Begeistert durchstarten

Ausbildung oder Studium? So lautete früher häufig die Frage. Dank dem Modell „Ausbaumanager“ geht heute (beinahe) beides. Der Ausbildungsweg kombiniert praktische
Stuckateursaufgaben mit den Grundlagen, bei der Unternehmensführung helfen zu können. Viele Auszubildende wollen selbst einmal einen Betrieb leiten können.
Seit 2015 gibt es das Ausbildungsmodell des Ausbau-Manager-Meister Plus. Diesen Herbst beginnt bereits der fünfte Jahrgang. Zentraler Gedanke des Ausbildungsmodells war es, auch neue Zielgruppen wie Abiturienten für das Handwerk zu begeistern. Eine Ausbildung zum Ausbau-Manager ermöglicht nicht nur einen zügigen beruflichen Aufstieg, sondern bereitet auch auf eine mögliche Selbstständigkeit vor.
Nicht nur sitzen, sondern auch anpacken
Zugangsvoraussetzungen sind Abitur, Fachhochschulreife oder eine abgeschlossene Lehre in einem anderen Beruf. Das Ausbildungsmodell richtet sich aufgrund der Ausbildungsthemen bewusst an Auszubildende mit höherem Abschluss, doch der Praxisbezug ist stark. Durch die Anforderung an den besseren Bildungsabschluss soll erreicht sein, dass eine höhere Lerngeschwindigkeit in den Managementaufgaben erzielt wird.
Die neuen Herausforderungen werden beim Ausbildungsweg berücksichtigt: Die Fähigkeiten ein Unternehmen zu verwalten, welche oftmals sehr theoretisch erscheinen, werden den zukünftigen Ausbau-Managern vermittelt. Und dennoch wird auf einen extremen Praxisbezug geachtet – neben Aufgaben der Unternehmensführung erlernen die Auszubildenden das Stuckateurshandwerk auf meisterhaftem Niveau. Am Ende der Ausbildung steht eine akademisch betreute Projektarbeit. Der Ausbildungsgang wurde in enger Zusammenarbeit des SAF, der Berufsförderungsgesellschaft für das Stuckateurhandwerk und des Beruflichen Schulzentrums Leonberg, der Landesfachklasse für Stuckateure entwickelt.
Warum die Ausbildung gerade in Baden-Württemberg, genauer gesagt in Leonberg durchgeführt wird, erklärt Walter Söhner, Lehrer am Berufsschulzentrum Leonberg: „Angesiedelt hier, weil die komplette Fachkompetenz zu Stuckateuren und Trockenbauern vor Ort versammelt ist“, sagt Söhner. Die Besonderheit des Ausbau-Managers ist die Zusammenführung aus der Aufstiegsfortbildung zum Handwerksmeister mit der Basisausbildung als Stuckateur. Handwerkliches Know-how wird so mit der Möglichkeit kombiniert, später einmal einen Betrieb leiten zu dürfen.
„Win-win-Situation“ für Auszubildende und Betriebe
Die Ausbildung verlangt ihren Teilnehmenden viel ab, doch die Anstrengung lohnt sich. Nach dreieinhalb Jahren haben die Teilnehmenden einen Abschluss als Stuckateurgeselle, Stuckateurmeister, Ausbau-Manager und optional zum Gebäude-Energieberater im Handwerk. Die Absolventen sind hervorragend auf Führungsaufgaben vorbereitet, können die Betriebsinhaber entlasten und kommen sogar als potentielle Nachfolger und Betriebsinhaber in Frage.
Waren es bei den ersten Ausbildungsjahrgängen noch 90 Prozent die Verwandte in der Stuckateursbranche hatten oder Söhne von Stuckateurmeisterbetrieben waren, hat sich das heute gewandelt – heute kommen nur noch rund 16 Prozent aufgrund ihrer Herkunft in diesen Ausbildungszweig.
„Das hat sich komplett gedreht“, sagt Kursleiter Thomas Nothacker lachend. Und: Es gibt immer mehr Frauen, welche sich für den Beruf des Stuckateurs begeistern können. Ein klarer Apell geht seitens der Ausbildungsleiter an die Betriebe. Und zwar die Gelegenheit zu nutzen, hochqualifiziertem Nachwuchs eine Ausbildungschance zu geben. Nachwuchs, der die Unternehmen nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis entlasten kann.
Nachwuchs für leitende Positionen
Dass auch neue, bisher dem Handwerk nicht aufgeschlossene Personen mit dem Ausbildungsweg begeistert werden können, war den Erfindern des Ausbau-Managers ein anliegen. Und dass das Interesse an einer Symbiose aus theorielastigen Grundlagen und praktischem Handwerk spannend für Berufseinsteiger wird. Im Theorieteil werden alle wichtigen Aufgaben im Management diskutiert. Strategie und Unternehmensführung ebenso wie Marketing und Vertrieb, das Organisieren von Arbeit, Personalfragen, Angebot und Vertragsgestaltung.
„Gerade die Fähigkeit, einmal einen eigenen Stuckateursbetrieb oder ein eigenes Unternehmen leiten zu können, begeistert unsere Absolventen“, sagt Nothacker.
Und die Branche der Stuckateure und Trockenbauer bleibt relevant. Einerseits, weil dringend Nachwuchs gebraucht wird, andererseits, da Handwerker gefragt sind wie lange nicht mehr. Und damit gute Jobaussichten versprechen. Die Teilnehmenden sind begeistert. Das Ausbildungsmodell kommt gut an. Und ist um die Lücke im Handwerksnachwuchs zu sichern bestimmt eine Lösung.
Wolfram Hülscher
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