Sanierputz richtig angewendet

Steht ein feuchter und mit Mauerwerkssalzen belasteter Untergrund zur Bearbeitung an? Dann kann die Verwendung eines Sanierputzes die geeignete Lösung sein. Bei der Materialwahl und Verarbeitung muss man einiges beachten. Putze für außen und innen sind schützende Hülle und repräsentatives Gestaltungselement. Sie zeichnen sich dabei durch eine große Vielfalt an Strukturen, Formen und Farben aus. Wichtige Kriterien sind die Körnung des Materials und die große Auswahl an unterschiedlichen zur Verfügung stehenden Bindemitteln. Beispiele: Kalk, Gips, Zement als mineralische Putze oder mit organischen Bindemitteln auf Silikat-, Silikonharz- oder Dispersionsbasis als pastöse Putze.
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Hinzu kommen Putze, die bestimmte Eigenschaften in den Vordergrund stellen, etwa Sanierputze, Funktionsputze, Leichtputze oder Dämmputze. Welcher Putz sich eignet, hängt wesentlich von der Objektnutzung und den Einflüssen und Belastungen auf die Fassade bzw. die Innenwand und schließlich von der Beschaffenheit des Untergrunds ab. Trifft man auf feuchte, nasse und womöglich mit Salzen, Nitraten und ähnlichen Stoffen belastete Untergründe, sind Sanierputze und zusätzlich die Entfeuchtungsputze meistens die Putze der Wahl. In solchen Fällen sollte die technische Machbarkeit der Ausführung gegenüber optischen Wünschen in den Vordergrund treten, denn solche Untergründe sind oft schon erheblich geschädigt.
Sanierputze und Entfeuchtungsputze unterscheiden sich in ihren Produkteigenschaften erheblich von anderen Putzarten. Das jeweilige Funktionsprinzip ist auf Dauer allerdings nur bei sorgfältiger Untergrundanalyse, darauf abgestimmter Produktauswahl und korrekter Anwendung entsprechend den Herstellervorgaben gewährleistet.

Sanierputze werden oft als Sanierputz-WTA eingestuft. WTA ist die Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege GmbH (www.wta-gmbh.de). Die WTA erarbeitet u.a. Merkblätter für verschiedene Putzsysteme und erläutert Prüf- und Ausführungsverfahren dafür. Das Merkblatt der WTA für Sanierputzsysteme ist derzeit in der Bearbeitung und wird aktualisiert. Ein Sanierputz-WTA ermöglicht nur einen geringen kapillaren Feuchtetransport in den Putz. Das Funktionsprinzip beruht unter anderem darauf, dass Wasserdampf problemlos durch den Putz gelangen kann. Dazu trägt auch ein hoher Lufporenraum bei. In diesen Luftporen verdunstet die aus dem Untergrund transportierte Feuchtigkeit und lässt die mitgeführten Salze und andere Stoffe im Speicherraum der Luftporen zurück. Die Luftporen füllen sich im Lauf der Jahre vom Untergrund her mit den Salzen. Je nach anfallender Feuchtigkeitsmenge dauert der Prozess unterschiedlich lange, bis der Speicherraum gesättigt ist. Ist dies der Fall, treten auch hier Salzausblühungen an der Oberfläche des Sanierputzes auf. Eine Sanierung erfolgt mittels Abschlagen des gesättigten Sanierputzes und einem Neuverputz. Man spricht bei Sanierputzen deshalb auch von „Opferputzen“. Bei der Verarbeitung eines Sanierputzes soll die erste Putzlage bereits die Kapillarfunktion unterbrechen. Um die sanierputztechnische Hydrophobierung auszubilden, benötigt der Putz pro mm Schichtdicke mindestens einen Tag Standzeit, um abtrocknen zu können! Ist dies aufgrund der räumlichen Feuchtesituation nicht möglich, bedarf es einer technischen Lösung beispielsweise in Form einer Entfeuchtung durch Kondensationstrocknungsgeräte.

Werner Knöller
Entfeuchtungsputze verarbeiten
Entfeuchtungsputze weisen ein anderes Funktionsprinzip als Sanierputze auf. Sie sind ebenfalls wasserdampfdiffusionsoffen, aber nicht hydrophobiert. Innerhalb der vorhandenen Porenstruktur werden Mauerwerksalze nicht eingelagert, sondern wandern zusammen mit der Feuchtigkeit an die Putzoberfläche, wo sie sich sichtbar ablagern und abgekehrt werden können. Die Verarbeitung selbst erfolgt weitgehend analog der Verarbeitung von Sanierputzen. Je nach Baustellensituation erfolgt die Verarbeitung händisch oder maschinell. Bei der Auswahl des Entfeuchtungsputzes ist das jeweilige Technische Merkblatt des Putzproduzenten zu beachten, denn es gibt unterschiedliche Produkte für die händische und die maschinelle Verarbeitung. Dort sind zusätlich Angaben zur Art der verwendbaren Rührwerke vermerkt. Das Anmischen von Hand ist nicht zulässig. Im Beispiel zeigen wir die zweilagige Verarbeitung. Die erste Putzlage kämmt man mit dem Stahlkamm oder dem Besen auf und damit sich nach der vorgeschriebenen Wartezeit die zweite Putzlage sicher verkrallen kann. Abziehen, glätten und filzen schließen die Ausführung ab.
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