01. Januar 2016

Akustisch wirksame Bilder

Ruhe und Diskretion sind in Räumlichkeiten mit hohem Lärmpegel nicht machbar? ­Falsch gedacht! Ein neues Schallabsorberkonzept schafft es, unangenehmen Raumhall zu reduzieren und dabei hohe optische Anforderungen zu erfüllen.

Am Empfang einer Bank oder auch einer Arztpraxis ist Diskretion erwünscht. Das ist aber fast unmöglich, wenn schall­harte Wände jedes Wort reflektieren. Doch nicht nur für Kunden oder Patienten ist Nachhall störend, besonders die Angestellten sind während ihrer ­Arbeitszeit Lärmbelästigungen ausgesetzt. Dabei kann mit einfachen und noch dazu hochattraktiven und individuellen Mitteln wie dem Absorber-­Design-Konzept »Capa Coustic Melapor Picture« Abhilfe geschaffen werden.
Ein schönes und eindrucksvolles Beispiel für die Gestaltung mit Capa Coustic Melapor Picture ist die Internistische Fachpraxis mit Dialyse Dr. Thomas Ruf und Dr. Thomas Nesbigall in Kaisers­lautern. Im Empfang ziehen drei großformatige Wandbilder mit fast sechs Quadratmeter Fläche ­gegenüber der ­Anmeldung die Blicke der eintretenden Patienten auf sich. Die in Blau- und Rottönen gehaltenen, ­medizinischen ­Fotografien auf Melapor Picture, die Blutkörperchen und Blutbahnen zeigen, muten künstlerisch an. Dass sich hinter den Bildern hochwirksame Schallabsorber verbergen, lässt sich zunächst nicht vermuten. Was ­jedoch sofort positiv auffällt, ist die ­gedämpfte Stimmung im Empfangsraum, trotz der vielen schallharten Oberflächen an Boden, Wand und Decke sowie der modernen Theke aus Metall und Glas.

Deckensegel unerwünscht
Das war nicht immer so. Da bei der Einrichtung der Praxis keine akustischen Maßnahmen vorgenommen wurden, war der Lärmpegel anfangs sehr hoch. Schallabsorbierende Stoffe oder ­Teppiche kamen aus hygienischen ­Gründen in den Praxisräumen nicht in Frage. Deckensegel oder sonstige Maßnahmen an der Decke waren von den Praxisbetreibern nicht erwünscht. Daher schlug Architektin Sabine Wildmoser Becker Capa Coustic Melapor Picture vor – ein Material, das sie kannte und dessen akustische Qualitäten sie sehr schätzt.
Die individuell bedruckten Wand­absorber sorgen jetzt zusätzlich für mehr Diskretion am Empfang. Und die Angestellten freuen sich nach Anbringen der Bilder sowohl über die ästhe­tische Aufwertung, als auch mehr Ruhe bei der Arbeit. Deshalb sind zur Optimierung der Raumakustik in weiteren Praxisbereichen bereits zusätzliche ­akustische Maßnahmen mit dem ­speziellen textilkaschierten Hightech-Schaumstoff Melapor geplant.

Gestaltungen nach Kundenwunsch
Die attraktiven Absorberbilder machen aufwendige akustische Maßnahmen überflüssig. Die Montage der bedruckten Elemente ist einfach und mit denselben Mitteln wie bei gewöhnlichen Bildobjekten möglich. In der Regel genügt es für eine deutlich spürbare akustische Verbesserung, wenn 30 bis 40 Prozent der Grundfläche eines Raumes mit dem Melapor Akustik­system ausgestattet wird. Das macht diese Art der Akustikmaßnahme für den Auftraggeber auch wirtschaftlich inte­ressant.
Mit Capa Coustic Melapor Picture ­lassen sich ganz individuelle und krea­tive Gestaltungen realisieren. Ob Foto, Firmenlogo, Kunstobjekt oder andere ­individuelle Druckvorlagen, es kann ­jedes Wunschbild gedruckt werden, ­sofern es als Digitalfoto vorliegt und die Bilddatei gängigen drucktechnischen Erfordernissen entspricht.

Optimierung der Akustik
Wolfgang Eberhard, Akustikexperte bei Caparol, gibt Auskunft über ­innovative Möglichkeiten, um das akus­tische Raumklima zu optimieren.

Herr Eberhard, welche Entwicklungen hat es in den vergangenen Jahren im Bereich Akus­tik gegeben?
Eberhard: Die komplette Branche hat sich stark verändert. Es sind neue ­Anbieter und Produkte auf den Markt gekommen. Auch präsentiert man sich auf breiter Ebene mit einem neuen, stärkeren Selbstbewusstsein. Hilfreich sind hierbei Aktivitäten der Messe Köln. Sie installierte bei der weltgrößten Büroeinrichtungsmesse Orgatec eine Sonderschau Akustik, die das Angebot der Bau in München auf diesem Gebiet bei Weitem übertrifft. Im jährlichen Wechsel findet ein »Symposium Akustik« statt, bei dem sich über 300 Besucher aus Dax-Konzernen, der ­Finanz- und Versicherungswirtschaft, aus Verwaltungsberufsgenossenschaften, Bundesministerien und Ämtern ­genauso über Novitäten in der Akustik­szene informieren wie Büroeinrichter, Planungsgesellschaften und Vertreter der Büromöbel­industrie. Darüber hinaus präsentiert Caparol bei Foren und Veranstaltungen seine Akustiksysteme, um deren ­Bekanntheitsgrad im Markt weiter zu steigern. Die eigenen Produkte werden kontinuierlich überprüft und bei Bedarf modifiziert. Bereits dadurch ist eine stetige Weiterentwicklung gewährleistet.

Welchen Anforderungen muss ein Akustiksystem beziehungsweise eine nachträglich angebrachte Akustikmaßnahme heute genügen?
Die Zielsetzung lautet immer, die vorhandene akustische Raumsituation für die Nutzer im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten zu verbessern. Der Anbieter, der hier mit seinen Produkten und einer kompetenten Beratung am meis­ten überzeugt, erhält den Zuschlag. Durch seine individuellen Möglichkeiten und die kreativen Vorschläge der ­Caparol-Außendienstmitarbeiter bietet Melapor eine große Gestaltungsvielfalt. Die Melapor-Elemente bestehen aus dem Rohstoff Melaminharz und ­besitzen ­eine offene, feinzellige Skelettstruktur. Ein hohes Schallabsorptionsverhalten und hervorragende Wärmedämmeigenschaften sind somit ­gegeben.

Hat sich hier in den vergangenen fünf Jahren Gravierendes geändert?
Durch die stetig wachsende Erfahrung unserer Fachleute im Außendienst und das im Internet installierte Berech-nungsprogramm, mit dem wir ein sehr gutes Hilfsmittel für die akustische Raum­planung zur Verfügung stellen ­sowie zahlreiche Referenzobjekte wächst auch der Erfolg der Akustik­sparte. Außerdem haben die verstärkte Präsenz von Akustikthemen in der ­Presse und die steigenden Anforderungen im Arbeitsumfeld viele Bauherren und Investoren sensibilisiert. Das Thema Akustik ist noch längst nicht ausgereizt und daher für die unterschiedlichsten Gewerke interessant. Die angebotenen Lösungen unterscheiden sich je nach Hersteller in der Ausführung und den verwendeten Materialien erheblich. Die Caparol-Akustiksysteme sind speziell auf Stuckateure und Maler zuge­schnitten. Die für die Applikation dieser Materialien benötigten Arbeitsschritte sind für das Fachhandwerk Routine. In Verbindung mit einer Schulung, die ­regelmäßig von der Caparol-Akademie angeboten wird, erschließen sich die spezialisierten Betriebe ein Betätigungsfeld, in dem noch solide Margen zu ­erwirtschaften sind. Bei der Vergabe von Akustikarbeiten werden oft weitere Leis­tungen beauftragt, die erst im Zuge einer kompetenten Beratung als notwendig erkennbar wurden.

Welche Produkte sind für akustische Maßnahmen besonders im Trend?
Auch hier entscheidet das Spannungsfeld von Funktionsanforderung, Gestaltung und Kostenrahmen über die Wahl der Produkte. Ein Putzsystem wird nur in Ausnahmen zum Einsatz kommen, wenn nicht generelle Umbaumaßnahmen anstehen. Diese Systeme sollten bereits in der Planungsphase berücksichtigt werden, um raumakustische Überraschungen zu vermeiden. Im ­Bestand wird bei der akustischen Sanierung häufig der Hightech-Kunststoff Melapor eingesetzt. Das liegt nicht ­zuletzt an den damit verbundenen ­gestalterischen Möglichkeiten. Melapor kann ohne großen Montageaufwand überall eingesetzt werden, wo die Lärmbelastung besonders stört. Das ­System enthält Panels und »Baffles« zum Bekleben und Abhängen von Decken. Beide Elemente gibt es in unterschied­lichen Ausführungen. So liefern wir zum Beispiel Panels glatt mit Fase in zwei Größen. Zusätzlich stehen »Brekkis« zur Verfügung, die in etwa regelmäßig geformten Puzzleteilen ähneln und an Wänden sowie Decken nach Wunsch angeordnet werden können. Die Brekkis gibt es in zwei Größen. Die Baffles sind je nach Wunsch rund, ­elliptisch oder rechteckig. Sie werden mit Hilfe von T-Schienen oder Seilsystemen an Decken angebracht. Es entstehen interessant strukturierte Blickpunkte, wie sie bei ­einer modernen Raumgestaltung zunehmend gefragt sind. Durch eine spezielle monochrome Farbbeschichtung können die Akustikelemente in das jeweilige Gestaltungskonzept farblich eingebunden werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, Melapor in einem speziellen Verfahren individuell zu bedrucken. Durch den farbigen Anstrich der Elemente entsteht keine nachteilige Wirkung auf das Absorp­tionsvermögen. ­  Capa Coustic Fine und Structure sind Akustik-Sys­teme, die durch sehr gute Absorptionswerte unangenehmen Raumhall reduzieren und hohe optische Anforderungen erfüllen.

Wo werden Akustikmaßnahmen ­besonders nachgefragt? Wer sind die häufigsten Auftraggeber?
Durch das Investitionspaket der Bundesrepublik wurde die Akustik in vielen Schulen und Kindergärten verbessert. Handlungsbedarf gibt es jedoch weit darüber hinaus. Das reicht vom reinen Zweckbau über das repräsentative Verwaltungsgebäude bis hin zum privaten Wohnhaus. In vielen Fällen folgt der Wunsch nach einer besseren Akustik ­einer Veränderung der Raumsituation. Das kann durch eine generelle Nutzungsänderung im Zuge einer Renovierung oder durch eine Verdichtung der Arbeitsplätze ausgelöst werden.

Abbildungen: 1, 2: Carapol/Duckek; 3-5: Carapol                                                                       Ausgabe: 5/2012