06. Dezember 2016

Sinkende Ausbildungszahlen bei steigendem Stellenangebot

Die Zahl neuer Ausbildungsverträge in der Bauwirtschaft ist 2016 gesunken. Foto: Fotolia

Die Zahl neuer Ausbildungsverträge in der Bauwirtschaft ist in diesem Jahr um 1,2 Prozent gesunken, dies ist der erste Rückgang seit dem Jahr 2013. Zudem hat sich der Ausbildungsmarkt schlechter entwickelt als das Handwerk oder der bundesweite Durchschnitt. Zahlen der Bundesagentur für Arbeit deuten darauf hin, dass dies an einer sinkenden Zahl an Bewerbern lag, während die angebotenen Berufsausbildungsstellen weiter gestiegen sind.

Nach Zahlen von Soka-Bau ist die Anzahl der neuen Ausbildungsverträge in der Bauwirtschaft in diesem Jahr um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken (von 11.135 auf 11.003, Stand 31.10.2016), im Vorjahr war noch ein leichter Anstieg zu verzeichnen gewesen. Auch die Gesamtzahl aller Auszubildenden ist rückläufig (von 34.399 auf 34.210). Damit hat sich der Ausbildungsmarkt in der Bauwirtschaft in diesem Jahr schlechter entwickelt als in anderen Branchen. So sind nach Angaben des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks die neuen Ausbildungsverhältnisse im Handwerk um ein Prozent gestiegen , laut Bundesagentur für Arbeit sind die ihr gemeldeten neuen Ausbildungsverhältnisse im Bundesdurchschnitt nur um 0,2 Prozent gesunken (von 528.387 auf 527.178). Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 hatte sich der Ausbildungsmarkt in der Bauwirtschaft im Vergleich zum Handwerk und zum Bundesdurchschnitt immer besser entwickelt.

Detaillierte Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen allerdings, dass dies offensichtlich an fehlenden Bewerbern lag. So ist die Zahl der Bewerber im gesamten Berufsbereich „Bau“ um 1,1 Prozent gesunken, während die Bewerberzahl bundesweit annähernd konstant geblieben ist  (-0,3 Prozent). Die Zahl der Berufsausbildungsstellen ist dagegen weiter gestiegen, und zwar um 4,4 Prozent, was auch ein Erfolg der umlagefinanzierten Ausbildungsförderung ist, die alle Baubetriebe an der Finanzierung der Ausbildung beteiligt und somit Ausbildungsbetriebe kostenmäßig entlastet.

Allerdings ist die Besetzung der Ausbildungsstellen weiter ein Problem. So ist die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen deutlich gestiegen, in den Hochbauberufen war ein Anstieg um 8,1 Prozent, in den Tiefbauberufen gar ein Anstieg um 21,2 Prozent festzustellen. Ohnehin sind die Bauberufe durch eine Überversorgung mit Ausbildungsstellen gekennzeichnet: Auf jeden Bewerber kommen rund 1,4 Ausbildungsstellen. Im Hoch- und Tiefbau liegt die Quote sogar noch höher (1,6 beziehungsweise 1,8 Ausbildungsstellen je Bewerber), während der bundesweite Ausbildungsmarkt gerade einmal ausgeglichen ist (auf jeden Bewerber kommt eine Ausbildungsstelle). In der Jobbörse von Soka-Bau (www.bau-stellen.de) finden sich derzeit rund 1.200 offene Ausbildungsstellen.

Für die Bauwirtschaft wird es zunehmend wichtiger, den Ursachen für diese Entwicklung wirksamer zu begegnen. Die Attraktivität der Bau-Ausbildungsberufe und der Branche noch stärker in den Vordergrund zu rücken, ist sicherlich einer der Schlüsselfaktoren. Ein weiterer Faktor ist das stärkere Bemühen um die vorhandenen Bewerber. Laut Bundesagentur für Arbeit waren zum Beispiel Ende September im Hoch- und Tiefbau immer noch rund 300 Bewerber unversorgt. Darüber hinaus muss sich die Bauwirtschaft potenziellen Auszubildenden zuwenden. Mit „Berufsstart Bau“ steht ein Projekt zur Verfügung, welches junge Menschen gezielt auf eine Berufsausbildung am Bau vorbereitet. Im Rahmen des Projektes werden seit 2013 von Soka-Bau und der Bundesagentur für Arbeit regionale Maßnahmen zur Vorbereitung auf eine Ausbildung finanziell gefördert