Naturdämmstoff, Dämmstoff. Rohstoff, Bauherren
Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen anstatt aus fossilen Ressourcen: Dämmung mit Holzfaserplatten ... Fotos: Knauf

Fassadendämmungen aus nachwachsenden Rohstoffen haben bei den privaten Bauherren ein gutes Image. Auch ist die  Bereitschaft groß, solche Produkte einzubauen. Allerdings unterscheiden sich Endverbraucher und Bauprofis wie Stuckateure und Maler in ihrer Einschätzung. Eine aktuelle Studie gibt einen Einblick in den Markt  von Hanf, Holzfaser & Co.

Forscher der Hochschule Pforzheim befragten private Bauherren, Fachunternehmer, Behörden, Händler und Architekten über ihre Einstellungen und Kaufverhalten zu nachwachsenden Rohstoffen am Beispiel von Fassadendämmungen. Solche Dämmstoffe basieren zumeist auf Holzfasern, Zellulose, Hanf, Flachs, Stroh oder Wolle. Für die wissenschaftliche Studie wurden 340 Interviews geführt.

Eines der zentralen Ergebnisse der Studie: Die Kaufbereitschaft von privaten Bauherren und Fachunter­nehmern unterscheiden sich deutlich, wobei beide  Gruppen ein positives Bild von den Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen haben. Das Image ist bei den Konsumenten noch etwas besser als bei den Gewerken. Sowohl die privaten Bauherren als auch die Profis bescheinigen den Produkten aus der Natur gute Eigenschaften in Bezug auf Umwelt und Nutzung. Auf einer auf der Skala von 1 (= Ablehnung) bis 7 (= Zustimmung) liegen die Mittelwerte bei über 5 bis 6. Demgegenüber wird das Preis-Leistungs-Verhältnis weniger gut eingeschätzt: Werte zwischen 3,3 und 4,4. Die Einschätzung, ob die Produkte den konventionellen Baustoffen ebenbürtig sind, ist bei den privaten Bauherren mit einem Mittelwert von 5,2 positiv. Bei den Profis ist diese Einschätzung etwas geringer, aber mit Werten zwischen 4,2 und 4,5 noch eher positiv.

Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen anstatt aus fossilen Ressourcen: Dämmung mit Holzfaserplatten ... ... und Dämmstoff aus Hanf, einem nachwachsenden Rohstoff. Foto: Caparol
Produkte aus nachwachsenden
Rohstoffen anstatt aus fossilen
Ressourcen: Dämmung mit
Holzfaserplatten ...
... und Dämmstoff aus Hanf, einem
nachwachsenden Rohstoff. Foto: Caparol

Bei den Bauherren ist die Kaufbereitschaft mit einem ermittelten Wert von 5,2 im Vergleich mit anderen ökologisch orientierten Produkten wirklich hoch. So haben die Forscher für den ökologischen Landbau den Wert 4,4 gemessen. Dabei hat sich dieser »Bio«-Markt ordentlich entwickelt.

Die Handwerksbetriebe, die im Bereich der Fassadendämmung eine wichtige Rolle spielen, liegen mit einem Mittelwert von 3,6 deutlich darunter, während Architekten und Planer mit 4,1 in der Mitte liegen. Damit spiegelt sich die hohe Kaufbereitschaft der Konsumenten nicht bei den Anbietern aus dem Handwerk wider. Auf den Punkt gebracht: Die Bauherren bekommen nicht die Produkte, die sie gerne hätten.

Sowohl Private Bauherren als auch die Bauprofis überschätzen dabei die Realität des Marktanteils nachwachsender Rohstoffe in Fassadendämmungen um das Fünf- bis Zehnfache. Dieser Marktanteil wurde ermittelt und liegt heute bei zirka 4 Prozent. Die Annahmen und Vermutungen liegen jedoch um die 20 Prozent. Für die Zukunft werden sogar Marktanteile in Höhe von 41 Prozent erwartet.

Stuckateure bevorzugen Holzfaser, Maler Hanf

Die Studie lässt auch Aussagen über die einzelnen ­Gewerke zu. So haben die befragten Stuckateure von den nachwachsenden Rohstoffen dem Durchschnitt entsprechend ein eher positives Bild. Allerdings ist deren Kaufabsicht solcher Dämmstoffe für Fassaden aktuell die geringste (3,5) von allen, gefolgt von Malern (mit 3,6 etwas ähnlich gering) und Baugeschäften (3,8).

Die Stuckateure und Baugeschäfte würden innerhalb der Gruppe der Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen Holzfaser am ehesten den Vorzug geben, die Maler würden Hanf bevorzugen.

Auch die Stuckateure überschätzen den Marktanteil am meisten unter allen Profis (zwischen 20 Prozent und über 34 Prozent). Die Maler sind hier mit Werten zwischen 14 und 15 Prozent realistischer.

Und auch die Stuckateure sehen in der Zukunft einen Trend hin zu Systemen aus nachwachsenden Rohstoffen mit Werten von Marktanteilen um 38 Prozent, und die Maler mit fast 42 Prozent.    

Autorenteam der Hochschule Pforzheim:
Dr. Stephan Götze, Fakultät Wirtschaft und Recht, und Prof. Gabriele Naderer, Professorin für
Konsumentenpsychologie und Marktforschung,

Die Umfrage ist Teil eines Forschungsprojekts zu nachwachsenden Rohstoffen in der Industrie. Der Bericht mit den einzelnen Ergebnissen zum Markt, zu den Eigenschaften der Produkte und zu Meinungen wird anlässlich der Fachmesse »Dach + Holz« Ende Februar 2018 in Köln vorgestellt. Profis, die an der Studie interessiert sind, können sich an die Redaktion wenden oder direkt an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Das Projekt und wurde gefördert durch das BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

 

Ausgabe 03 / 2018

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