Baumaterial: Stein ist auch grün und günstiger als Holz

Der Hausbau steht beim To-Do der Bauwirtschaft ganz oben auf der Liste. Immerhin ist der Bedarf an bezahlbaren Miet- und Eigentumswohnungen in Deutschland enorm – auf Jahre hin. Wichtig dabei: der Blick auf die Baustoffe, mit denen Wohngebäude in Deutschland gebaut werden. Eine umfassende Nachhaltigkeitsbewertung für eine 50-jährige Lebensdauer von Gebäuden hat jetzt ergeben, dass Holz als Baumaterial nicht ökologischer ist als Stein – dafür aber teurer.
Zu diesem Ergebnis kommen Studien, die am Montag bei einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) auf der Fachmesse BAU in München vorgestellt wurden. Ein Nachhaltigkeits-Check über eine realistische Lebensdauer von 80 Jahren ergab sogar einen ökologischen Vorteil für den Baustoff Stein: „Häuser aus Mauerwerk haben längerfristig je nach Wirkungsindikator sogar eine bessere Öko-Bilanz als Holzhäuser“, sagt Dr. Sebastian Pohl, der sich bei dem LCEE-Beratungsinstitut (Life Cycle Engineering Experts), ein Spin-off der TU Darmstadt, auf die Optimierung der Nachhaltigkeit im Bauwesen spezialisiert hat.
Pohl sieht zudem beim aktuellen Verbrauchsniveau von Holz in allen Anwendungsbereichen der Energie-, Möbel-, Papier- und Bauindustrie eine „ökologische Gefahr“. Der Wissenschaftler warnt vor einem „Raubbau am Forst“: „Die Situation bei den für Baukonstruktionen entscheidenden Nadelhölzern – insbesondere bei der Fichte – ist problematisch. Die Bundeswaldinventur hat ergeben, dass der Verbrauch hier um 15 Prozent über der natürlichen Nachwachsrate liegt.“
Schon heute sei Deutschland zudem auf enorme Nadelholz-Importe angewiesen – insbesondere für die Bauwirtschaft. Ein Großteil davon komme aus Tschechien und Polen. Pohls Fazit: „Das Holzhaus klingt ökologisch. Aber genauso grün wie Holz und dazu noch günstiger ist ein aus Stein gebautes Haus.“
Diesen weiteren Vorteil vom Mauerwerk bestätigt ein aktueller Baukosten-Check: Wissenschaftler haben dabei ermittelt, dass der Neubau von Einfamilienhäusern aus Stein durchschnittlich um mehr als 4 Prozent günstiger ist als die Holz-Variante. Noch deutlicher wird der Preisvorteil beim Mehrfamilienhaus: Hier liegen die Neubaukosten beim Mauerwerk um bis zu 6 Prozent unter denen eines Holzhauses. Das hat die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. – kurz ARGE – aus Kiel ermittelt. Als Wohnungsbauinstitut, das im Auftrag des Landes Schleswig-Holstein und der Bauforschungseinrichtung der Bundesrepublik Deutschland arbeitet, verfügt die ARGE über die profundesten „Real-Baudaten“, die bundesweit zu bekommen sind.