07. April 2011

Energieberater: Qualität mit einheitlichen Standards sichern

Fast 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs in Deutschland entfällt auf Gebäude. Die GTÜ, Gesellschaft für Technische Überwachung mbH, fordert in diesem Zusammenhang, Energieberater einheitlich zu zertifizieren. „Weil der Begriff Energieberater nicht geschützt ist und keinen beruflichen Standards oder Regelungen unterliegt, bewegen sich mittlerweile sehr viele unqualifizierte Berater auf dem Markt, die nicht über die erforderlichen Fachkenntnisse verfügen," erklärt Prof. Klaus Layer, Leiter der Akademie für Glas-, Fenster- und Fassadentechnik in Karlsruhe und Partner der GTÜ. „Es entsteht ein unübersichtlicher Wildwuchs, Qualitätsstandards können nicht mehr gewährleistet werden.“

Die GTÜ kritisiert, dass Energieberater ohne entsprechende Weiterbildung oftmals die falschen Instrumente zur Messung verwenden und falsche Kriterien zur Auswertung heranziehen. Die Energiebilanz stimmt in diesen Fällen nicht mit der Realität überein. Prof. Layer dazu: „Eine falsche Energiebilanz schadet am Ende sowohl den Bewohnern als auch der Umwelt. Den Bewohnern, weil sie eine kostenintensive Sanierung mit fehlender Amortisation in Auftrag geben, die das Problem im Kern nicht behebt und die Energieeffizienz des Gebäudes nicht wesentlich steigert. Der Umwelt, da hierdurch unterm Strich keine Energie gespart und Emissionen kaum reduziert werden. Meine Forderung ist daher: Das Leitmotiv `Aus der Praxis für die Praxis´ muss deutlich erhöht und in Praxis- Exkursionen umgesetzt werden.“

In der IHK-geprüften Ausbildung zum Gebäudeenergieberater im Handwerk an der Karlsruher Akademie für Glas-, Fenster- und Fassadentechnik werden mehr als 485 Zeitstunden als Unterrichtstunden angesetzt, um das breite Fachwissen der Energieberatung zu vermitteln. Großer Wert wird auf ein lebenswertes, praxisorientiertes Lernen beispielsweise durch Exkursionen und praxisnahe Bewertungen, aber auch auf den Themenbereich Bauphysik für alle Energieberater sowie den Einsatz moderner Soft- und Hardware zur Gebäudebewertung gelegt.

Qualitätsstandards einheitlich festlegen
Um eine einheitliche und qualitativ hochwertige Beratung sicherstellen zu können, fordert die GTÜ den Schutz des Berufszweigs. „Energieberater sollte sich nur nennen, wer die nötigen Aus- und Weiterbildungen absolviert hat und staatlich zertifiziert wurde“, erklärt Prof. Layer. „Außer Ingenieuren, Architekten und qualifizierten Handwerkern mit den entsprechenden Weiterbildungen müssten alle anderen Interessenten den Weg über eine anerkannte Ausbildung gehen.“ An der Akademie für Glas-, Fenster- und Fassadentechnik in Karlsruhe werden des Weiteren zur Stabilisierung des Ausbildungsniveaus jährliche Pflichtveranstaltungen im Rahmen einer mit Credit Points bepunkteten Weiterbildung zwei Tage pro Woche angeboten.

Die Aus- und Weiterbildung sollte laut GTÜ mindestens folgende Schwerpunkte setzen: Dämmung denkmalgeschützter Häuser, Niedrigenergie- und Passivhäuser, erneuerbare Energien, Wärmespeicherungsvermögen, Berechnung und Vermeidung von Schwachstellen, Einsatz von Lüftungsanlagen, Berechnung von Lüftungsanlagen, Kenntnis über alle am Markt erhältlichen Wärmeerzeuger, Erfassung von Emissionsraten und Berechnungsvarianten zur Wirtschaftlichkeit. Bauen im Bestand gehört ebenso zur Grundlage wie die Baukonstruktion und Kenntnisse in diversen Materialeigenschaften der Vergangenheit. „Dies ist nur ein Teil der Leistungen, die eine Weiterbildung erbringen muss, um Mindeststandards zu garantieren,“ fasst Prof. Layer zusammen.

b> Zertifizierung der BAFA geht nicht weit genug
Mit ihren Forderungen unterstützt die GTÜ die Zertifizierung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), dessen Anforderungskatalog die meisten der geforderten Kriterien umfasst. Die Regelungen des BAFA gehen laut GTÜ aber nicht weit genug. Prof. Layer: „Es ist ein wichtiger Schritt, eine staatlich anerkannte Zertifizierung zu schaffen und die Qualitätsstandards damit festzulegen. Die meisten Mieter und Vermieter wissen hiervon aber nichts und fallen dadurch zu oft auf unzertifizierte Energieberater herein.“ Die Forderung der GTÜ ist daher klar: „Der Staat muss gesetzliche Regelungen schaffen, um den Beruf zu schützen. Anders lässt sich der Wildwuchs nicht beseitigen. Zertifikate und Standards laufen sonst ins Leere.“