller empfehlen, dass das WDVS im Eckbereich eine verstärkte Diagonalarmierung hat, weil es hier zu Spannungsspitzen kommt und der Putz dann reißt.

Kritischer Punkt ist häufig noch die Einbindung der Fensterbank, da kommt es zu vielen Schadensfällen. Hier haben wir am Merkblatt »Empfehlungen für den Einbau/Ersatz von Metall-Fensterbänken (WDVS-Fassaden)« der Gütegemeinschaft Wärmedämmung von Fassaden mitgewirkt, damit diese kritische Stelle dauerhaft dicht bleibt.

Wie ausgereift sind die Lösungen der WDVS-Hersteller dazu?

Die meisten Hersteller bieten konkrete Konstruktionsvorschläge an. Es gibt sogar etliche Anbieter von kompletten schlagregendichten Fensterbanksystemen. Da geht es um die Ausbildung der Endkappen. Das sind Systeme, die mit Dichtelementen arbeiten oder mit werkseitig dichten Aufkantungen ausgestattet sind.

Sind einstufige Lösungen zur Schlagregendichtheit noch ausreichend?

Das hängt von der Belastungssituation (Exposition) und den zu erwartenden Bewegungen im Anschlussbereich ab. Bei geringer Belastung und Bewegung kann auch eine einstufige Lösung ausreichend sein.

Das zweistufige System bietet auf jeden Fall eine größere Sicherheit gegen Undichtheiten und hinsichtlich der Dauerhaftigkeit. Wir empfehlen deshalb die zweistufigen Systeme. Es gibt am Markt aber auch noch Systeme ohne Bewegungselemente. Aus unserer Sicht funktionieren diese nicht, es kommt schnell zum Putzabriss und Folgeschäden.

Bild: ift Rosenheim

Was ist bei den Arbeiten an Fenstern und WDVS bei immer häufiger geforderten Blower-Door-Tests wichtig?

Er kann vor dem WDVS gemacht werden, da beim Fenster die innere Ebene für die Luftdichtheit relevant ist und die muss vom Fensterhersteller erbracht werden. Den Blower-Door-Test kann man machen, wenn die Fenster mit der inneren luftdichten Ebene montiert sind und auch die luftdichte Ebene der Außenwand fertig gestellt ist.

Beim Blower-Door-Test prüft man die Dichtheit der gesamten Gebäudeaußenhülle. Wichtig ist auch, dass eine direkte Nachbesserung möglich ist. Der Test sollte also dann gemacht werden, wenn die Luftdichtheitsebene fertig ist, aber der sonstige Ausbau noch nicht begonnen hat. Sonst ist eine Nachbesserung schwer möglich.

Barrierefreiheit ist ein Thema, das im Moment bei Neubau und Sanierung Relevanz gewinnt. Was ist da bei der Planung von WDVS und Fenster beziehungsweise Türen wichtig?

Relevant ist dies Barrierefreiheit vor allem bei Fenstertüren, Haus- oder Schiebetüren. Bei solchen Schwellenkonstruktionen (Null-Schwellen) sind Defizite hinsichtlich der Dichtheit oder des Wärmeschutzes (Wärmebrücken) nicht vermeidbar und es sind gegebenenfalls bauliche Kompensationsmaßnahmen vorzusehen, um solche Schwachpunkte durch konstruktive Maßnahmen auszugleichen beziehungsweise aufzufangen. Von Seiten der Planung sollte man beispielsweise bei solchen Schwellen keine direkt angrenzenden, feuchteempfindlichen Bodenbeläge vorsehen.

Bild: ift Rosenheim
Arbeitsfolge Abdichtung – Fugendämmung

Wo werden in diesem Bereich Fehler gemacht?

Alle barrierefreien Durchgänge sind kniffelig, was die Schlagregendichtheit angeht, vor allem dann, wenn kein baulicher Schutz vorgesehen ist. Das ist eine der komplexesten Schnittstellen für die Gewerke Fenster, Bauwerksabdichtung und WDVS, die im Vorfeld zwingend von einem Planer geplant und im Zuge der Ausführung koordiniert werden muss.

Wie kann sich der Fachhandwerker hier absichern?

Die zwingende erforderliche Planung sollte in jedem Fall eingefordert werden. Im Montageleitfaden sind Musterdetails, auf die man sich beziehen kann, die Hersteller von WDVS bieten Details an. An die sollte man sich halten, um die Arbeiten nach den Regeln der Technik auszuführen.

Ein viel diskutiertes Thema ist im Moment der Brandschutz. Wo gibt es da neue Anforderungen an Fenster und Türen?

Durch den Brand im Grenfell-Tower gab es auch in Deutschland intensive Diskussionen um die WDVS-Systeme aus EPS-Platten. Allerdings fordert die Bauaufsicht in einem Merkblatt schon seit Juni 2015 den Einsatz von Brandriegeln in kritischen Bereichen wie beim Sockel, Geschossstößen oder bei Auskragungen, um die gefährliche Brandweiterleitung zu verhindern.

In praktischer Weise wird das auch in den Merkblättern der Hersteller und Verbände erklärt. Wenn diese Vorgaben eingehalten werden, sind WDVS sehr brandsicher. Kritisch ist jedoch die Bauphase, insbesondere bei der Sanierung bewohnter Gebäude. Bei Schweiß- und Flexarbeiten sowie bei der »heißen« Verlegung von Dachbahnen kann es schnell zum Brand der EPS-Platten durch Funkenflug kommen. Denn der Brandschutz von WDVS ergibt sich durch die mineralische Putzabdeckung.

Im ift Rosenheim läuft gerade eine umfangreiche Prüfserie, bei der die britische Bauaufsicht den tatsächlichen Feuerwiderstand bei über 100 Bauelementen prüft, die stichprobenmäßig im Handel gekauft wurden. Bei Wohnungstüren und Innentüren reicht die Range von Null Brandschutz bis zu dem, der deklariert wird. Etliche Elemente waren nach ein paar Minuten durchgebrannt, obwohl sie dem Feuer 30 Minuten standhalten sollten. Dies zeigt, wie wichtig es ist, dass bei der Produktion und auch bei der Montage die Vorgaben aus dem Prüfzeugnis eingehalten werden.

Interview: Pia Grund-Ludwig

Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Benitz-Wildenburg leitet im ift Rosenheim den Bereich PR & Kommunikation. Als Schreiner, Holzbauingenieur und Marketingexperte ist er über 30 Jahre in der Holz- und Fensterbranche in verschiedenen Funktionen tätig. Als Lehrbeauftragter, Referent und Autor gibt er seine Erfahrung weiter.

Fenstermontage in WDVS

Wolfgang Jehl und Jürgen Benitz-Wildenburg vom ift Rosenheim zeigen auf, worauf bei einer fach gerechten Fenstermontage in Wärmedämm-Verbundsystemen geachtet werden muss. Hier der zweite und letzte Teil mit den Themen fachgerechte Befestigung, Brandschutz und Wärmebrücken.

Anforderungen zum Brandschutz

Nach den Forderungen der Landesbauordnungen (LBO) müssen die verwendeten Baustoffe und damit auch die Materialien zur Anschlussfugenausbildung Anforderungen an den Brandschutz erfüllen, die bei Wohngebäuden nach der Gebäudehöhe gestaffelt sind. Bis 7 m müssen Baustoffe gemäß DIN 4102 der Baustoffklasse B2»normal entflammbar« entsprechen, von 7 – 22 m B1 »schwer entflammbar« und ab 22 m A1 »nicht brennbar« erfüllen. Für Sonderbauten (Schulen, Versammlungs-/ Verkaufsstätten) gelten andere Vorschriften.

Für WDVS ist eine »Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (AbZ)« notwendig, in der auch die konstruktiven Details beschrieben werden, die eingehalten werden müssen. Ein besonderes Augenmerk gilt hier der brandschutztechnischen Integration von Fenstern und Türen sowie dem Übergang zwischen zwei Geschossen eines Gebäudes (siehe Bild 2); in der Regel ist hier ein »Brandriegel« erforderlich [5].

Wärmebrücken

Für die Wirksamkeit von Wärmedämm-Maßnahmen und dem Einsatz eines WDVS ist die Vermeidung von Wärmebrücken von großer Bedeutung. Wärmebrücken sind örtlich begrenzte, punktförmige, linienförmige oder flächige wärmetechnische Schwachstellen in der Gebäudehülle. Diese entstehen zum Beispiel beim Anschluss unterschiedlicher Bauteile aneinander oder durch den Einsatz von Baustoffen mit unterschiedlicher Wärmeleitfähigkeit und werden durch erhöhte Wärmeströme (Φ) und niedrigere, raumseitige Oberflächentemperaturen (Θsi) charakterisiert.

Dies erhöht nicht nur die Wärmeverluste, sondern auch die Gefahr der Tauwasserbildung mit nachfolgender Schimmelpilzbildung, so dass dieser Problematik große Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte. Deshalb werden auch konkrete Anforderungen an den Mindestwärmeschutz und zur Vermeidung von Tauwasserund Schimmelpilzbildung in der DIN 41 08-2 und der EnEV formuliert. Die DIN 41 08 macht im Beiblatt 2 Ausführungsvorschläge für die kein weiterer Nachweis erforderlich ist.

Foto: kuraphoto/AdobeStock_428914080
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