Neuerungen bei der Dämmung

Einige Neuentwicklungen, welche die Dämmwirkung verbessern ­beziehungsweise ihr neue Facetten - zum Beispiel Material­ersparnis, ­ökologische Aspekte - abgewinnen, kamen vor Kurzem auf den Markt oder stehen kurz davor. Hier eine kleine Übersicht.

Fassadendämmplatte S 024
Bei der Wahl eines Farbtones auf ­Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS) ist für Putz und Beschichtungsmaterial der Hellbezugswert (HBW) als Kriterium der zulässigen Farbtonintensität zu be­achten. Mit herkömmlichen WDVS liegt die Grenze bei einem HBW von 20. Mit der Carbontechnologie von Caparol ist es möglich, diese Grenze zu unterschreiten. Ihr »System Carbon S« setzt neben der Robustheit der Carbon-Technologie auf die Vorzüge der neuen ­Dalmatiner-Fassadendämmplatte S 024. Bei deren Entwicklung wurde ein hochdämmender Polyurethankern beidseitig mit der bewährten Dalmatiner-Fassadendämmplatte kaschiert, um die Vorteile der jeweiligen Dämmplatten zu vereinen. »Die Wärmeleitzahl ist dickenabhängig und beträgt ab einer Dicke von zehn Zentimetern 0,024 W/mK«, sagt Caparol-Produktmanager Dieter Stauder. Die neue Dämm­platte weist zudem folgende Vorteile auf:
• bekannter und bewährter Dämmstoff für die Verarbeitung
• bewährte Klebe- und Armierungs­eigenschaften (Vorder- und Rückseite)
• schleifbar
• durch außenseitige Kaschierung UV- und feuchtegeschützt.
»Mit der Dalmatiner-Fassadendämmplatte S 024 lässt sich bei gleicher Dicke im Vergleich zu konventionellen Platten 30 Prozent mehr Energie einsparen. Umgekehrt lässt sich mit 30 Prozent weniger Dicke die gleiche Dämmleis­tung erzielen«, so Stauder. Mit nur zehn Zenti­meter Dicke erfüllt die Platte die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (U-Wert 0,24 W/m²K).

Warm-Wand Natur S
Mit der bauaufsichtlich zuge­lassenen Naturdämmfassade »Warm-Wand Natur S« erweitert Knauf jetzt sein WDVS-Programm um eine Variante, die Ökologie und Energieeffizienz kombiniert. Für die Dämmung sorgt bei dem neuen WDV-System die Holzfaser-­Dämmplatte Steico »WF protect«. Die mehrlagige Fassadendämmplatte weist eine hohe Diffusionsoffenheit und gute Feuchte­regulierung auf. Lieferbar sind Dicken ab 40 mm bis maximal 160 mm. In der maximalen Dämmstärke liegt der Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit bei λ = 0,043 W/(mK). Als besonders ­rationell erweist sich die Verarbeitung im Eckbereich. An Gebäudeecken ­werden die Dämmplatten nicht verzahnt im Verband, sondern stumpf verlegt.
In Verbindung mit den mineralischen und organischen Putzen von Knauf bietet die Warm-Wand Natur S vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Zur Auswahl steht zum einen ein rein mineralischer Putzaufbau mit einem natürlichen Edelputzsystem, das wahlweise mit Marmorkörnung erhältlich ist. Für eine größere Farbauswahl kann alternativ zum anderen ein organisch gebundener Oberputz gewählt werden. Beiden ­Systemvarianten gemeinsam ist die ­mineralische, faserverstärkte Armierungsschicht. Warm-Wand Natur S ist in die Baustoffklasse B2 eingeordnet und daher einsetzbar bis Gebäudeklasse 3, also für Gebäudehöhen bis sieben Meter.

Kerndämmrolle TI-KD 435
Mit der neuen Kerndämmrolle »TI-KD 435« bietet Knauf Insulation eine zeitsparende Lösung für die Dämmung zweischaliger Mauerwerke. Anders als Kerndämmplatten wird die Kerndämmrolle aus Glaswolle nicht auf die Mauerwerksanker gesteckt, sondern ausgerollt horizontal zwischen diese eingebracht. Das Einschneiden und Zurechtrücken wie bei Dämmplatten entfällt. Die Kerndämmrolle ist einseitig mit einem Glasvlies kaschiert, nicht brennbar und durchgängig wasserabweisend. Sie wird in der Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG) 035 in den Dicken 80, 100, 120, 140 und 160 mm angeboten. Wie alle Glaswolle-Dämmstoffe von Knauf Insulation wird auch die TI-KD 435 mit dem form-aldehydfreien Bindemittel »Ecose-Technology« gebunden. Mit ihrer Breite von 500 mm passt der Dämmstoff genau zwischen die Mauerwerksanker, die normgemäß (DIN 1053-1) mit dem ­maximal zulässigen Vertikalabstand von 500 mm gesetzt werden. So kann die Dämmung in einem Schritt in ihrer ganzen Länge eingebracht werden. Die Anzahl der Plattenstöße wird damit ebenso reduziert wie der Verarbeitungsaufwand. Klemmkrallplatten mit einem Durchmesser von mindestens 80 mm ­sichern die Lage des Dämmstoffs.

Tannin-Hartschaum
Isolierungsmaterialien für den Hausbau stellen häufig eine Umweltbelastung dar. Ein Freiburger Forschungsteam ­bietet nun eine ökologische Alternative: Hartschäume, die aus Tannin, einem ­Bestandteil der Holzrinde, gewonnen werden. An der Herstellung solcher Schäume arbeitet das Team um Prof.
Dr. Marie-Pierre Laborie im Freiburger ­Materialforschungszentrum und im ­Institut für Forstbenutzung und Forst­liche Arbeitswirtschaft der Universität Freiburg. Tannin wird aus der Holzrinde extrahiert, die in der Holzindustrie normalerweise als Abfallprodukt übrig bleibt. »So können wir die Rinde wiederverwerten und den Nutzwert von Holz steigern«, sagt Ricarda Böhm, Doktorandin in Labories Arbeitsgruppe. Bisher wurde Tannin aus dem Holz der Mimose und anderen tropischen Pflanzen gewonnen. Böhm und ihr Team versuchen, die gleichen Schäume aus euro­päischen Hölzern wie Fichte und Kiefer herzustellen. »Ich versuche, den Härtungs- und Schäumungsprozess zu verstehen sowie diverse Zusätze, also sogenannte Addi­tive, zu testen«, erläutert Böhm. Der im Labor produzierte Schaum entsteht bei einer chemischen Reaktion und bläst sich von selbst auf. Dazu werden Tannin, Furfuryl-Alkohol, Formaldehyd und ein Lösungsmittel zusammengemischt. Formaldehyd dient als Vernetzer, also als »Klebstoff« zwischen Tannin und ­Alkohol. »Wir ­suchen nach einem Vernetzer natürlichen Ursprungs, der das Formaldehyd ersetzen soll«, sagt Böhm. Das Team möchte, wenn möglich, nur natürliche Rohstoffe verwenden.
Da die Schäume gut isolierende und feuerresistente Eigenschaften haben, sollen sie in erster Linie als Isolier- und Dämmstoffe genutzt werden. Schäume aus Tannin dichten genauso gut ab wie zum Beispiel Polyurethanschäume, beinhalten jedoch keine giftigen Isocyanate. »Ziel ist es, unsere umweltfreundlichen Schäume als Alternative zu herkömm­lichen Schäumen zu etablieren«, sagt Böhm. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Ver­braucherschutz.

Abbildungen: 1.Caparol 2.Knauf 3.Knauf Insulation 4.FMF                               Ausgabe: 11/2012