Zukunftsmuster radikal denken

„Es begann als Studentenprojekt“, schilderte Prof. Markus Schlegel von der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim die Anfänge von „Rendering Codes – DNA für den Putz der Zukunft“. Mittlerweile sei daraus eine Profi-Aufgabe geworden, die den Kontakt zwischen Architekten, Industrie, Handwerkern und Auftraggebern intensivieren möchte. Schlegel sprach bei der Mitgliederversammlung der Fachgruppen Bautenanstrichmittel sowie Putz & Dekor im VdL Anfang Mai in Frankfurt.
Der Industrie gelinge es derzeit nicht, so Schlegel, die Materialität angemessen darzustellen und konzeptionell voranzubringen. Um das zu erreichen, „müssen wir uns zwangsläufig mit den Architekten befassen,“ so der Professor. Für das schwache Putz-Image machte er drei Gründe verantwortlich: Der Werkstoff Putz sei gegenwärtig häufig nur die „B-Variante möglicher Gestaltungsoptionen“. Aktuelle Tendenzen in der Architekturgestaltung könnten mit anderen Werkstoffen besser umgesetzt werden, und zudem strahle der Imageverlust von Wärmedämm-Verbundsystemen auf den Putz aus; Putzoberflächen würden sehr stark mit WDVS assoziiert. Für Architekten und Gestalter sei das ein Zei-chen von „Nichtauthentizität“ des Materials. Mit dem Projekt Rendering Codes, das von der Fachgruppe Putz & Dekor initiiert worden war, möchte Schlegel einen fundierten Dialog in Gang setzen, um den Putz neu zu denken und Szenarien für die mögliche Zukunftscodierung dieses Materials zu entwickeln.
Ein Instrument für den Dialog ist das sogenannte WorkLab. Ein solches „Zukunfts-Labor“ soll dabei helfen, Einflussfaktoren auf die Gegenwart der Architektur zu erkennen, um so eine Zukunft für den Putz abzuleiten. Ermittelt werden die vermuteten oder gewünschten Eigenschaften der Materialien und Oberflächen sowie das Farbklima, das in der Stadt der Zukunft herrschen könnte. Daraus entstehen bildhafte Szenarien der Stadtlandschaft und der Fassaden in ihren Formen und Materialitäten. Das WorkLab „Rendering Codes“ feierte seine Premiere bei der FARBE 2016 in München. „Die Architekten beißen an beim Thema Rendering Codes,“ konstatierte Schlegel. Das Thema sei auch nicht zu intellektuell für die FARBE gewesen, wie manch einer befürchtet habe. Schlegel möchte noch im Herbst 2016 in Hildesheim weitere WorkLabs durchführen. Und dafür sucht er noch Partner aus Industrie und Verbänden.
Weniger um Zukunft als um aktuelle Themen aus den Bereichen Kennzeichnung und Gefahrstoffe ging es beim Vortrag von Elfriede Gartz, der Vorsitzenden des Technischen Arbeitskreises Bautenanstrichmittel (TKB). Sie sprach über Unsicherheiten bei der Kennzeichnung von sogenannten behandelten Waren gemäß Biozidprodukte-Verordnung, stellte die neuen GISCODES für Beschichtungsstoffe vor und berichtete über den neuesten Stand bei der Umsetzung des Artikels 45 der CLP-Verordnung der Europäischen Union zur Information an die Giftinformationszentralen.
Zum Abschluss der gemeinsamen Mitgliederversammlung der beiden Fachgruppen sprach der Kommunikationsberater Hans-Georg Klose über Krisenkommunikation und was man als Unternehmen tun könne, um für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein.