02. Juni 2017

Baubranche soll 2018 die 800.000-Beschäftigten-Marke knacken

Bauunternehmer wollen Geflüchtete über Praktika und Einstiegsqualifizierung fit für den Bauberuf machen. Foto: Lichtkunst/Pixelio.de

„Der seit 2010 anhaltende Beschäftigungsaufbau in der deutschen Bauwirtschaft wird sich auch in diesem Jahr fortsetzen: Etwa 796.000 Arbeitnehmer werden 2017 im Bauhauptgewerbe Beschäftigung finden, dies seien 15.000 mehr als 2016. 2018 wird die Zahl noch einmal um 10.000 steigen", so Peter Hübner, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.

"Damit hätte die Branche – erstmals seit 2003 – wieder mehr als 800.000 Beschäftigte, das seien 100.000 mehr als zum Beschäftigungstiefpunkt der Branche im Jahre 2009. Die duale Ausbildung allein könne die steigende Nachfrage nach Fachkräften nicht decken. So erfreulich der Anstieg der Zahl der neuen Ausbildungsverträge um 2 % auf 12.000 im vergangenen Jahr auch sei – und das gegen den allgemeinen Trend“, ist Hübner überzeugt. Der Beschäftigungsaufbau erfolge aktuell zu einem überwiegenden Teil über die Integration arbeitsloser Baufacharbeiter sowie über die zunehmende Beschäftigung von Personen aus dem europäischen Ausland.

So sei die Zahl der arbeitslosen Baufacharbeiter 2016 binnen Jahresfrist um 5.000 auf nur mehr 27.700 gesunken. Die Zahl der ausländischen Beschäftigten sei um 15.000 auf 109.000 Personen gestiegen, deren Anteil an den gesamten Beschäftigten liege mittlerweile bei 14 %. Von dieser Entwicklung hätten die Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisenländern allerdings noch nicht profitiert, sie kämen im gesamten Baugewerbe lediglich auf 0,2 %, im Bauhauptgewerbe auf 1,4 %. „Die Bauunternehmer sind aber offen für die Beschäftigung von Flüchtlingen“, erklärte Hübner. Dies habe eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) ergeben; danach beschäftigten schon heute 12 % der befragten Baubetriebe Flüchtlinge, weitere 10 % planten dies in den kommenden zwei Jahren. 43 % wollen Geflüchtete ausbilden.

„Trotz verstärkter Ausbildung und Zuwanderung – langfristig droht aber schon aufgrund des demographischen Wandels eine Fachkräftelücke. Schon jetzt befürchten 74 % der Bauunternehmer eine Beeinträchtigung ihrer wirtschaftlichen Entwicklung aufgrund des Arbeitskräftemangels“, berichtete Hübner. Die Branche müsse deshalb verstärkt auf eine Offensive zur Produktivitätssteigerung setzen. Die Digitalisierung aller Planungs- und Bauprozesse berge große Innovations- und damit auch Rationalisierungspotentiale. Ohne politische Rückendeckung sei der Prozess aber nur schwer umzusetzen.

Hübner begrüßt es deshalb, dass das BMVI die Anstöße der Reformkommission „Bau von Großprojekten“ zum verstärkten Einsatz von Building Information Modeling (BIM) aufgegriffen hat. Hübner appelliert an die Politik, diese positive Entwicklung in der nächsten Legislaturperiode konsequent fortzusetzen. Insbesondere die Entwicklung einheitlicher Standards, Normen und Schnittstellen sei unerlässlich.