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Plusenergiehaus

Gebäude, das summiert über ein Jahr mehr erneuerbare Primärenergie für die Abgabe nach außen bereitstellt, als es von jenseits der Grundstücksgrenze für seinen Betrieb benötigt – errechnet nach standardisierten Faktoren aus der Endenergie. Der Begriff ist ein Warenzeichen des Architekten Rolf Disch; an der Konzeption war maßgeblich auch der Bauphysiker Norbert Fisch beteiligt.

 

Das Bundesbauministerium hat im Jahr 2011 ein Forschungsförderprogramm für Modellhäuser mit der Bezeichnung „Effizienzhaus Plus“ aufgelegt und ausführliche, rechtsverbindliche Kriterien für solche Plusenergiehäuser festgelegt. Demnach muss „sowohl ein negativer Jahres-Primärenergiebedarf als auch ein negativer Jahres-Endenergiebedarf vorliegen.“ Außerdem sind alle Bedingungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) einzuhalten. Für den Strombedarf der Nutzer werden als Endenergie in Mehrfamilienhäusern pauschal 35 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr angesetzt, in Einfamilienhäusern 20 Kilowattstunden – jedoch maximal 2500 Kilowattstunden je Wohneinheit.

Auf dem Grundstück gewonnene erneuerbare Energie wird anteilig nach der Nutzfläche des Gebäudes angerechnet. Geräte im Haus müssen das höchste Energieeffizienzlabel haben, und das Gebäude ist mit einem intelligenten Stromzähler auszustatten.

Die 37 Modellhäuser des Programms haben im Mittel eine dem Effizienzhaus 55 entsprechende energetische Qualität. Fast in allen kommen eine Wärmepumpe und Photovoltaik zum Einsatz; seltener werden ein Stromspeicher oder Solarthermie verwendet. Im Vergleich zu einem Gebäude im EnEV-2016-Standard lagen die Investitionskosten pro Quadratmeter Nutzfläche zwischen 230 und 325 Euro höher.

Überregional bekannt wurden vor allem zwei Häuser:

Das vom Ministerium selbst in Auftrag gegebene Einfamilienhaus in Berlin (Holztafelbauweise; Photovoltaik mit Stromspeicher; Luftwärmepumpe; zentrale Wohnungslüftung) erzielte nach der Nachbesserung von Planungs- und Ausführungsfehlern einen Überschuss von 5530 Kilowattstunden, mit dem zusätzlich zum Betrieb des Gebäudes auch Elektrofahrzeuge versorgt werden können. Das „Aktiv-Stadthaus“ in Frankfurt am Main (Photovoltaik, auch an der Fassade, mit Stromspeicher; Abwasserwärmepumpe) mit acht Stockwerken und 74 Wohnungen schafft nur in manchen Jahren einen Energieüberschuss.

Englisch: plus energy house / „plus energy“ building / plusenergy building

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Foto: kuraphoto/AdobeStock_428914080
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