Energetische Sanierung: Baupraktiker drängen auf Sorgfalt
Die meisten der mehr als 1.000 Besucher des Energieforums West stimmten darin überein, das Gelingen der Energiewende sei nicht zuletzt von der praktischen Umsetzung der Maßnahmen abhängig. Die steigenden Anforderungen und die komplexer werdende Technologie forderten immer höhere Kompetenzen der Beteiligten. Das Energieforum West fand am 23. und 24. Januar in Essen statt und ist ein Kongress rund um Energieeffizienz, bei dem Entscheider aus Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, Architektur, Energiewirtschaft, Handwerk und Wissenschaft zusammenkommen.
Anregungen, wie Gebäude besser gedämmt und Baustellen energiesparender betrieben werden können, gaben die Baugewerblichen Verbände (BGV) in ihrem Vortragsblock während des Forums in Essen. Das Fazit: Eine sorgfältige Planung und Ausführung der Bauarbeiten sind Grundvoraussetzung dafür, dass die erwünschte Energieeinsparung tatsächlich eintritt.
Die Veranstaltung in der Philharmonie Essen brachte zum dritten Mal Akteure aus Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, Industrie, Handwerk, Forschung und Politik zum Erfahrungsaustausch zusammen. Die BGV steuerten als Mitveranstalter eine Vortragsreihe unter dem Titel „Energieeffizientes Bauen und Sanieren – Anwendungsbeispiele aus baupraktischer Sicht“ bei.
Den Problemen, ein Bestandsgebäude von innen zu dämmen, widmete sich dabei Diplom-Ingenieur Klaus Arbeiter, Inhabers des Kölner Fachunternehmens Troka und langjähriger Sachverständiger. Nur Qualität führt zum Erfolg, lautete seine Forderung auch nach vielen Begutachtungen von Schadensfällen. „Dramatische Dinge können passieren, weil die Dämmung den bisherigen Feuchteaustausch zwischen innen und außen nun unterbricht. Die Folgen zeigen sich jedoch zumeist erst nach Jahren“, so seine Erfahrung. In einem Raum würden im Schnitt pro Tag gut drei Liter Wasser als Feuchtigkeit anfallen, die bei der regelmäßig unzureichenden Lüftung über die Fenster nicht mehr abtransportiert würden. Eine Innendämmung müsse daher mit dem Einbau einer mechanischen Lüftungsanlage gekoppelt werden. Häufig ergäben sich im Laufe der Zeit auch Undichtigkeiten in der Dämmschicht. Durch Risse und vor allem nicht ausreichend abgedichtete Anschlüsse etwa rund um Steckdosen dringe dann die Feuchtigkeit hinter die Dämmung und führe zu Schäden im Mauerwerk.
Die neue Energieeinsparverordnung erlaubt es, auf bestehende und bei Altbauten in der Regel relativ dünne Außendämmungen aus Polystyrol eine zusätzliche Dämmschicht als Verstärkung und „Ertüchtigung“ aufzubringen. Darauf verwies Jens Gerlitz, Fachberater bei Knauf Gips. Vorher müsse allerdings die bisherige Fassade genau untersucht werden, ob diese Aufdoppelung dort technisch möglich sei. Zudem müssten die Vorschriften bezüglich Brandriegeln eingehalten werden. Insgesamt sieht Gerlitz in einer derartigen Verstärkung der Dämmung einen guten Weg, die bislang niedrige Sanierungsquote im Altbestand deutlich zu erhöhen. Dies sei wegen der Klimaschutzziele, die Deutschland sich gesetzt hat, dringend nötig und auch so vom Gesetzgeber ausdrücklich gewollt.
Die BGV nutzen die Informations- und Weiterbildungstagung insbesondere für die Wohnungswirtschaft und für Planer, um deutlich zu machen, dass die mittelständischen Bau- und Ausbaubetriebe ideale Partner für die Immobilien- und Wohnungswirtschaft sind, wenn es um die Umsetzung der Energiewende und um den Klimaschutz geht.